Highlander meiner Sehnsucht
über die Heide zu reiten und sich einen langen Sommertag mit Schwimmen in einem Teich zu vertreiben. Es schien ein geeigneter Ort zu sein, um Flora das Schwimmen beizubringen, denn dort hatte er selbst es ebenfalls gelernt. Natürlich hatte sein Vater ihn ohne viel Federlesen ins Wasser geworfen und ihm gesagt, er solle selbst herausfinden, wie es geht – doch Lachlan hatte eine etwas zivilisiertere Methode für Flora geplant.
Er führte sie durch die Bäume zu dem kleinen Teich.
Der Loch war noch genauso, wie er ihn in Erinnerung hatte. Umgeben von gezackten Felsbrocken und gespeist von einem kleinen Bach, der von den Bergen herabplätscherte, maß der fast kreisrunde Teich kaum mehr als ungefähr hundert Fuß im Durchmesser. Der Ort hatte etwas Magisches an sich. Zweifellos war er sehr malerisch mit dem blaugrünen Wasser, den schwarzen, zerklüfteten Felsen und der üppigen, smaragdgrünen Kulisse; doch da war noch mehr.
Er hörte, wie Flora den Atem einzog. Sie drehte sich zu ihm um. »Er ist wunderschön. Wie heißt er?«
»Der Feenteich.«
Halb erwartete er, dass sie über den Aberglauben der Highlander lachen würde, dem der Loch seinen Namen verdankte, doch stattdessen nickte sie zustimmend. »Das passt. Ich fühle mich, als wäre ich in einer anderen Welt.«
Ihre Antwort beglückte ihn mehr, als er sich hätte vorstellen können. Dass sie die Schönheit seines Landes anerkannte, schien von seltsamer Wichtigkeit zu sein. Es war, als ob sie endlich anfing, ihre alten Vorurteile gegenüber den Highlands abzulegen. Sie könnte hier glücklich sein. Lachlan nahm sich vor, dass er alles dafür tun würde, um sie glücklich zu machen.
Nachdem er ihr vom Pferd geholfen hatte, kümmerte er sich um die Tiere und gab ihr dadurch etwas Zeit, sich mit dem Ort vertraut zu machen. Als er fertig war, nahm er einen Laib Brot, etwas Käse und eine Trinkflasche mit Wein aus seinem Beutel, breitete das Plaid auf dem Boden aus und bat sie, sich hinzusetzen. Nervös sah sie ihn an, aber tat wie geheißen. Sie aßen in angenehmem Schweigen und lauschten dabei den Geräuschen der Natur, die um sie herum aufblühte. Dem Gesang der Lerche, dem Flüstern des Windes in den Blättern, dem sanften Plätschern des Baches, der über die Felsen in den Loch strömte. Er lag auf den Ellbogen gestützt auf der Seite und betrachtete sie, verzaubert von der
Art, wie sich ihr Haar an den Schläfen in der Hitze lockte, wie die Sonne ihre blasse Haut wärmte, wie anmutig sie aß und wie sie die Trinkflasche einen Augenblick zu lang an den Lippen behielt und dadurch ihre wachsende Nervosität verriet.
Es war so weit.
Er sprang auf die Füße und hielt ihr die Hand hin. »Bereit?«
Mit großen meerblauen Augen, deren grüne Sprenkel vom hellen Sonnenlicht noch verstärkt wurden, sah sie zu ihm hoch. »Ich habe noch nicht fertig ge…«
Er schenkte ihr ein ermutigendes Lächeln. »Durch Aufschieben wird es auch nicht leichter. Komm! Es gibt nichts, wovor du dich fürchten müsstest.« Bedeutungsvoll sah er sich um. »Was könnte an einem Tag wie diesem schon schiefgehen?«
Da kam Flora gleich eine Reihe unangenehmer Dinge in den Sinn, doch statt sie auszusprechen, holte sie tief Luft und legte eine eiskalte Hand in seine warme, schwielige Handfläche, die ihr sofort Kraft gab.
Sie vertraute ihm. Diese Tatsache ließ sich nicht leugnen. Genug, um sich dem Wasser und ihren dunkelsten Ängsten zu stellen.
Er half ihr auf die Beine und deutete auf einen großen Felsen nahe der Mündung des Baches. »Dort drüben kannst du dich umziehen.«
Sie folgte seiner Anweisung, ließ sich dabei aber geflissentlich Zeit. Ihre Finger waren steif und zitterten, als sie das schlichte, vorne geschnürte Mieder und das wollene Kleid ablegte. Beides hatte sie sich von Mary geborgt, und sie war dankbar, dass sich das Kleid an den Seiten aufschnüren ließ, so dass sie es leicht über den Kopf ziehen konnte. Sie hätte sich sonst nicht selbst entkleiden können, und sie glaubte
nicht, dass sie im Moment das Gefühl seiner Finger ertragen konnte. All ihre Sinne waren so überreizt, dass sie jeden Augenblick die Fassung verlieren konnte. Und das lag nicht nur an der Aussicht, gleich ins Wasser zu gehen.
Es lag an Lachlan.
Etwas Neues und Bedeutsames war zwischen ihnen gewachsen. Eine Leichtigkeit, eine Vertrautheit, eine Intimität, die sie mit einem tiefen Gefühl der Zufriedenheit erfüllte. Indem er ihr die Freiheit gegeben hatte, hatte er alles
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