Highland-Vampir
Blut anderer Menschen zu trinken und satt zu werden.«
Wallace wusste nicht mehr, was er tun sollte. Sprechen konnte er nicht. Es ging nur über den Kampf, das sagte ihm der letzte Überlebenswille, der ihn ihm hochdrang.
Er schlug blindlings zu.
Die Faust rammte in Höhe des Unterleibs nach vorn und erwischte die Magengrube.
Aber Justine war kein Mensch! Sie nahm den Schlag hin. Sie wusste genau, wie stark sie war, und ebenso wie Wallace merkte auch sie, dass die Faust sich nicht in den Körper hineinwühlte, sondern wie federnd zurücksprang.
Sie blieb sogar auf der Stelle stehen und schüttelte unwillig den Kopf. Zugleich drosch sie zu.
Plötzlich schien der Körper des Mannes von innen zu brennen. Es war der perfekte Treffer, der ihn dicht oberhalb der Gürtellinie erwischt hatte. Wallace bekam keine Luft mehr. Er verlor auch die Kontrolle über sich und die Umgebung. Er konnte nicht mal schreien und erlebte auch nicht, dass die blonde Bestie ihn hart gegen die Höhlenwand presste. Sie legte ihn sich stehend zurecht, drehte den Kopf zur Seite, bekam freie Bahn, stöhnte noch einmal wohlig auf und biss zu.
Es war ein schneller und ungezügelter Biss. Justine hatte nicht mehr an sich halten können. Die beiden längeren Spitzzähne hackten in seinen Hals hinein, rissen die Haut auf, hinterließen so tiefe Wunden wie eben möglich, und dann hing die blonde Bestie wie eine Klette an ihrer Beute.
Sie war nicht mehr zu stoppen. Sie saugte, sie schluckte, sie trank, sie war wie von Sinnen. Sie gab ihm keine Chance, auch wenn er kurz zappelte.
Sie saugte ihn leer. Sie genoss jeden Tropfen Blut, der in ihre Kehle sprudelte. Sie schluckte und schmatzte dabei, und sie presste ihren Körper eng gegen den ihres Opfers.
Das Blut eines Menschen zu trinken, war für jemand wie sie der absolute Genuss. Sie hätte vor Wonne schreien können, hielt die Augen offen und zugleich verdreht. So genoss sie das Höchste der Gefühle, die ein Vampir erleben konnte.
Das warme, das herrliche Blut. Es rann in ihre Kehle hinein. Sie schmatzte und schluckte, denn ihre Gier ließ niemals nach.
Ebenso wie ihre Wachsamkeit.
Etwas störte sie.
Zuerst saugte sie weiter, weil sie sich um das andere Geräusch nicht kümmern wollte. Das war ein Fehler, denn das Geräusch blieb, und es klang nicht in der Höhle auf, sondern draußen.
Warum?
Noch schluckte sie das Blut, aber ihre Zähne hatte sie bereits zur Hälfte aus den Wunden herausgezogen, weil sie so etwas wie eine Warnung erwischte.
Urplötzlich ließ sie den Mann los.
Er war nicht in der Lage, sich auf den Beinen zu halten. Er fiel einfach zu Boden, was Justine nicht kümmerte, die sich dem Ausgang zugewandt hatte und mit einer heftigen Bewegung über ihren Mund hinwegwischte.
Vor der Höhle spielte die Musik, und diese Melodie konnte ihr nicht gefallen.
Im Dunkeln sah sie gut. Etwas schlechter als Katzen, aber besser als Menschen, und sie musste erkennen, dass der Highland-Vampir es nicht geschafft hatte, sich ein Opfer zu holen. Es gab zwar einen Menschen, aber der besaß eine Waffe, einen verfluchten Eichenpfahl, und den hatte er in die Brust des Highland-Vampirs gerammt, sodass dieser zurückgefallen war und am Boden lag.
Für sie war der Vampir im Moment nicht mehr interessant. Der andere Mann war wichtiger.
Sie wusste, wer er war.
Marek, der Pfähler!
Die Antwort auf die Frage, wieso er es geschafft hatte, den Weg in die Highlands zu finden, interessierte sie in diesem Moment nicht. Für sie war wichtiger, dass es ihn gab, und dass er sicherlich nicht allein gekommen war.
Wie ein flüchtiges Gespenst schoss ihr noch ein Name durch den Kopf. John Sinclair!
Alles war plötzlich möglich geworden, und ihr letztes Opfer interessierte sie nicht mehr.
Ebenso wenig wie die Höhle, die sie mit langen und gleitenden Schritten verließ...
***
Frantisek Marek hatte es bei seinem Weg zum Ziel besser als Suko und ich. Unter unseren Füßen befand sich keine glatte Straße. Wir mussten uns durch das Gelände schlagen, in dem der aus dem Boden ragende blanke Fels ebenso glatt war wie oft die noch nicht getauten Schneefelder, auf deren Oberfläche sich knirschende Eiskrusten gebildet hatten. Hin und wieder ragten die Sträucher als dürres Gestrüpp in die Höhe, und die Buckel sowie Senken innerhalb des Geländes sorgten dafür, dass wir zwangsläufig mehr nach unten schauten, als die Straße unter Kontrolle zu halten.
Sie stieg noch immer an, und sie würde sich sehr bald
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