Highlander und die Hure
auf den Hof unter ihm zu blicken. Ihm war es lieber, wenn frische Luft ins Zimmer kam, auch wenn der Wind damit den Regen nach drinnen trieb. Tief atmete er durch und wusste, dass der nächtliche Vorfall noch einiges nach sich ziehen würde.
„Was wirst du machen, Duncan?“
„Ich werde auf sein Angebot warten.“
„Welches Angebot?“ Als Hamish Duncans finsteres Lächeln sah, verstand er und nickte. „Ah, das Angebot, zu dem auch gehört, dass du seine Schwester, die Hure, heiraten sollst?“
„Hast du schon einmal daran gedacht, dass eine solche Frau auch gewisse Vorzüge mit sich bringen würde?“, sagte Duncan zu dem einzigen Mann, dem er eine solche Frage stellen konnte.
Hamish antwortete darauf mit einem Schnauben. Duncan versuchte, sich über die Geschichten lustig zu machen, die sie alle über Marian gehört hatten, weil er wusste, dieser Ruf passte nicht zu der Frau, die er kennengelernt hatte. Er vermutete sogar, dass es sich um erfundene Behauptungen handelte, die dem Zweck dienten, von der Wahrheit abzulenken. Behauptungen, die die Frau beleidigten, die seine Braut sein würde. Solange er nicht die Wahrheit kannte, die ihm verschwiegen wurde, musste er dafür sorgen, dass Marian nicht länger so entwürdigend tituliert wurde.
„Ich ziehe es vor, wenn meine zukünftige Ehefrau nicht mit diesem bestimmten Namen bezeichnet wird, Hamish. Sag das den Männern.“
„Dann nimmst du das Angebot schon an, bevor es überhaupt ausgesprochen wurde?“ Hamish kam zu ihm und klopfte ihm auf den Rücken. „Gibt es keine andere Lösung?“
Duncan dachte kurz darüber nach, doch die Lage gestaltete sich ganz eindeutig, auch wenn immer noch viele Dinge hinter einem Nebel verborgen lagen. Der Met, dem etwas untergemischt worden war … Iain, der ihn so hilfsbereit zum Cottage geführt hatte … die seiner Sache sehr dienliche Entdeckung, wie Duncan und Marian auf der Lichtung lagen … Ja, Iain hatte beabsichtigt, seine Schwester mit Duncan zu verheiraten, und diesen Plan konnte er selbst nur durchkreuzen, wenn er Dunalastair verließ, ohne dass ein Vertrag zwischen den beiden Clans geschlossen worden war. Allen Beteiligten war jedoch klar, dass eine solche Lösung unannehmbar war.
Der Friedensstifter bekam eine Ehefrau, während die Allianz beide Clans stärkte und ihnen mehr Macht verlieh.
Am späten Vormittag wurde an die Tür des Cottages geklopft. Marian hatte früher an diesem Tag den Riegel zurückgeschoben, um dem Wachmann draußen etwas zu essen zu geben, und danach die Tür nicht wieder verriegelt. Es gab keine Notwendigkeit dafür, weil sie an diesem Morgen keine Eindringlinge fürchtete – selbst dann nicht, wenn niemand vor ihrem Haus gewacht hätte. Sie öffnete die Tür und fand dort Iain vor. Schweigend trat sie einen Schritt zur Seite, um ihn eintreten zu lassen, wobei sie ihn forschend ansah.
Von einem flüchtigen Blick in seine Richtung abgesehen, wenn er durch das Dorf ritt, hatte sie seit ihrer Rückkehr noch keine Gelegenheit gehabt, ihren Bruder genauer zu betrachten oder gar ein Wort mit ihm zu wechseln. Solche Momente hatten sich immer nur ergeben, wenn andere Dorfbewohner oder Iains Leute ebenfalls anwesend waren, sodass es nötig gewesen war, den Schein zu wahren und so zu tun, als würden sie sich nicht kennen. Jetzt war sie zum ersten Mal seit über fünf Jahren wieder ganz allein mit ihm. Oder so gut wie allein.
Iain stand da und sah eine ganze Weile die kleine Ciara an, ehe er sich Marian zuwandte. In seinen Augen schimmerten nicht vergossene Tränen, und sie wusste, dass er so wie sie an die Vergangenheit gedacht haben musste. Dann streckte er die Arme aus, und sie kam zu ihm gelaufen, um sich von ihm umarmen zu lassen. Es kam ihr wie eine wunderschöne Ewigkeit vor, wie sie beide eng umschlungen dastanden, aber als er sie schließlich wieder losließ, war es noch nicht lange genug. Denn für zwei Geschwister, die sich einmal so nahegestanden hatten wie sie beide, konnte eine innige Umarmung nie lange genug dauern.
Er trat einen Schritt zurück und betrachtete sie erneut. „Was macht dein Kopf heute Morgen?“
Vorsichtig tastete sie nach der Beule an ihrem Hinterkopf. „Es tut noch weh“, gab sie zu, da sie nicht in der Stimmung war, die Wahrheit zu beschönigen.
„Ich kann Margret zu dir schicken, damit sie dir etwas bringt, um den Schmerz zu lindern“, bot er ihr an.
Bei diesen Worten wurde ihr klar, was sie in Duncans Kuss geschmeckt hatte. Das war dieser
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