Highlander und die Hure
hellblondes, langes Haar, das er nach hinten aus dem Gesicht gestrichen trug, ließ ihn nicht weniger bedrohlich oder gar weniger männlich erscheinen. Die Runen auf seinen Armen deuteten auf eine Herkunft fernab der Highlands hin, während der Plaid um seine Hüften und über den breiten Schultern vom Gegenteil zeugten.
„Mylady“, sagte er ruhig und hielt ihr seine riesige Hand hin. „Man nennt mich Rurik Erengislsson. Willkommen in Lairig Dubh.“ Was er dann tat, kam für Marian völlig überraschend. Der riesige Mann ging in die Hocke, sah Ciara an und erklärte: „Und dich heiße ich ebenfalls willkommen, meine Kleine.“ Dabei reichte er ihr die Hand, während sie ihn schüchtern anlächelte und sich weiter an Marians Röcken festklammerte.
„Rurik.“
Es war nur ein Wort, aber Duncans Tonfall übermittelte dem anderen Mann eine Warnung, die Rurik zu einem breiten, unschuldigen Lächeln veranlasste, bei dessen Anblick Marian klar wurde, dass dieser Mann jede Frau für sich gewinnen konnte, der er begegnete. Die Geschichten darüber, dass er sich bei jungen wie alten Frauen gleichermaßen großer Beliebtheit erfreute, entsprachen sehr wahrscheinlich der Wahrheit, zumal Marian selbst diese ganz besondere Ausstrahlung ebenfalls bemerken konnte.
„Connor“, sagte Duncan, ohne darauf zu warten, dass Rurik sich zurückzog. „Darf ich dir meine Frau vorstellen? Marian Robertson, dies ist Connor MacLerie, der MacLerie und Earl of Douran. Mein Laird.“
Sie wusste, wie man sich zu verhalten hatte, wenn man einem Adligen gegenübertrat, also machte sie zusammen mit Ciara einen tiefen Knicks und senkte den Kopf. Rurik stolperte angesichts ihrer plötzlichen Bewegung nach hinten, während der andere Mann aus der Dunkelheit nach vorn trat. Als erfahrener Krieger fing sich Rurik gleich wieder und machte seinem Laird Platz. Marian hob den Kopf und sah Connor an, und in diesem Moment verstand sie, wieso sein Ruf durch immer neue Gerüchte so aufgebauscht worden war. Sein Blick war noch eindringlicher als der von Duncan, auch wenn das kaum möglich schien, und er bewirkte, dass sie nicht einmal zu atmen wagte, während sie darauf wartete, dass er etwas sagte.
„Willkommen in unserem Clan, Marian Robertson.“
„Mylord.“ Marian zog Ciara vor sich. „Darf ich Euch meine Tochter vorstellen? Dies ist Ciara.“
Der Laird folgte Ruriks Beispiel und ging in die Hocke, um auf Augenhöhe mit ihrer Tochter zu sein. Plötzlich verstand Marian, warum die beiden sich so verhielten – jeder von ihnen war Vater und hatte kleine Kinder. Es war eine rührende Geste, zwar nur von schlichter Art, dafür jedoch umso bedeutsamer.
„Ich heiße Euch beide willkommen. Nun denn.“ Er richtete sich wieder zu voller Größe auf und streckte die Hand aus, um Duncans Arm zu ergreifen. „Jocelyn wird sehr verärgert sein, wenn wir hier unsere Zeit vertrödeln, während sie im Saal mit dem Essen wartet. Sie hat für eure Rückkehr ein Mahl vorbereitet, und ich weiß, im Moment ist sie in Sorge, dass es anbrennen oder kalt werden könnte.“ Er gab Rurik ein Zeichen, damit der vorging, dann hielt er Marian seinen Arm hin.
„Kommt, Mylady, ich bin mir sicher, dass Ihr gerne etwas essen würdet und danach sicher ein warmes Bett zu schätzen wisst, um Euch von den Strapazen der Reise zu erholen.“
Mit Rurik an der Spitze, dem Laird als ihre Eskorte und Duncan gleich hinter ihnen machten sie sich auf den Weg in den Bergfried, wo sie noch einige Stufen überwinden mussten, um in den großen Saal zu gelangen. Dort warteten etliche Gäste auf sie, und eine zierliche, hochschwangere Frau lief vor dem Tisch auf und ab, der am Ende des Saals auf einem Podest stand. Die Männer um Marian holten mit ihren langen Beinen weit aus, und auch wenn es ihr möglich war, mit ihnen mitzuhalten, musste sie sich dennoch sehr anstrengen.
Am Podest angekommen, wurde Rurik von einer anderen Frau zur Seite gezogen, und dann stand Jocelyn vor ihnen. Marian wollte abermals einen Knicks machen, doch der Laird hielt sie mit fester Hand davon ab.
„Dies ist Duncans Ehefrau, Marian Robertson. Ich habe sie hergebracht, so schnell ich konnte, Jocelyn.“
Erstaunt sah Marian mit an, wie dieser Mann praktisch vor seiner Frau auf die Knie ging. Die Dame trat vor, und Marian konnte erkennen, dass sie kaum älter war als sie selbst. Plötzlich legte sie die Arme um Marian, drückte sie an sich und umarmte sie von Herzen.
„Dieser dumme Mann!“, flüsterte sie
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