Highland Secrets 2
weiter tun, als das Haus in Ordnung halten.«
Genau das war es auch, was ich zu tun gedachte: nur das Haus putzen. Nicht mehr und nicht weniger. Ich würde Ian einfach bestmöglich aus dem Weg gehen und nicht zulassen, dass meine Schul-Schwärmerei für ihn neu entflammte.
»Eine Runde One Tree Hill ?«, lenkte ich meine Mutter ab. Schon als ich noch Zuhause gewohnt hatte, hatten wir uns die einzelnen Staffeln auf DVD geholt. Als ich meine Vorbereitungen für meinen Besuch in Dunvegan getroffen hatte, hatte ich auch die letzte Staffel noch gekauft. Meine Mutter grinste.
»Ich hole den Wein.«
Wir machten es uns bequem und während wir mehrere Folgen der Serie ansahen, unterhielten wir uns über alles Mögliche. Nur nicht über Männer. Das war schon seit Jahren die oberste Regel für unsere gemeinsamen One Tree Hill- Abende.
»Du musst heute Abend unbedingt kommen! Ein Nein akzeptiere ich nicht«, sagte Kathrin energisch und trocknete einen Teller ab. Heute Morgen war die Küche erstaunlich sauber. Trotzdem half Kathrin mir, das wenige Geschirr zu spülen, das sich über den gestrigen Tag angesammelt hatte. Erst hatte ich angenommen, sie wollte einfach nur freundlich sein. Falsch, ich hatte gar nichts angenommen. Ich hatte nicht einmal darüber nachgedacht, als sie mir anbot zu helfen. Doch dann hatte sich schnell herausgestellt, dass sie nicht aus Freundlichkeit das Geschirr abtrocknete, sondern weil sie etwas von mir wollte. Etwas, das mir überhaupt nicht recht war. Ich sollte heute Abend auf eine Party kommen, die die Band gab.
»Was ist denn das für eine Party?« Vielleicht ein Geburtstag oder eine Verlobung irgendwas Hochprivates. Dann hätte ich einen Grund abzusagen.
»Nur eine der üblichen. Nichts Besonderes. Einfach nur ein paar Freunde, die abhängen. Nun mach schon! Hast du dich denn kein bisschen verändert? Bist du immer noch die graue Maus, die zu Hause sitzt und ihre Nase in Bücher steckt?«
Graue Maus? Das hatte gesessen. So war ich keinesfalls mehr. Ich konnte abfeiern. Ja, gehörig. Ich konnte so richtig abfeiern, wenn ich wollte. Und das würde ich beweisen.
»Okay, du hast es so gewollt. Ich werde kommen.« Entschlossen warf ich den Lappen in die Spüle, mit dem ich gerade den Tisch abgewischt hatte, und wandte mich zu ihr um. »Und du wirst dafür sorgen, dass Martini im Haus ist, denn den werde ich brauchen, um es in Ians Nähe auszuhalten. Wo ist der heute Morgen überhaupt? Noch im Bett mit dem Häschen von gestern?«
»Die Jungs sind alle ausgeflogen. Irgendein Meeting mit Frank.«
»Frank?«, hakte ich nach, obwohl es mich eigentlich nicht interessierte.
»Der Manager. Ein Blödmann, der seine Pfoten nicht bei sich behalten kann. Aber die Jungs haben ihm wohl einiges zu verdanken.«
»Dann kann ich also davon ausgehen, dass Ian mir heute nicht in seinem Zimmer auflauert.«
»Du hast mit ihm darüber gesprochen, über die Sache in der Cafeteria und wie er dich behandelt hat?« Kathrin folgte mir die Stufen nach oben und dann in das erste Zimmer auf dem Gang. Es gehörte Conner und war heute Nacht wohl nicht benutzt worden.
»Eigentlich nicht, ich habe ihn zitiert, aber ich glaube nicht, dass er überhaupt wusste, wovon ich rede. Er weiß nicht einmal, wer ich bin.«
Kathrin zog die Stirn kraus. »Ich muss ehrlich zugeben, ich habe auch nie über dich gesprochen. Vielleicht kann er sich wirklich nicht erinnern. Wäre es nicht besser, du lässt die Sache dann einfach auf sich beruhen? Ich meine, wer von uns hat in seiner Jugend keinen Mist gebaut?« Kathrin brach in Lachen aus. »Außer dir.«
Ich sah mich nach etwas um, das ich ihr hätte ins Gesicht werfen können, aber außer einer schwarzen Bodenvase, einem Bilderrahmen, in dem ein gepresstes, vierblättriges Kleeblatt steckte und einem Laptop befand sich nichts Brauchbares in Griffweite. Aber ich musste auch einsehen, dass Kathrin recht hatte. Ich war damals die Perfektion höchstpersönlich gewesen. Und während manch anderer nach Perfektion strebte, war mir heute mein damaliges Ich nur noch peinlich. Schuld daran, dass ich nie ausgebrochen war, war aber die strenge Erziehung meines Vaters. Umso mehr brach ich aus, seit er fort war.
Auch wenn er es nicht mitbekam, war es für mich, als würde ich ihm den Mittelfinger zeigen. Dass ich das Studium abgebrochen hatte, das ihm so wichtig war, war mein erster Schritt in die Rebellion gegen ihn gewesen. Seither waren unzählige Partys, Alkohol und nicht wenige
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