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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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der Hund nicht gewesen wäre, hätte er niemals im Freien schlafen können. Nicht dass er jemals tief oder länger schlief – doch immerhin konnte er sich hin und wieder den Bedürfnissen seines Körpers ergeben, weil er sich darauf verließ, dass Rollo jeden Schritt lange vor ihm hören würde.
    »Vorerst bist du sicher«, hatte Onkel Jamie in der ersten Nacht ihrer Reise zu ihm gesagt. Er war zu nervös gewesen, um einzuschlafen, selbst mit Rollos Kopf auf seiner Brust, und er hatte sich ans Feuer gesetzt und in der Glut herumgestochert, bis sich die Flammen klar und hell in die Nacht erhoben.
    Ihm war bewusst, dass er für jeden Beobachter deutlich sichtbar war, doch er konnte nichts daran ändern. Wenn er schon eine Zielscheibe auf der Brust trug, änderte es auch nichts mehr, wenn er sie beleuchtete.
    Rollo, der wachsam neben dem lodernden Feuer lag, hatte plötzlich den Kopf
gehoben, ihn aber nur einem leisen Geräusch in der Dunkelheit zugewandt. Also war dort jemand, den er kannte, und Ian sorgte sich nicht. Er war deshalb nicht überrascht, als sein Onkel aus dem Wald trat, wo er seine Blase erleichtert hatte, und sich neben ihn setzte.
    »Er will dich ja nicht töten«, hatte Onkel Jamie ohne Umschweife gesagt. »Vorerst bist du sicher.«
    »Ich weiß gar nicht, ob ich das sein möchte«, war es ihm entfahren, und sein Onkel hatte ihn sorgenvoll angesehen – aber nicht überrascht. Doch dann hatte Onkel Jamie nur genickt.
    Er wusste, was sein Onkel meinte; Arch Bug wollte nicht, dass er starb, denn das hätte ja seinen Schuldgefühlen und damit seinem Leiden ein Ende gesetzt. Ian hatte ihm in die alten Augen geblickt, deren Weiß vergilbt und mit roten Fäden durchzogen war und die vor Kälte und Schmerz tränten, und er hatte dort etwas gesehen, das sein Innerstes gefrieren ließ. Nein, Arch Bug würde ihn nicht töten – noch nicht.
    Sein Onkel starrte ins Feuer, dessen Licht ihm die kräftigen Gesichtszüge wärmte, und dieser Anblick erfüllte Ian mit Trost und Panik zugleich.
    Kommt dir dieser Gedanke denn gar nicht?, hatte er angsterfüllt gedacht, es aber nicht ausgesprochen. Er hat gesagt, er nimmt mir das, was ich liebe. Und da sitzt du nun ganz unbekümmert neben mir.
    Als dieser Gedanke das erste Mal aufgetaucht war, hatte er ihn verdrängt; der alte Arch stand tief in Jamies Schuld, und er war ein Mensch, der eine solche Schuld nicht vergaß – obwohl er vielleicht noch lieber einforderte, was andere ihm schuldeten. Und er zweifelte nicht daran, dass Arch Bug seinen Onkel auch als Menschen respektierte. Für eine Weile schien die Angelegenheit damit erledigt gewesen zu sein.
    Doch dann waren andere Gedanken auf ihn eingestürmt, bedrückende, vielbeinige Wesen, die seit dem Tag, an dem er Murdina Bug umgebracht hatte, aus den schlaflosen Nächten gekrochen kamen.
    Arch war ein alter Mann. Zäh wie ein im Feuer gehärteter Speer und doppelt so gefährlich – aber alt. Er hatte in Sheriffmuir gekämpft; er musste auf die achtzig zugehen. Womöglich würde ihn der Rachedurst noch eine Weile am Leben halten, doch alles Leibliche ging einmal zu Ende. Vielleicht dachte er, dass er nicht mehr lange warten konnte, bis Ian etwas fand, das es »wert war, es ihm zu nehmen«. Wenn er seine Drohung wahr machen wollte, würde er bald handeln müssen.
    Ian konnte das leise Rascheln der Bewegungen auf der anderen Seite des Feuers hören und schluckte, denn sein Mund wurde trocken. Würde der alte Arch versuchen, seine Tante auszulöschen, die Ian so liebte? Sie würde sehr viel leichter umzubringen sein als Onkel Jamie. Doch nein – Arch mochte ja vor Schmerz und Wut halb von Sinnen sein, doch er war nicht verrückt. Er wusste genau, dass es Selbstmord sein würde, Tante Claire anzurühren, wenn er nicht gleichzeitig Onkel Jamie umbrachte.

    Vielleicht würde ihm das ja gleichgültig sein. Das war ein weiterer Gedanke, der ihm mit kleinen kalten Füßen über den Bauch krabbelte.
    Er sollte sie verlassen, das wusste er. Er hatte das auch schon vorgehabt – hatte es immer noch vor. Zu warten, bis sie eingeschlafen waren, und dann aufzustehen und sich davonzustehlen. Auf diese Weise würden sie außer Gefahr sein.
    Er hatte es jedoch nicht übers Herz gebracht in jener ersten Nacht. Er hatte versucht, dort am Feuer seinen Mut zusammenzunehmen und zu gehen – aber sein Onkel war ihm zuvorgekommen, als er aus dem Wald kam und sich neben ihn setzte, ihm schweigend Gesellschaft leistete, bis Ian so weit war,

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