Highlander und die Hure
deshalb durfte sie niemals ein Wort darüber verlieren.
„Nein, wir werden uns schon zurechtfinden“, antwortete sie und machte sich mit Ciara auf den Weg.
„Marian“, rief er ihr nach, doch als sie sich umdrehte, sagte er weiter nichts.
Er betrachtete sie nur mit einem unergründlichen Ausdruck in seinen dunklen, eindringlichen Augen, aber sie war zu müde und zu verletzt, um sich weiter mit ihm zu beschäftigen. Lieber setzte sie sich den missbilligenden Blicken wildfremder Menschen aus, anstatt die Verachtung dieses Mannes zu ertragen, der in ihr die wunderbarsten Gefühle weckte, nur um sie im nächsten Moment schmerzlich seine Ablehnung spüren zu lassen.
Schlimmer noch: Er ließ sie alles infrage stellen, was sie vor mehr als fünf Jahren getan hatte, und sie wünschte, die Dinge könnten ein anderes Ende nehmen als das, das sie erwartete. Ihr war klar, dass Duncan eine Gefahr für sie und für Ciara darstellte, aber das lag wohl nur daran, dass ihr Leben jetzt mit seinem verflochten worden war. Bis zu diesem Tag war ihr das Schlimmste an dem Ganzen gar nicht deutlich gewesen: Sie wollte ihm alles erzählen.
12. KAPITEL
Marian schmollte nicht, wenn sie wütend war. Sie beschwerte sich nicht, wenn sie das Gefühl hatte, ungerecht behandelt zu werden. Und sie lenkte nicht die Aufmerksamkeit auf sich, wenn sie sich unbehaglich fühlte. Weder an diesem Tag noch auf dem Rest der Reise sollte Duncan von ihr ein böses Wort zu hören bekommen.
Genau genommen bekam er von ihr überhaupt kein Wort mehr zu hören.
Sie redete mit ihrer Tochter, unterhielt sich mit seinen Männern ebenso wie mit den MacCallum-Kriegern, die sich ihrer Gruppe angeschlossen hatten. Und sie sprach auch mit dem Laird, als sie sich verabschiedete, und sie versprach seinem Sohn, dessen Schwester Grüße zu überbringen. Mit allen redete sie, nur zu Duncan sagte sie kein Wort mehr.
Den Rest dieses Tages verbrachte sie damit, durch das Dorf zu spazieren und die Feste zu erkunden. Zwar erklärte sie, sie komme ohne Eskorte aus, doch da er fürchtete, es könnte ihr etwas zustoßen, sobald sich ihre Identität herumsprach, schickte er einen Wachmann hinterher, der ihr mit einigem Abstand folgte. Ob das Festmahl, das der Laird dann am Abend zu Ehren ihrer Hochzeit veranstaltete, sie überraschte, war ihr nicht anzusehen. Sie nahm einfach ihren Platz neben Duncan ein und unterhielt sich mit jedem, nur nicht mit ihm.
Das hielt die anderen aber nicht davon ab, sich für Marian einzusetzen, und das tat jeder Einzelne von ihnen. Hamishs Worte waren für Duncan wie Ohrfeigen, als der ihn wegen seines Wutausbruchs kritisierte, obwohl er gar nichts über die Umstände wusste. Tavis redete mit ihm, als hätte er Ciara vor sich, und hielt ihm einen Vortrag darüber, wie man diejenigen behandelte, die man in seine Obhut genommen hatte. Sogar Farlen, dem er zu Anfang noch mit körperlicher Gewalt gedroht hatte, damit er Marian anständig behandelte, zählte ihm jetzt jeden Fehler auf, der ihm im Umgang mit seiner Frau unterlaufen war.
Der Laird machte aus der Verabschiedung eine private Predigt, in deren Verlauf er verdeutlichte, wie sich ein Mann gegenüber seiner Ehefrau zu verhalten habe. Und selbst Athdar, der viel zu jung war, um irgendetwas über Frauen zu wissen, was über deren Vorzüge im Bett hinausging, hielt sich für berufen, Duncan auf das Gefühlsleben des schwachen Geschlechts hinzuweisen. Als er mit dem Vorschlag schloss, Duncan solle sich weiteren Rat bei Rurik holen, da wusste der endgültig, dass Marian als Siegerin aus diesem Streit hervorgegangen war.
Das Schlimmste daran war, dass Duncan niemandem erklären konnte, was sich tatsächlich zugetragen hatte. Nicht sein Wutausbruch war der Grund gewesen, sondern die Tatsache, dass er sich vorzeitig aus Marian zurückgezogen hatte. Dabei war es gar nicht so geplant gewesen. Vielmehr hatte er in diesem Moment kurz entschlossen gehandelt, weil ihm klar geworden war, dass er ihr nicht vertrauen konnte. Unter diesen Umständen wäre es unverantwortlich gewesen, die bestehenden Probleme nur noch größer zu machen. Wenn er sah, wie liebevoll sie sich um Ciara kümmerte, die nicht ihre leibliche Tochter sein konnte, dann gab es keinen Zweifel daran, dass ein eigenes Kind ihr noch mehr ans Herz wachsen würde, und das würde das Ende ihres Handfasting zu einer schier unerträglichen Vorstellung machen.
Zwar wusste er, dass sein vorzeitiger Rückzug aus ihr keineswegs eine sichere
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