Highlander meiner Sehnsucht
dem, was ich als Chief für richtig halte, zu entscheiden.« Das war eine Warnung. Ob für ihn oder für sie, konnte er nicht sagen.
»Das tue ich nicht. Ich bitte dich nur darum, noch einmal darüber nachzudenken. Ich denke nicht, dass du deine Pflicht verletzt, wenn du die Sache noch einmal abwägst.«
Nachdenklich strich er sich übers Kinn. Das konnte er ihr zugestehen. Doch im Gegenzug dafür würde sie ihm etwas geben. »Nun gut, ich werde noch einmal über die Angelegenheit nachdenken.« Er lächelte. »Unter einer Bedingung.«
12
W enige Tage später zweifelte Flora bereits daran, ob es richtig gewesen war, das Angebot ihres ehemaligen Entführers, als sein Gast bei ihm zu bleiben, anzunehmen. Wenn sie abgelehnt hätte, so wie sie es eigentlich hätte tun sollen, dann würde sie sich jetzt nicht in dieser misslichen Lage befinden.
Beinahe bereute sie ihre Entscheidung. Beinahe.
Natürlich konnte sie die Tatsache, dass sie seine Einladung angenommen hatte, darauf schieben, dass seine Bitte sie überrumpelt hatte, doch das entsprach nicht der Wahrheit. Sie war zwar zugegebenermaßen überrascht gewesen, doch sie hatte darüber nachgedacht.
In Wahrheit wollte sie nirgends lieber sein als in dieser baufälligen, alten Burg, die nun langsam in der Ferne hinter ihr verschwand. Obwohl sie von Lachlan gegen ihren Willen auf seine Burg gebracht worden war, hatte sie den Ort liebgewonnen. Mehr als nur liebgewonnen. Mit Lachlan und seinen Schwestern gab Drimnin ihr das Gefühl, zuhause zu sein, so wie sie es schon lange nicht mehr verspürt hatte. Vielleicht noch niemals verspürt hatte. Sie hatte nie mit ihren Schwestern zusammengelebt, zum ersten Mal erkannte sie, wie viel ihr dadurch gefehlt hatte. Da stets ihre Mutter chatelaine gewesen war, hatte sie auch niemals die Möglichkeit gehabt, selbst einen Haushalt zu verbessern und zu verschönern.
Sie nahm an, dass sie zu ihrem Cousin nach Edinburgh zurückkehren oder zu Hector oder Rory gehen konnte, doch nach allem, was sie wusste, würden die sie zu einer Ehe nach deren Wünschen zwingen. Flora warf dem gut aussehenden
Mann, der neben ihr ritt, einen Blick zu und ignorierte dabei den selbstgefälligen Ausdruck auf seinem Gesicht. Obwohl Lachlan sie heiraten wollte, gab er ihr deutlich zu verstehen, dass er sie nicht dazu zwingen würde – was mehr war, als sie von ihren Brüdern erwarten konnte. Ihn zu heiraten wäre eine Möglichkeit, den Plänen ihrer Brüder ein Ende zu bereiten, dachte sie mit einem ironischen Lächeln.
Doch Flora wusste, der wahre Grund, warum sie freiwillig blieb, war, dass sie den Gedanken nicht ertragen konnte, ihm Lebewohl zu sagen.
Aber das war, bevor er sie hereingelegt hatte. Der Schuft. Erneut musterte sie ihn, dieses Mal nahm sie auch seinen Gesichtsausdruck bewusst wahr.
Unter einer Bedingung. Sie hätte es besser wissen sollen.
Lachlan betrachtete Flora, wie sie an seiner Seite ritt und ihr blondes Haar wie ein Diamant im Sonnenlicht schimmerte. Der Himmel erstreckte sich strahlend blau und endlos weit über den Hügeln, die sich in der Ferne erhoben. Er lächelte und fühlte sich so beschwingt wie schon lange nicht mehr.
Es war ein perfekter Tag zum Schwimmen.
Seine Begleiterin teilte diese Begeisterung allerdings nicht. Ihr Gesichtsausdruck lag irgendwo zwischen verärgert und wutentbrannt.
»Na, na, Mädchen, mach kein so saures Gesicht! Du hast es versprochen. Warst nicht du es, die mir geraten hat, ich könnte mehr Bienen mit Honig fangen?«
Der Blick, mit dem sie ihn bedachte, war vernichtend. »Ich glaube, du verstehst das falsch. Honig ist nicht dasselbe wie Erpressung.«
Ungerührt zuckte er die Schultern, wobei er sich ein Lächeln verkneifen musste. »Anders wärst du nicht einverstanden gewesen. Außerdem wird es nicht so schlimm werden. Das Wasser ist seicht, und ich werde dich nicht loslassen. Ich
war dort als Junge ständig schwimmen. Eigentlich ist der Loch eher ein kleiner Teich. Er liegt geschützt in einem dichten Wäldchen. Dort ist niemand, der dich sehen könnte.«
»Du wirst dort sein«, entgegnete sie spitz.
Aye , er konnte es kaum noch erwarten. Schon allein bei der Vorstellung von ihr, ganz nass in einem dünnen Leinenhemd, strömte ihm das Blut heißer durch die Adern. Ihr das Schwimmen beizubringen hatte unbestreitbar seine Vorzüge. »Aber ich bin harmlos«, meinte er gespielt unschuldig.
Diese Behauptung würdigte sie nicht einmal einer Antwort, sondern stieß nur ein
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