Highlander und die Hure
heraus.
„Mama.“
Duncan ließ das Pferd am Baum angebunden und blieb in Höhe des Sattels stehen. Er stellte einen Fuß in den Steigbügel, damit sie Halt hatte, und dann überraschte ihn Mara mit der Leichtigkeit, mit der sie ihren Fuß auf seinen setzte und in den Sattel stieg. Sie tätschelte den Hals des Tieres, und es schien, als sei sie auf einem Pferderücken mindestens so sehr zu Hause wie er selbst. Nachdem sie ihre Röcke zurechtgezogen hatte, streckte sie die Arme nach ihrer Tochter aus.
Und sie lächelte.
Tatsächlich zog sie die Mundwinkel hoch, was ihrem Gesicht einen völlig neuen, ungewohnten Ausdruck verlieh. Ihre ganze Ausstrahlung hellte sich auf, und er entdeckte eine völlig andere Frau hinter der sonst ernsten, fast mürrischen Miene. Diese andere Frau wirkte viel jünger, und ihre Augen funkelten spitzbübisch, was ihn dazu veranlasste, jeden Eindruck neu abzuwägen, zu dem er bislang gekommen war.
„Seid Ihr schon einmal geritten?“ Obwohl es eine Feststellung hatte sein sollen, kamen ihm die Worte als Frage über die Lippen.
„Aye, Sir. Aber das ist viele Jahre her.“
Ihr Körper passte sich an die Bewegungen des Pferdes an, als ob sie als Reiterin zur Welt gekommen wäre. Duncan bückte sich und hob Ciara hoch, um sie Mara hinzuhalten. Die nahm die Kleine an sich und setzte sie vor sich in den Sattel. Dann steckten die beiden die Köpfe zusammen und tuschelten etwas, das er zwar nicht verstehen, dennoch erahnen konnte. Er ging einen Schritt nach hinten und beobachtete die zwei, während sich wieder dieser eigenartige Druck auf seine Brust legte.
Marian wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen, denn sein Blick hatte wieder diesen sehnsüchtigen Ausdruck angenommen, der ihr schon zuvor bei ihm aufgefallen war. Er trat einen Schritt zurück, und nachdem sich das Pferd an ihr Gewicht gewöhnt hatte – obwohl sie und ihre Tochter weniger wogen als er –, band er die Zügel los und drehte sich zu ihr um.
„Soll ich Euch führen oder möchtet Ihr, dass ich Euch die Zügel reiche?“, fragte er.
Bei seinen Worten war sie diejenige, die nun von Sehnsucht erfüllt wurde.
Vor vielen Jahren, als sie die Tochter des Lairds gewesen war und ihr entsprechend ihrer Stellung alle Ehren und Annehmlichkeiten zuteilwurden, war das Reiten ihre große Leidenschaft und ihr besonderes Talent gewesen. Ihr Bruder beteuerte immer, sie reite besser als jeder Mann, den er kannte, was sie mit großem Stolz erfüllt hatte. Jetzt dagegen würde sie viel zu viel Aufmerksamkeit auf sich lenken, wenn sie ein Pferd besaß oder auch nur ritt; außerdem würde sie das zu sehr an ihre Vergangenheit erinnern. Also übte sie sich in jener Selbstbeherrschung, die ihr schon so lange gute Dienste leistete, und schlang die Arme um ihre Tochter.
„Es würde uns gefallen, wenn Ihr das Pferd führen könntet, Sir“, gab sie leise zurück.
„O ja, Duncan“, rief Ciara. „Bitte!“
Ihre Tochter wusste nichts von ihrer Vergangenheit, und so sollte es auch bleiben, weil das für alle Beteiligten am sichersten war. Marian hielt sie fest und beobachtete voller Stolz, wie Ciara sicher und selbstbewusst vor ihr saß, sich vorbeugte und den Hals des Pferdes tätschelte und dabei den Friedensstifter mit Fragen überhäufte, bis er schließlich zu lachen begann.
Als sie das Ende des Weges erreichten und sich der Haustür näherten, ließ er das Pferd kehrtmachen, jedoch glücklicherweise nicht in Richtung des Dorfes, sondern über den Weg, der zur Brücke und von dort tiefer in den Wald führte. Schweigend ging er neben ihnen her, während er das Pferd zu einem gemächlichen, gleichmäßigen Gang anhielt. Sie überquerten die Brücke, und erst als die außer Sichtweite war, ließ er das Tier anhalten und drehte sich um.
„Und? Wie war das, Ciara?“, wollte er wissen. „Hat dir das Reiten gefallen?“
„O ja“, antwortete sie in ihrem sanften, kindlichen Tonfall. „Und Mama hat es auch gefallen.“
„Ist das wahr?“, fragte er ihre Tochter, während er deren Mutter ansah.
Marian musste schlucken und versuchte sich zu räuspern, weil ihr Hals plötzlich wie zugeschnürt war. Sie wusste nicht, wie und warum es geschah, aber ein einziger Blick von diesem Mann genügte, damit sie sich lebendig fühlte. Ein Teil in ihr, der niemals in Versuchung geführt worden war, etwas zu fühlen, war nun von einem erwartungsvollen Pulsieren erfüllt. Trotz ihrer Vergangenheit und der mangelnden Erfahrung auf diesem Gebiet
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