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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Beckenknochen hängen blieb. Als die Wehe nachließ, ließ ich meine Finger hastig über das Gesicht des Babys gleiten und konnte zwei Finger über den Kieferknochen schieben. Ich spürte das Kommen der nächsten Wehe und biss die Zähne zusammen, weil ihre Wucht mir zwischen den Beckenknochen und dem Schädel des Babys die Finger quetschte, doch ich zog sie nicht zurück, weil ich Angst hatte, meinen Zugpunkt zu verlieren.
    Zweiundsechzig Hippopotamus …
    Entspannung, und ich zog, langsam, langsam, bis das Kinn am Rand des Beckens vorüberglitt.
    Neunundachtzig Hippopotamus, neunzig Hippopotamus …
    Das Kind hing aus Lizzies Körper, blutig-blau und glänzend im Feuerschein, und es schwankte im Schatten ihrer Oberschenkel wie der Schlegel einer Glocke – oder ein Mensch am Galgen. Hastig schob ich diesen Gedanken von mir …
    »Sollten wir sie nicht nehmen …?«, flüsterte mir Tante Monika zu, Rodney an ihre Brust gedrückt.
    Einhundert.
    »Nein«, sagte ich. »Nicht berühren. Noch nicht.« Die Schwerkraft half langsam bei der Geburt. Jeder Zug würde das Genick verletzen, und wenn der Kopf stecken blieb …
    Einhundertzehn Hippo … das war eine ziemliche Menge Hippopotami, dachte ich und malte mir geistesabwesend aus, wie eine ganze Herde von Flusspferden zum Wasserloch marschierte, um sich dort genüsslich im Schlamm zu suhlen …
    »Jetzt«, sagte ich und hielt mich bereit, um Mund und Nase zu säubern, sobald sie zum Vorschein kamen – doch Lizzie hatte nicht auf mein Kommando gewartet, und mit einem lang gezogenen, tiefen Seufzer und einem hörbaren Plop! trat der ganze Kopf auf einmal aus, und das Baby fiel mir in die Hände wie eine reife Frucht.
     
    ICH SCHÖPFTE NOCH ETWAS WASSER AUS DEM DAMPFENDEN KESSEL IN DIE Waschschüssel und goss kaltes Wasser aus dem Eimer dazu. Die Wärme des Wassers brannte mir auf den Händen; nach dem langen Winter und durch den permanenten Kontakt mit Alkohol zur Sterilisation war die Haut auf meinen Fingerknöcheln rissig geworden. Ich hatte Lizzies Dammschnitt vernäht und sie gewaschen, und das Blut floss mir nun von den Händen und zog sich in dunklen Wirbeln durch das Wasser.
    Hinter mir lag Lizzie glücklich und entspannt im Bett. Sie hatte ein Hemd eines
der Zwillinge angezogen, weil ihr eigenes noch nicht wieder trocken war. Sie lachte, euphorisch durch die Geburt – und die Tatsache, dass sie überlebt hatte. Die Zwillinge umsorgten sie von beiden Seiten, murmelten ihr bewundernde und erleichternde Liebkosungen zu, der eine steckte ihr das lose, feuchte blonde Haar zurück, der andere küsste ihr sanft den Hals.
    »Hast du Fieber, Liebste?«, fragte einer von ihnen mit einem Hauch von Sorge in der Stimme. Sofort drehte ich mich um und sah sie an, denn Lizzie litt an der Malaria. Sie hatte zwar schon lange keinen Anfall mehr gehabt, aber vielleicht hatte ja die Anstrengung der Geburt …
    »Nein«, sagte sie und küsste Jo oder Kezzie auf die Stirn. »Ich bin nur rot, weil ich so glücklich bin.« Kezzie oder Jo strahlte sie anbetungsvoll an, während sein Bruder die Halsküssdienste auf der anderen Seite übernahm.
    Tante Monika hüstelte. Sie hatte das Baby mit einem feuchten Tuch und einigen meiner Wollbäusche – sie waren weich und ölig vom Lanolin – abgewischt, und jetzt war es in eine Decke gewickelt. Rodney war das Ganze längst langweilig geworden, und er war mit dem Daumen im Mund auf dem Boden neben dem Brennholzkorb eingeschlafen.
    »Dein Vater, Lizzie«, sagte sie mit einem winzigen Hauch des Tadels in der Stimme. »Er erkältet sich noch. Und er will bestimmt die Kleine sehen, mit dir, aber nicht unbedingt mit den …« Sie brachte es fertig, mit dem Kopf zum Bett zu zeigen und gleichzeitig den Blick sittsam von dem munteren Trio darauf abgewendet zu halten.
    Ihre Worte machten den Zwillingen Beine, und sie hüpften vom Bett, der eine, um sich zu bücken und Rodney aufzuheben, mit dem er ebenso selbstverständlich wie liebevoll umging, der andere, um zur Tür zu hasten und Mr. Wemyss zu holen, den man in der Aufregung auf der Veranda vergessen hatte.
    Er war zwar ein wenig blau angelaufen, doch die Erleichterung ließ sein schmales Gesicht glühen, als wäre es von innen beleuchtet. Von Herzen froh lächelte er Monika an, spendete dem kleinen Bündel einen kurzen Blick und eine vorsichtige Berührung – doch seine Aufmerksamkeit galt allein Lizzie, und ihm die ihre.
    »Deine Hände sind ja eingefroren, Pa«, sagte sie mit einem leisen

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