Highlander meiner Traeume
Mann suchen – und wo sollte sie mit der Suche beginnen?
Die Wirtin plauderte munter weiter, schimpfte über ihre starrköpfigen Landsleute im Hochland und über die englischen Soldaten, die glaubten, ihnen gehöre die ganze Welt.
„Wie lange wollt Ihr hier bleiben?“, schloss sie das Geschimpfe, nachdem Alines Teller leer gegessen war. „Seit wann seid Ihr unterwegs?“
„Schon morgen früh will ich weiterziehen, ich bin erst heute von zu Hause aufgebrochen; ich lebe in einem kleinen Ort nahe der Grenze“, setzte Aline erklärend zu, unterdrückte ein Gähnen und trank den letzten Rest der nun fast kalten Milch. „Wenn Ihr mir jetzt bitte mein Zimmer zeigen würdet, ich bin wirklich sehr müde.“
„Gewiss.“ Eilfertig sprang die Wirtin auf. „Folgt mir die Treppe hinauf. Bevor Ihr abreist, werde ich Euch persönlich ein kräftigendes Frühstück zubereiten.“
Aline wusste, dass sich die Frau diese Großzügigkeit vermutlich gut bezahlen lassen würde, bedankte sich jedoch überschwänglich.
Das Zimmer entpuppte sich als kleine, aber saubere Mansarde. Das Bett war frisch bezogen, und in der Waschschüssel auf der Kommode befand sich warmes Wasser.
Obwohl Aline eigentlich viel zu erschöpft war, wusch sie sich gründlich den Straßenschmutz vom Leib. Schon als Kind hatte sie gelernt, sich täglich zu waschen und regelmäßig die Wäsche zu wechseln. Sie seufzte, als sie auf das weiche Bett glitt, und ihr letzter Gedanke, bevor sie in einen tiefen erholsamen Schlaf fiel, galt Logan Kerr.
*
Im ersten Augenblick wusste Aline am nächsten Morgen nicht, wo sie sich befand. Doch dann erinnerte sie sich schlagartig und ein befreiendes Lächeln erschein auf ihren Lippen. In Windeseile zog sie sich an, flocht ihr langes Haar zu einem Zopf und betrachtete sich danach zufrieden in dem winzigen Spiegel über der Waschkommode.
Wie versprochen, hatte die Wirtin ein üppiges Frühstück zubereitet, das Aline mit Unmengen von Tee herunterspülte. In der Schankstube war es noch ruhig, und so setzte sich die Wirtin wieder zu der hübschen Engländerin.
„Es zieht eine Regenfront von den Highlands herüber“, sagte sie mit bedauernder Miene. „Hoffentlich habt Ihr genügend trockene Wäsche bei Euch.“
Aline nickte nachdenklich. „Es sollte reichen, aber wenn der Regen zu arg wird, warte ich ihn im Wald oder in einem Gasthof ab.“
„So ist es recht. Besser, Ihr kommt etwas später bei Eurer Schwester an als gar nicht, weil Ihr an einer Lungenentzündung zugrunde geht.“
Höflich verabschiedete sich Aline wenig später, nachdem sie ihre Rechnung bezahlt hatte; sie hoffte, dass alle schottischen Gastwirte so freundlich waren wie diese einfache Frau. Wie sich herausstellte, war auch Bobby gut versorgt worden. Sein Fell glänzte vom Striegeln, und sein Bauch war dick und rund.
Erfrischt machte sich Aline auf den Weg. Je weiter sie gen Norden kamen, umso waldreicher wurde die Gegend – und es wurde merklich kühler. Am Abend des zweiten Tages fand Aline einen weiteren Gasthof, in dem das Essen zwar nicht ganz so gut und das Bett nicht ganz so weich waren, aber Aline langte es. Sie dachte gar nicht daran, unzufrieden mit ihrer Situation zu sein, denn jeder Tag brachte sie näher zu Logan oder zumindest seiner Heimat.
*
Am dritten Tag geriet Aline in einen heftigen Regenschauer. Weit und breit waren weder ein Wald noch Ansiedlungen, geschweige denn ein Gasthof zu sehen. Nur vereinzelte knorrige Eichen standen am Wegrand; unter einer von ihnen fand Aline schließlich Schutz vor dem kühlen Regen.
Trotz der warmen Luft zitterte Aline und drängte sich dicht an den warmen Pferdekörper. Während um sie herum die Welt unterzugehen schien, kreisten Alines Gedanken wieder um Logan. Sie stellte sich vor, dass sie ihn tatsächlich in Freiheit fand, er sie jedoch nach England zurückschickte, weil sie ihm gleichgültig war. Sicher, die Chance, den Mann zu finden, war gering, doch Aline konnte nicht aufhören, auf ein Wunder zu hoffen.
Der Regenschauer endete so plötzlich, wie er begonnen hatte; die feuchte Erde dampfte, sie roch schwer und würzig. Die Landstraße war völlig aufgeweicht, sodass Aline ihren Weg am begrünten Straßenrand fortsetzen musste, wenn ihr Pferd nicht im Schlamm versinken sollte.
Und so erreichte sie am Abend des dritten Tages nach ihrem Aufbruch aus dem Heimatdorf den nächsten Gasthof. Dort wurde in der Schankstube aufgebracht über die Schlacht bei Culloden geredet, und während
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