Highlander und die Hure
„Denk doch an deine Tochter, Marian.“
„Das tue ich, Iain, das tue ich. Ich denke nur an ihren Schutz und an ihr Leben.“
Ihre Worte erzielten genau die gewünschte Wirkung bei ihm. Iain musste erst ein paarmal schlucken, ehe er einen Ton herausbringen konnte. „Ich werde dem MacLerie auch etwas zukommen lassen, das er für sie verwahren soll.“
„Wie viel Zeit bleibt mir noch?“, wollte sie wissen, während sie sich in dem kleinen Cottage umsah und überlegte, wie lange es dauern würde, bis sie alles gepackt hatte, was sie für ihr neues Leben benötigte. Mit Blick darauf, dass die Vertragsverhandlungen nahezu abgeschlossen waren, würde sie nicht mehr lange hier bleiben können. Als sie darüber nachdachte, wurde ihr auf einmal das ganze Ausmaß von Iains Plan deutlich, ohne dass er es erst aussprechen musste.
„Die Zeremonie wird heute Abend stattfinden. Morgen früh brecht ihr auf.“
Erschrocken riss sie den Mund auf, doch bevor sie ein Widerwort geben konnte, hob er die Hand und schüttelte den Kopf.
„Nimm nur die Kleidung mit, die du für euch beide benötigst. Alles Übrige lasse ich einpacken und nachschicken.“
„Aber, Iain! Meine Pflanzen … mein Garten …“, begann sie.
„Darum wird sich Margret kümmern. Und noch etwas, Marian …“
Sie konnte noch immer nicht fassen, dass Duncan sich so widerstandslos mit allem einverstanden erklärt hatte, und sie fragte sich, welchen Preis er hatte zahlen müssen. „Ja, was denn?“
„Sorg dafür, dass das Kind bei jemandem im Dorf unterkommt. Deine erste Nacht als Duncans Ehefrau wirst du in der Feste verbringen, und es ist für deine Tochter besser, wenn sie dort nicht gesehen wird.“
Marian fand keine Worte, um gegen diese besondere Abmachung zu protestieren, da ihre Gedanken um die Hochzeitsnacht kreisten, die sie mit einem wütenden Ehemann verbringen sollte, den man hinterlistig in eine Falle gelockt hatte. Aber Iain wartete auch gar nicht auf weitere Widerworte, sondern ging zur Tür und zog sie auf. Bevor er das Cottage verließ, drehte er sich noch einmal zu ihr um. „Warum diese Farbe?“
Sie fasste an ihre Haare, da sie sofort verstand, was er meinte.
„Sie lässt sich am besten mischen, um die natürliche Farbe zu überdecken, außerdem scheint sie meine Locken ein wenig zu glätten. Sie zeigt eine bessere Wirkung als alles, was ich zuvor versucht habe.“
„Komm am Nachmittag zur Feste, dann wird alles vorbereitet sein.“
Fast den ganzen Tag über konzentrierte sich Marian darauf, die Dinge zusammenzupacken, die sie für die Reise für unverzichtbar hielt. Auf diese Weise war sie die meiste Zeit abgelenkt und musste sich nicht mit ihren Empfindungen und Ängsten befassen, die ihr durch den Hinterkopf geisterten. Der schwierigste Augenblick war der, als sie Ciara zu erklären versuchte, welche Veränderungen für sie beide anstanden. Doch die Kleine zeigte sich von dem Plan sehr angetan, Sir Duncan zu begleiten und für eine Weile in seinem Dorf zu leben. Aber natürlich dachte das Kind nur daran, wie sie die Reise dorthin zurücklegen würden, und allein die Aussicht, wieder auf einem Pferd zu sitzen, genügte, um Ciaras Begeisterung zu wecken.
Wäre es doch nur so einfach gewesen, bei ihr selbst eine ähnliche Freude hervorzurufen, wenn sie daran dachte, einem Mann gehorchen zu müssen, der mit ihr weder eine Ehe noch ein Handfasting eingehen wollte! Sie versuchte sich einzureden, dass sie ihn eigentlich gar nicht fürchtete; immerhin war er sehr freundlich und aufmerksam zu ihrer Tochter gewesen, obwohl er es gar nicht hätte sein müssen.
Genau genommen schien er ein Mann zu sein, der sich nicht von seinen Gefühlen beherrschen ließ, also würde er die Situation verstehen, in die sie beide durch Iain gebracht worden waren. Selbst wenn er wollte, dass sie mit ihm das Bett teilte, konnte sie sich nicht vorstellen, dass er seine Verärgerung über diese Hinterlist ihres Bruders an ihr auslassen würde. Zumindest war das die Hoffnung, die sie in diesem Augenblick als Stoßgebet zum Himmel schickte.
Auf dem Weg zur Feste vereinbarte sie mit einer anderen jungen Mutter im Dorf, Ciara bei ihr übernachten zu lassen, dann ging sie weiter. Am Tor der Feste angekommen warf sie einen letzten Blick zurück. Hier war sie aufgewachsen und entehrt worden. Sie war zurückgekehrt, um an diesem Ort ungestört zu leben und ihre Tochter großzuziehen, doch jetzt waren all ihre Hoffnungen und Träume zunichte gemacht
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