Highlander und die Hure
spezielle Trank, den die Köchin in der Feste braute und der gegen Schmerzen wirkte, vor allem gegen Kopfschmerzen. Sie hatte schon einmal diesen Trank benutzt, und einige der dafür verwendeten Kräuter wuchsen sogar in ihrem Garten. Ja, damit erklärte sich Duncans Verhalten.
„Und was hast du genommen, um den Geschmack zu überdecken? Den Honigmet, den Old Innis für dich braut?“, fragte sie ohne zu zögern. Würde er lügen oder die Wahrheit sagen?
„Ich glaube, der würzige Geschmack dieses Mets ist dabei sehr hilfreich.“
Marian schloss die Augen und schüttelte den Kopf, als sie die Bestätigung dafür bekam, dass ihr Bruder den Zwischenfall vorsätzlich eingefädelt hatte. „Warum, Iain? Kannst du mir das sagen?“ Sie schlug die Augen auf und redete leise weiter, damit Ciara nicht auf den Inhalt ihres Gesprächs aufmerksam wurde. „Ist der Preis noch nicht hoch genug, den ich in den letzten fünf Jahren gezahlt habe? Ich habe alle meine Versprechen gehalten.“
Und das hatte sie wahrhaftig getan, indem sie ein völlig zurückgezogenes Leben geführt hatte, sodass niemand ihre wahre Identität zu erahnen vermochte. Vor allem in den letzten zwei Jahren seit ihrer Rückkehr nach Dunalastair war sie unauffällig geblieben und hatte zudem ihr Äußeres so weit verändert, dass sich bei ihrem Anblick niemand an die Robertson-Hure erinnert fühlte – weder einer der Dorfbewohner noch jemand aus ihrer Familie.
„Ich tue das für dich, Marian. Das soll keine Bestrafung sein.“
„Du willst mich mit einem Mann verheiraten, dessen Ehre du zuvor höchstpersönlich besudelt hast. Du willst diesen Vertrag zwischen den Clans davon abhängig machen, dass er die Robertson-Hure zur Frau nimmt. Und ich bin davon überzeugt, dass diese Bedingung ihn dazu zwingen wird, mich mitzunehmen.“
Iain kam näher und nahm ihre Hände. „Du hast in jedem Punkt recht. Aber er ist ein ehrbarer Mann, Marian, und er fühlt sich zu dir hingezogen. Ich halte ihn nicht für fähig, dass er dich schlecht behandeln wird. Gib ihm eine Chance, und ich glaube, du könntest mit ihm glücklich werden.“
„Zu mir hingezogen? Du hast ihn betrunken gemacht und ihm dieses Mittel eingeflößt, und dann hast du dafür gesorgt, dass er mich halb nackt im Nachtgewand antrifft. Ich glaube nicht, dass sein Verhalten irgendetwas darüber verrät, ob er sich zu mir hingezogen fühlt.“
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und versuchte, sich jenen Erinnerungen zu widersetzen, die von ihrer eigenen Schwäche Duncan gegenüber zeugten. Natürlich wusste sie, dass sie sich auch zu ihm hingezogen fühlte. Doch sie redete sich ein, diese Gefühle wären nur aus der Versuchung heraus entstanden, die er für sie und ihr trostloses Leben dargestellt hatte. Jetzt war sie für ihn zu einer Last geworden, und zweifellos würde er sie von nun an nur noch als solche wahrnehmen und sich nicht länger zu ihr hingezogen fühlen.
„Er ist ein Ehrenmann, Iain. Die Ehre geht für ihn über alles. Seine Erfolge für seinen Clan und seinen Laird fußen auf dieser Ehre, und nun stellst du ihn vor die unmögliche Wahl, entweder mich zu nehmen oder aber als Unterhändler zu scheitern.“
Ihr entging nicht, wie Iains Gesichtsausdruck sich mit einem Mal veränderte, sodass er ihrem Vater ähnelte. Er baute sich vor ihr auf, holte tief Luft und sprach: „Ich bin hier der Laird, Marian, und ich habe entschieden. Du wirst diesen Mann heiraten.“
Wenn er sich in dieser Weise gab, war er unerträglich stur und nicht bereit, auch nur einen Fingerbreit von seinen Entscheidungen oder Ansichten abzurücken. Aber sie hatte schon schlimmere Situationen erlebt und wusste aus Erfahrung, dass er nicht der einzige Starrkopf in der Familie war.
„Ein Handfasting“, sagte sie und spielte damit auf einen alten Hochzeitsbrauch an, bei dem die Hände der Brautleute mit Bändern verbunden wurden.
„Eine Heirat mit dem Segen der Kirche, Marian.“
„Ein Handfasting mit einer Mitgift, die von seinem Laird verwahrt wird“, beharrte sie und straffte demonstrativ die Schultern.
„Eine Heirat, und sein Laird verwaltet deine Mitgift“, entgegnete er.
„Ein Handfasting oder gar nichts, Iain. Ich werde mich nicht mit einer Heirat einverstanden erklären.“
„Bist du so dumm, dass du statt einer richtigen Ehe nur eine vorübergehende Bindung bevorzugst, die nach einem Jahr und einem Tag endet?“ Iain stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte ungläubig den Kopf.
Weitere Kostenlose Bücher