Highlander meiner Sehnsucht
Die Rückverwandlung in den ehrfurchtgebietenden Chief war so vollständig, dass es sie erschütterte.
»Was ist los?«, fragte er in knappem Ton.
»Ein Brief, Mylaird.« Der Bote warf Flora einen unbehaglichen Blick zu. »Von Duart.«
8
F loras Herz sank wie ein Stein, und der Atem stockte ihr. Da war sie, die Antwort, auf die sie gewartet hatte. Eine Welle der Furcht brach über sie herein. Nicht Furcht davor, dass Hector sie nicht austauschen würde, sondern davor, dass er es täte. Würde Lachlan sie gehen lassen? Würde er sie gegen seine Burg eintauschen?
Ihr Herzschlag raste, während sie auf die Antwort wartete, sie war so in dem Durcheinander ihrer eigenen Gefühle gefangen, dass ihr beinahe der flüchtige Ausdruck der Überraschung auf Lachlans Gesicht entgangen wäre. Er nahm die Nachricht von dem Boten entgegen, erbrach das Siegel, warf einen kurzen Blick darauf, dann ließ er den Brief in seinen ledernen Sporran gleiten. Seine Augen wurden schwarz und kalt wie Onyx. Offensichtlich hatte ihn etwas verärgert.
»Das wäre dann alles«, entließ er den Wachmann, der unbehaglich von einem Fuß auf den anderen trat und augenscheinlich kaum erwarten konnte zu verschwinden.
Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, wandte sich Flora zu Lachlan um. Die Hände nervös am Körper zu Fäusten verkrampft holte sie tief Luft und machte sich auf das Schlimmste gefasst. »Was steht in dem Brief?«
Abweisend biss er die Zähne zusammen. »Das besprechen wir später.«
Für seinen Ärger konnte es nur eine einzige Erklärung geben. »Hector hat abgelehnt?«
Er schleuderte ihr einen so wilden Blick entgegen, dass sie entsetzt einen Schritt zurückwich. Noch nie hatte er sie so angesehen. In seinen Augen lag etwas, beinahe wie … Verachtung. »Ich sagte, nicht jetzt! Geh auf dein Zimmer.« Sein
Blick fiel auf ihre Brüste und wanderte dann tiefer. »Es sei denn, du willst dort weitermachen, wo wir aufgehört haben.«
Unter seinen Worten zuckte sie zusammen, als hätte er sie geschlagen. Dieser grausame Spott nach all den Intimitäten, die sie eben noch geteilt hatten, versetzte ihr einen heftigen Stich. Irgendetwas stimmte nicht. Warum fuhr er sie plötzlich so an? Sie hatte ihn für hart und abweisend gehalten, vielleicht sogar skrupellos, aber niemals für grausam. Lag es an etwas, das Hector geschrieben hatte? Ein schwerer Kloß bildete sich in ihrer Magengrube. Oder hatte sie etwas falsch gemacht?
Ihre Lippen zitterten, doch sie ließ sich nicht einschüchtern. »Warum behandelst du mich so? Ich habe ein Recht darauf, es zu wissen. Sag mir, was in dem Brief steht.«
Harte blaue Augen durchbohrten sie, und in seinem Blick lag etwas so Rohes, dass es ihrem Herzen einen Stich versetzte. Sie machte einen Schritt auf ihn zu, hielt aber dann verlegen inne. Seine Schultern waren steif, sie sehnte sich danach, die verkrampften, harten Muskeln zu massieren und seine Anspannung zu lindern. Vor wenigen Augenblicken hatte sie noch in seinen Armen gelegen, und nun wirkte er wieder unnahbar. Er hatte eine so uneinnehmbare Festung um sich errichtet, dass sie sich fragte, ob sie sich die Augenblicke der Zärtlichkeit nur eingebildet hatte.
»Bitte«, drängte sie.
Einen Moment lang starrte er sie an, als würde er gleich vor Zorn explodieren, doch dann schien plötzlich auf unerklärliche Weise jede Kampfeslust aus ihm zu weichen. »Verdammt noch mal«, fluchte er tonlos.
Fragend legte sie ihm die Hand auf die Brust, wobei sie immer noch seine Anspannung fühlen konnte. »Was schreibt er?«
»Ich weiß es nicht.« Seine Stimme klang seltsam hohl.
Verständnislos runzelte sie die Augenbrauen. Sie hatte doch gesehen, wie er den Brief geöffnet hatte. »Aber warum …?«
Urplötzlich traf sie die Erkenntnis. Er konnte ihn nicht lesen. Erleichtert stieß sie einen tiefen Seufzer aus. Er war nicht wütend auf sie. Aber er hatte es vor ihr verheimlichen wollen. Gott, dachte er etwa, dass sie ihn auslachen würde? Doch dann zuckte sie innerlich zusammen, als ihr bewusst wurde, dass sie das vielleicht tatsächlich getan hätte – zu einem früheren Zeitpunkt. Aber jetzt nicht mehr. Nicht, seit sie ihn besser kannte. Und ihn respektierte.
Dass er für seinen Clan hatte kämpfen müssen, anstatt wie die Söhne der meisten Highland-Chiefs, einschließlich Floras Brüder, das Tounis College in Edinburgh zu besuchen, schmälerte ihre Meinung von ihm nicht im Geringsten. Obwohl sie nicht leugnen konnte, dass viele
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