Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
schlief, was ich nicht glaubte, auch wenn er so taktvoll war, so zu tun.
Ein durchdringender Schrei erklang, und ich zuckte zusammen und ließ den Korb fallen. Ich stürzte mich hinterher und bekam gerade noch den Griff zu fassen, bevor er von der Flut mitgerissen wurde. Triefend und zitternd stand ich da und wartete herzklopfend ab, ob sich der Schrei wiederholen würde.
Das tat er – kurz darauf ertönte ein nicht minder durchdringender Schrei, dessen Tonlage jedoch tiefer war und den mein geschultes Ohr als das Geräusch erkannte, das ein Highlandschotte ausstößt, der plötzlich in eiskaltes Wasser getaucht wird. Einige schwächere, schrillere Kreischlaute und ein atemloser Fluch mit einem Akzent aus Dorset deuteten darauf hin, dass die Herren des Hauses ihr Frühlingsbad nahmen.
Ich wrang den Saum meines Hemdes aus, fischte mein Schultertuch von dem Ast, auf dem ich es abgelegt hatte, schlüpfte in meine Sandalen und folgte der Richtung des Gebrülls.
Es gibt nicht viele Dinge, die mehr Freude machen, als von einem relativ warmen und gemütlichen Ort aus zuzusehen, wie andere mit kaltem Wasser übergossen werden. Wenn die besagten anderen dann auch noch ein vollständiges Spektrum nackter Männlichkeit präsentieren, umso besser. Ich schob mich durch einen kleinen Hain frisch knospender Uferweiden, fand einen praktischerweise abgeschirmten Felsbrocken in der Sonne und breitete meine feuchten Hemdschöße aus, während ich die Wärme auf meinen Schultern, den durchdringenden Duft der Weidenkätzchen und den Anblick vor meinen Augen genoss.
Jamie stand fast bis zu den Schultern im Teich und hatte sich das nasse Haar zurückgestrichen wie ein rötlich leuchtender Seehund. Bobby stand am Ufer. Mit einem Grunzlaut hob er Aidan auf und warf ihn Jamie zu, ein Gewirr um sich schlagender Arme und Beine, das vor Entzücken und Angst kreischte.
»Ich-ich-ich- ich! « Orrie tanzte um die Beine seines Stiefvaters herum, und sein Babypo hüpfte im Schilf auf und ab wie ein kleiner rosafarbener Ballon.
Bobby lachte, bückte sich und hob ihn hoch. Einen Moment hielt er ihn sich über den Kopf, und Orrie quiekte wie ein angesengtes Schweinchen, dann warf er ihn im flachen Bogen in den Teich.
Er traf mit einem gigantischen Platsch im Wasser auf, und Jamie packte ihn lachend und zog ihn an die Oberfläche, wo er mit einer derart verblüfften Miene auftauchte, dass sie alle kicherten wie die Gibbons. Aidan und Rollo paddelten unterdessen mit Gebrüll – und Gebell – im Kreis.
Ich blickte zum anderen Ufer des Teichs hinüber und sah, wie Ian nackt den kleinen Hügel hinuntergelaufen kam, um sich dann mit einem seiner besten Mohawk-Kriegsrufe wie ein Lachs in den Teich stürzen. Das kalte Wasser schnitt seinen Schrei abrupt ab, und er verschwand beinahe ohne eine Welle.
Ich wartete – genau wie die anderen – darauf, dass er wieder auftauchte, aber das tat er nicht. Jamie sah sich argwöhnisch nach einem Überraschungsangriff um, doch im nächsten Moment schoss Ian direkt vor Bobby mit markerschütterndem Gebrüll aus dem Wasser, packte ihn am Bein und zog ihn ins Wasser.
Danach brach allgemeines Chaos aus, und während alles planschte, kreischte, kicherte und von den Felsen sprang, hatte ich Gelegenheit, darüber nachzusinnieren, was für eine herrliche Sache nackte Männer sind. Nicht dass ich nicht schon eine ganze Reihe davon zu Gesicht bekommen hatte, doch abgesehen von Frank und Jamie waren die meisten Männer, die ich ohne Kleider gesehen hatte, entweder krank oder verletzt gewesen, und die Umstände hatten jede genüssliche Betrachtung ihrer nobleren Attribute verhindert.
Von Orries Babyspeck und Aidans winterweißen Spinnengliedern bis hin zu Bobbys kräftigem, schwarz bepelztem Oberkörper boten die McCallum-Higgins den unterhaltsamen Anblick eines Käfigs voller Schimpansen.
Ian und Jamie waren von einer anderen Sorte – Paviane vielleicht oder Mandrills. Abgesehen von ihrer Körpergröße hatten sie eigentlich nichts gemeinsam, aber sie waren dennoch sichtlich aus demselben Holz geschnitzt. Während ich beobachtete, wie Jamie oberhalb des Teichs auf einem Felsen hockte und seine Oberschenkel für den Absprung anspannte, konnte ich mir gut vorstellen, wie er sich darauf vorbereitete, einen Leoparden anzugreifen. Ian räkelte sich unterdessen glänzend in der Sonne und wärmte sich die Kronjuwelen, während er aufmerksam nach Störenfrieden Ausschau hielt. Ihnen fehlten nur noch die lila Hinterteile,
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