Highlander und die Hure
man nur selten seine Ruhe vor den anderen.“
Was er da beschrieb, hörte sich in ihren Ohren wie der Himmel auf Erden an: Menschen, die umeinander besorgt waren, die sich notfalls auch einmischten, um einem anderen zu helfen. Das Mindeste, was sie tun konnte, war, für ihn die Frau zu sein, die er seinen Leuten präsentieren musste, um keinen Argwohn zu wecken.
„Zwischen uns gibt es nichts, was sie herausfinden könnten, Duncan. Ich weiß, was du von mir brauchst, und ich werde dich nicht enttäuschen. Ich habe dir bereits versprochen, deinen Namen nicht zu entehren, und ich verspreche dir auch, dass ich dich vor deinem Clan nicht bloßstellen oder in Verlegenheit bringen werde.“
Forschend betrachtete er ihr Gesicht, um festzustellen, ob sie Angst oder Wut erkennen ließ, doch ihre Miene verriet nicht, was in ihr vorging. Ihr Angebot schien ehrlich gemeint zu sein, aber was würde es letztlich bedeuten?
Duncan konnte nur nicken, ihr Angebot annehmen und darauf hoffen, dass es genügte, um viele der Probleme zu vermeiden, die er auf sie beide zukommen sah. Viele Ehen waren auf einem weniger soliden Fundament errichtet worden als diese. Etliche begannen mit einem Handfasting und gewannen an Beständigkeit, wenn Kinder geboren wurden oder wenn die Liebe ein Jahr und einen Tag überdauerte. Einige endeten dennoch, und jeder ging danach seinen eigenen Weg.
Im Augenblick vermochte niemand zu sagen, wie es zwischen ihm und Marian ausgehen und was er über ihre Vergangenheit herausfinden würde, und doch bot sie ihm an, all das gemeinsam mit ihm durchzustehen. Der einzige Kampf, den er nun noch austragen musste, betraf ihn selbst, da er einerseits die Erkenntnis über ihren Zustand vor der Hochzeitsnacht verschweigen musste, andererseits aber herausfinden wollte, welches Geheimnis sie vor ihm verbarg. Er nickte und zog an den Zügeln seines Pferds, damit es ein Stück näher kam.
„Dann bleiben wir also in der Feste, bis ein Cottage für uns bereit ist?“, fragte sie und lenkte die Unterhaltung zurück auf die allgemeinen Dinge, die es zu besprechen galt. Seite an Seite folgten sie dem letzten Mann der Gruppe, ohne den Abstand zu ihm zu verändern.
„Vielleicht würde sich Ciara wohler fühlen, wenn sie mit den anderen Kindern in der Festung gemeinsam beaufsichtigt wird“, gab er zu bedenken.
Er sah das Entsetzen in ihren Augen, aber sie lehnte sein Ansinnen nicht rundweg ab. Stattdessen ging sie schweigend eine Zeit lang weiter, ehe sie sich zu ihm umdrehte.
„Duncan, ich …“
„Ich weiß … du möchtest Nein sagen.“
„Ja, weil sie noch so jung ist.“
„Sie ist ein starkes, kluges und widerstandsfähiges Mädchen, Marian, und ich glaube, sie wird aufblühen, wenn sie von anderen Kindern und den Kindermädchen umgeben ist.“
Eigentlich erwartete er ein weiteres Argument gegen seinen Vorschlag, doch Marian fragte: „Und du glaubst, der Earl und die Countess werden so etwas erlauben? Sie ist ein uneheliches Kind …“
„Sie werden es erlauben, wenn ich sie darum bitte. Ich warte nur auf deine Erlaubnis, sie fragen zu dürfen.“ Er ließ eine Pause folgen, damit sie die Gelegenheit bekam zu antworten, doch beim Anblick ihrer finsteren Miene wusste er sofort, dass sie ihm diese Erlaubnis nicht geben wollte. „Außerdem muss das nicht jetzt entschieden werden.“
Er dachte schon, sie würde gar nichts mehr sagen, da überraschte sie ihn mit ihrer nächsten Frage.
„Verhandelst du eigentlich über alles in deinem Leben, Friedensstifter? Selbst wenn es um Frauen geht?“
Im Gegensatz zu ihr war ihm das wohl noch gar nicht aufgefallen. Aber es war nicht leicht, eingefahrene Wege zu verlassen, daher war es nicht verwunderlich, dass er die wichtige Arbeit, die er für seinen Clan erledigte, auch auf sein Privatleben übertrug. Eines ihrer Talente hatte darin bestanden, diese eingefahrenen Wege anderer zu erkennen und zu wissen, wie sie sie innerhalb ihrer Familie nutzen konnte.
Die sture Denkweise ihres Vaters, seinen ältesten Sohn um jeden Preis zu begünstigen und zu beschützen, unterschied sich nicht so sehr von der eines beliebigen anderen Adligen, war es doch so, dass die Gebräuche der Engländer und der Normannen, Land, Vermögen und Titel nur diesem Sohn zu vererben, inzwischen fast überall in ihrem Königreich an der Tagesordnung waren. Die Methode der Clans, den besten Nachfolger zu finden – ob Sohn, Neffe oder Bruder, ob der älteste oder der jüngste von ihnen –, wurde in
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