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Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung

Titel: Highland-Saga Bd. 7 - Echo der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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genoss das Gefühl, etwas vollbracht zu haben, seine Zeit sinnvoll genutzt zu haben, man hatte Freunde und Familie, denen man in tiefer Zuneigung verbunden war … und man brauchte nicht mehr mit dem Rücken zur Wand zu stehen, wenn man sich mit Lord George
Germain unterhielt. Zwar versicherten ihm sowohl sein Spiegel als auch sein Kammerdiener, dass er nach wie vor präsentabel aussah, doch er war mindestens zwanzig Jahre zu alt für den Staatssekretär, der junge Männer mit zarter Haut bevorzugte.
    Der Sekretär, der ihn hineingeführt hatte, entsprach genau dieser Beschreibung und war zudem mit langen dunklen Wimpern und einem sanften Schmollmund ausgestattet. Grey hatte nicht mehr als einen flüchtigen Blick für ihn übrig; sein eigener Geschmack ging in eine härtere Richtung.
    Er hatte schon bis ein Uhr gewartet, da er Germains Gewohnheiten kannte, und doch waren diesem die Spuren einer langen Nacht noch deutlich anzusehen. Er hatte dunkelblaue Ringe unter seinen milchigen Augen, die Grey mit einem ausgesprochenen Mangel an Begeisterung betrachteten. Dennoch bemühte sich Germain um Höflichkeit. Er lud Grey ein, sich zu setzen, und schickte den rehäugigen Sekretär davon, um Brandy und Gebäck zu holen.
    Grey trank tagsüber selten Hochprozentiges, und er wollte jetzt einen klaren Kopf haben. Daher nippte er kaum an seinem Brandy, obwohl dieser exzellent war. Germain dagegen steckte die berühmte Sackville-Nase – die ihm scharfkantig wie ein Brieföffner aus dem Gesicht ragte – in sein Glas und atmete tief ein, dann leerte er das Glas und schenkte sich ein neues ein. Die Flüssigkeit schien eine belebende Wirkung zu haben, denn nach dem zweiten Glas sah er schon glücklicher aus und erkundigte sich nach Greys Wohlbefinden.
    »Mir geht es bestens, danke«, antwortete Grey höflich. »Ich bin vor Kurzem aus Amerika zurückgekehrt und habe Euch einige Briefe von gemeinsamen Bekannten mitgebracht.«
    »Oh, wirklich?« Germains Miene hellte sich ein wenig auf. »Zu freundlich von Euch, Grey. Hattet Ihr eine gute Reise?«
    »Sie war erträglich.« Eigentlich war es furchtbar gewesen; die Atlantiküberquerung war ein einziger Spießrutenlauf von einem Sturm zum nächsten gewesen. Tagelang waren sie ein Spielball der Wellen gewesen, bis Grey aus tiefster Seele gewünscht hatte, das Schiff würde sinken, damit dies alles ein Ende nahm. Doch er wollte keine Zeit mit belanglosem Geplauder verlieren.
    »Kurz vor meiner Abreise aus der Kolonie North Carolina hatte ich eine bemerkenswerte Begegnung«, berichtete er, da er inzwischen den Eindruck hatte, dass Germain wach genug war, um ihm zuzuhören. »Gestattet mir, Euch davon zu erzählen.«
    Germain war sowohl eitel als auch engstirnig, und er beherrschte die politische Kunst der vagen Ausdrucksweise in Vollendung – doch er konnte sich auch ernstlich mit einer Angelegenheit befassen, wenn er wollte, was meistens dann der Fall war, wenn er einen persönlichen Vorteil witterte. Die Erwähnung des Nordwestlichen Territoriums half seiner Konzentrationsfähigkeit bewundernswert auf die Sprünge.
    »Weiter habt Ihr Euch nicht mit diesem Beauchamp unterhalten?« Germains dritter Brandy stand halb getrunken vor ihm.

    »Nein. Er hatte mir ja seine Nachricht überbracht; jede weitere Unterhaltung hätte zu nichts geführt, da er eindeutig keinerlei Handlungsbefugnis besaß. Und wenn er vorgehabt hätte, mir die Identität seiner Auftraggeber zu enthüllen, hätte er dies gewiss getan.«
    Germain ergriff sein Glas, trank aber nicht, sondern drehte es stattdessen in der Hand, um besser nachdenken zu können. Es war ein glattes Glas ohne Facettenschliff, und es war mit Germains Fingerabdrücken und den Spuren seines Mundes verschmiert.
    »Ist Euch der Mann bekannt? Warum ist er denn ausgerechnet zu Euch gekommen?« Nein, dumm ist er nicht, dachte Grey.
    »Ich war ihm Jahre zuvor einmal begegnet«, erwiderte er gleichmütig. »Im Zuge meiner Zusammenarbeit mit Oberst Bowles.«
    Nichts in der Welt hätte Grey dazu gebracht, Percys wahre Identität preiszugeben; Percy war sein und Hals Stiefbruder gewesen – nun, er war es immer noch -, und nur die Gunst des Schicksals und Greys Entschlossenheit hatten zum Zeitpunkt seines vermeintlichen Todes einen gewaltigen Skandal verhindert. Manche Skandale gerieten mit der Zeit in Vergessenheit – bei diesem wäre es anders gewesen.
    Germains gezupfte Augenbraue zuckte beim Klang des Namens Bowles – eines Mannes, der jahrelang

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