Highland-Vampir
hatte eine Pause eingelegt. Die blonde Bestie schien über die Natur zu herrschen, und sie blieb, als sie McClure erreicht hatte, für einen Moment stehen, um auf ihn niederzuschauen.
Er war vernichtet. Er war dabei zu zerfallen. Im Dunkel der Nacht, unter dem schimmernden Sternenhimmel löste er sich allmählich zu Asche auf. Geräusche, die sich wie das leise Knistern von Papier anhörten, waren zu vernehmen. Knochen brachen auseinander, sackten und sanken zusammen, und was zurückblieb, waren Staub und Asche. Auch die Haut hatte bereits diesen Farbton angenommen. Sie zeigte Risse, und es gab nichts mehr, was sie noch zusammenhielt.
Justine Cavallo hatte ihn lange angeschaut. An ihrem Gesicht war nicht zu erkennen, was sie dachte, als sie jetzt den Kopf drehte und sich auf Marek konzentrierte.
Er stand wieder zum Kampf bereit, breitbeinig, den Oberkörper leicht vorgebeugt, und in seiner rechten Hand hielt er die Waffe, den alten Eichenpflock.
So hatte er auch den Blutsauger erwartet, doch jetzt, als ihn Justine lächelnd anschaute, da las er in ihrem Blick sein Todesurteil.
»Du hast ihn vernichtet, Marek! Nun gut, ich habe nicht richtig aufgepasst. Aber du weißt selbst, dass er zu mir gehört hat. Und wer mir etwas wegnimmt, dem präsentiere ich die Rechnung. Darauf kannst du dich verlassen. Wir kennen uns. Du bist mir einmal entwischt. Ein zweites Mal passiert das nicht!«
»Dann komm!« Marek zitterte. Er wusste nicht, ob vor Wut oder vor Angst, denn die merkte er ebenfalls.
Die Blutsaugerin gab sich so sicher. Sie hatte den Lebenssaft eines Menschen getrunken. Um ihren Mund herum verteilten sich noch Blutreste, aber sie war nicht fertig.
Was kann ich tun?, schoss es Marek durch den Kopf. Wie, zum Henker, kann ich gewinnen?
Er wusste es nicht. Er kannte ihre Kraft und auch ihre Schnelligkeit, die sie im nächsten Augenblick unter Beweis stellte. Nichts war im Ansatz zu sehen, als sie sich abstieß und mit einem Satz den Pfähler fast erreichte.
In einer Reflexbewegung riss Marek seinen Pfahl hoch.
Justine lachte nur!
Und dann hörten beide einen Schrei – nein, es war ein Wort, das nur einem Schrei glich.
» Topar! «
***
Genau darauf hatte Suko gesetzt. Die Zeit für Sekunden zu stoppen. Alles zu lähmen, was sich in Hörweite befand, um dann zuschlagen zu können, wenn die Spanne vorbei war.
Suko war sofort gestartet. Wie immer in einer derartigen Situation musste er wahnsinnig schnell sein. Er kannte auch die Stärke der Blutsaugerin, und er wusste, dass sie ihm, was die Körperkräfte anging, überlegen war.
Er hatte die Meter nicht gezählt. Nur fünf Sekunden blieben ihm. Aber er hatte sich, bevor er das Wort rief, von seinem Freund John Sinclair gelöst und war näher an den Schauplatz des Geschehens herangekommen.
Suko lief. Ein Zuschauer hätte das Gefühl haben können, dass seine Füße den Boden nicht berührten.
Justine und Marek waren beide erstarrt. Wenn sich etwas bewegte, dann waren es nur ihre Haare, aber nicht durch ihr Zutun, das lag allein am Wind.
Und dann passierte das, was nicht passieren durfte oder sollte. Der Boden war einfach zu tückisch. Suko beging den Fehler, nur die blonde Bestie anzuschauen. Er sah den glatten Stein nicht, auf den er trat. Plötzlich rutschte ihm das rechte Bein weg. Im gleichen Moment wusste er, dass er zu spät kommen würde. Er versuchte noch, sich zu fangen. Eine Sekunde, die er verlor, wurde dabei zu einer kleinen Ewigkeit, und er hatte trotzdem noch Glück im Unglück, denn er kam nur aus dem Tritt und fiel nicht der Länge nach hin.
Aber die Zeit war um!
Das wusste auch die blonde Bestie. Sie kannte Suko und konnte seine Gefährlichkeit deshalb verdammt gut abschätzen. Deshalb sah sie in ihm den ersten Gegner.
Sie sprang auf ihn zu.
Wieder lief alles rasend schnell ab. Suko bekam keine Gelegenheit, an seine Waffe zu gelangen, denn jetzt musste er sich mit den bloßen Händen verteidigen.
Sie sprang ihn an und schlug zugleich mit beiden Händen zu, die von verschiedenen Seiten auf Suko’s Kopf zielten. Er riss im letzten Moment die Arme hoch, konnte den Schlägen die Wucht nehmen, aber sein Körper lag leider frei.
Das Ziel für einen Tritt!
Zwischen Brust und Bauchnabel wurde Suko getroffen. Die Luft blieb ihm weg. Zugleich hatte er das Gefühl, innerlich zerrissen zu werden. Er schrie nicht, aber er riss den Mund auf, und eine mächtige Kraft riss ihn nach hinten.
Diesmal war es ihm nicht möglich, sich auf den Beinen zu
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