Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung
Kichern, doch sie hielt ihn fest, als er seine Hände fortziehen wollte. »Nein, bleib hier; mir ist schön warm. Komm, setz dich zu mir, und sag deiner kleinen Enkeltochter guten Abend.« Eine Art schüchterner Stolz klang in ihrer Stimme mit, als sie Tante Monika die Hand entgegenstreckte.
Sanft legte Monika Lizzie das Baby in die Arme und blieb dann neben dem Bett stehen, eine Hand auf Mr. Wemyss’ Schulter gelegt, und auch aus ihrem wettergegerbten Gesicht leuchtete etwas, das mehr war als bloße Zuneigung. Nicht zum ersten Mal überraschte mich ihre tiefe Liebe zu diesem zerbrechlichen, stillen Mann – und nicht zum ersten Mal beschämte mich diese Überraschung ein wenig.
»Oh«, sagte Mr. Wemyss leise. Sein Finger berührte die Wange des Babys; ich
konnte hören, wie es leise Schmatzgeräusche machte. Anfangs war es noch zu sehr von der Geburt schockiert gewesen, um sich für die Brust zu interessieren, doch jetzt begann die Kleine offensichtlich, ihre Meinung zu ändern.
»Sie hat bestimmt Hunger.« Die Bettwäsche raschelte, und Lizzie legte das Baby mit geübter Hand an ihre Brust.
»Wie willst du sie denn nennen, a leannan? «, fragte Mr. Wemyss.
»Ich habe gar nicht über einen Mädchennamen nachgedacht«, antwortete Lizzie. »Sie ist so groß gewesen, dass ich mir sicher war, dass sie ein – au!« Sie lachte leise und verzückt auf. »Ich hatte ganz vergessen, wie gierig so ein Neugeborenes ist. Oo! Hier, a chuisle, aye, so ist es besser …«
Ich langte nach dem Wollbeutel, um mir die wunden Hände ebenfalls mit einem der weichen, öligen Bäusche abzuwischen, und dabei fiel mein Blick auf die Zwillinge, die im Hintergrund standen, die Augen unverwandt auf Lizzie und ihre Tochter geheftet, die gleiche Miene in den Gesichtern wie Tante Monika. Ohne den Blick abzuwenden, senkte der Zwilling, der den kleinen Rodney auf dem Arm hatte, den Kopf und küsste den Kleinen auf den Scheitel.
So viel Liebe auf so kleinem Raum. Ich wandte mich ab, denn auch mir wurden die Augen feucht. Spielte es wirklich eine Rolle, wie unorthodox die Ehe im Mittelpunkt dieser merkwürdigen Familie war? Nun, für Hiram Crombie möglicherweise, dachte ich. Der Anführer der standhaften Presbyterianeremigranten aus Thurso würde für Lizzie, Jo und Kezzie mit Sicherheit die Steinigung fordern – und für die sündige Frucht ihrer Lenden.
So etwas war ausgeschlossen, solange Jamie in Fraser’s Ridge war – doch wenn er fort war? Ich säuberte mir langsam die blutigen Fingernägel und hoffte, dass Ian recht hatte, was die Beardsleys und ihr Talent zur Diskretion – und zur List – betraf.
Von diesen Gedanken abgelenkt, hatte ich gar nicht bemerkt, dass Tante Monika lautlos neben mich getreten war.
»Danke«, sagte sie leise und legte mir ihre Gichthand auf den Arm.
»Gern geschehen.« Ich legte meine Hand auf die ihre und drückte sanft zu. »Ihr wart mir eine große Hilfe – danke.«
Sie lächelte immer noch, doch ihre Stirn war von einer Sorgenfalte zerteilt.
»Kaum. Aber ich habe solche Angst.« Sie sah sich nach dem Bett um, dann richtete sie ihre Augen wieder auf mich. »Was passiert nächstes Mal, wenn Ihr nicht hier seid? Sie werden ja nicht aufhören«, fügte sie hinzu. Ganz diskret legte sie Daumen und Zeigefinger zu einem Kreis zusammen und stieß mit dem Mittelfinger der anderen Hand hinein – eine ganz und gar nicht diskrete Illustration dessen, was sie meinte.
Ich münzte mein Lachen rasch zu einem Hustenanfall um, der glücklicherweise von den Beteiligten ignoriert wurde, obwohl sich Mr. Wemyss etwas besorgt umsah.
»Ihr werdet ja hier sein«, sagte ich zu ihr, als ich mich erholt hatte. Ihre Miene drückte pures Entsetzen aus.
»Ich? Nein«, wehrte sie ab und schüttelte den Kopf. »Das reicht nicht. Ich … ich … bin nicht genug.«
Ich holte tief Luft, denn ich wusste, dass sie recht hatte. Und doch …
»Das müsst Ihr aber«, sagte ich ganz leise.
Sie kniff ihre großen, weisen braunen Augen zusammen und richtete sie erneut auf mich. Dann nickte sie langsam und nahm ihr Schicksal an.
»Mein Gott, steh mir bei«, murmelte sie.
JAMIE HATTE NICHT WIEDER EINSCHLAFEN KÖNNEN. ER SCHLIEF IN LETZTER Zeit ohnehin schlecht und lag oft lange wach. Dann sah er dem Verglimmen der Glut im Kamin zu und hing seinen Gedanken nach, oder er suchte in den Schatten der Deckenbalken nach Weisheiten. Wenn er problemlos einschlief, wurde er oft später plötzlich in Schweiß gebadet wach. Woher das
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