Highlander meiner Sehnsucht
wegwerfendes Schnauben aus.
Einige Minuten lang ritten sie schweigend, dann schnitt er das Thema an, das ihn schon die ganze Zeit beschäftigte. »Warum hast du nie schwimmen gelernt?«
Sie musterte ihn sorgfältig, dann holte sie tief Luft und erzählte ihm von dem Vorfall auf Inveraray, als sie ein Kind gewesen war. Die Geschichte ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Sie war schon zweimal beinahe ertrunken.
Diese erschreckende Geschichte erklärte noch mehr als nur die Tatsache, dass sie nicht schwimmen konnte. Beinahe konnte er das einsame Mädchen vor sich sehen, das so viel jünger als seine Geschwister war und so sehnsüchtig dazugehören wollte, dass es dafür alles getan hätte. Und er konnte auch sehen, was es Flora gekostet hatte. Es hatte sie zu einer völlig isolierten, außenstehenden Beobachterin gemacht.
»Und du hast das Wasser seitdem gemieden?«
Sie nickte. »Kein leichtes Unterfangen in den Highlands, wie du sicher verstehen kannst.«
Das war noch eine Untertreibung. Besonders auf den Isles, wo beide ihrer Brüder lebten. Er fragte sich, ob das vielleicht erklärte, warum sie so ungern nach Dunvegan Castle oder Skye reiste oder nach Duart Castle auf Mull.
Plötzlich runzelte er die Stirn, als ihm etwas wieder in den Sinn kam. »Auf der Überfahrt nach Drimnin hast du allerdings
nicht besonders nervös gewirkt.« Wie er sich erinnerte, war das Meer an jenem Tag besonders kabbelig gewesen.
Seine Beobachtung schien sie ein wenig durcheinanderzubringen, denn er glaubte, einen Hauch Röte auf ihren Wangen zu erkennen. Doch daran konnten auch der warme Tag und der schnelle Ritt schuld sein.
»Ich glaube, in dem Moment machte ich mir mehr Gedanken über die unmittelbare Gefahr durch die Tatsache, dass ich gerade entführt worden war.«
Fest hielt er ihren Blick gefangen. »Du warst niemals in Gefahr, Mädchen.«
»Zu dem Zeitpunkt war ich mir da nicht so sicher.« Sie verzog die Lippen zu einem leichten Lächeln. »Und wenn wir schon dabei sind, im Moment bin ich das auch nicht.«
Es war offensichtlich, dass die Aussicht, schwimmen zu lernen, sie wirklich ängstigte. Wenn er von diesen Umständen vorher gewusst hätte, wäre er bei seinem Überredungsversuch möglicherweise nicht so energisch vorgegangen. Doch andererseits hätte sie dann nicht zugestimmt. Und in diesem Fall rechtfertigte der Zweck die Mittel.
Das Mädchen hatte jedes Recht, Angst zu haben, doch sie durfte sich nicht von der Angst beherrschen lassen. »Vertrau mir, Flora. Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.«
Ihre Schultern zitterten leicht, und er wünschte sich, sie wäre näher bei ihm, so dass er sie in die Arme nehmen und ihr die Angst nehmen konnte.
»Du verstehst das nicht. Ich habe es ja versucht. Das habe ich wirklich. Aber sobald ich im Wasser bin, überkommt mich irgendetwas. Mein Puls fängt so stark an zu rasen, dass mein Herz sich ganz schwach anfühlt. Ich kann nicht mehr denken. Mein ganzer Körper versteift sich, und das Blut gefriert mir. Meine Hände fangen an zu schwitzen, und mir wird ganz flau und schwindlig.«
Ähnliche Symptome hatte er schon bei Männern in einer Schlacht gesehen. Es waren Anzeichen eines extremen Panikanfalls. »Deine Reaktion ist völlig verständlich unter diesen Umständen. Aber indem du dich an deine Ängste geklammert hast, wurdest du nur noch verwundbarer für genau diese Sache, die dir Angst macht. Und ich weiß, dass du kein Feigling bist, Flora.« Sein tiefer Blick in ihre Augen sagte ihr, dass er meinte, was er sagte. »Ich werde dich nicht anlügen, Mädchen. Dass ich dir das Schwimmen beibringe, wird dich nicht unbesiegbar machen. Ich habe zu viele Männer an die See verloren, um so etwas behaupten zu können. Aber es wird dir die Möglichkeit geben, kämpfen zu können. Und ob du es glaubst oder nicht, schwimmen macht auch eine Menge Spaß.«
Sie nickte, doch er konnte ihr ansehen, dass sie nicht überzeugt war.
Wie eine Oase tauchte jenseits des Hügels das kleine Wäldchen auf. Er war schon eine ganze Weile nicht mehr hier gewesen, unerwartete Erinnerungen an seinen Vater kamen ihm in den Sinn, an eine sorglosere Zeit in seiner Kindheit. Sein Vater hatte ihn eines Sommers hierhergebracht, als auf Breacachadh Reparaturen durchgeführt wurden und die Familie für den Zeitraum nach Morvern gezogen war. Das war nur wenige Jahre vor dem Tod seiner Mutter und dem Tod seines Vaters ein Jahr später gewesen. Als er noch genug Zeit gehabt hatte, um
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