Highlander und die Hure
Mauern erstreckten.
Das Bauwerk besaß fast die gleiche beängstigende Wirkung wie der Burgherr selbst, der Earl of Douran, genannt Connor MacLerie, seinem Ruf nach die Bestie der Highlands. Marian erinnerte sich daran, dass sein Name einige Male gefallen war, als sie das heiratsfähige Alter erreicht hatte, und ihr war noch sehr deutlich die Reaktion ihrer Mutter und anderer Frauen im Gedächtnis. Ihre Mutter hatte vor Angst am ganzen Leib gezittert, als sie Marian berichtete, der Earl habe seine Frau von der Turmtreppe in den Tod gestoßen, weil sie ihm keinen männlichen Nachkommen und damit keinen Erben schenken konnte. Die Schreie der Frau waren in der ganzen Burg zu hören gewesen, als sie in die Tiefe stürzte, und als sie dann sterbend auf dem kalten Steinboden lag, da ergriff er die Flucht und weigerte sich sogar, eine Messe für ihre unsterbliche Seele zu halten.
„Gott behüte“, hatte ihre Mutter geflüstert und sich hastig bekreuzigt, „dass er nie herkommt und nach dir fragt.“
Die Angst, die die Geschichte der Bestie immer wieder bei Marian ausgelöst hatte, ließ sie auch jetzt wieder schaudern. Obwohl gerade sie wusste, wie wenig ein Ruf über das tatsächliche Wesen eines Menschen aussagte, fiel es ihr dennoch schwer, sich keine Sorgen über die bevorstehende Begegnung mit einem Mann zu machen, über den man sich solche grausigen Dinge erzählte.
„Ist dir kalt, Marian? Benötigst du einen Mantel?“, fragte Duncan, der auf seinem Pferd neben dem Wagen her ritt, in dem sie und Ciara gefahren wurden.
„Nein“, antwortete sie. „Mir ist nur etwas Eigenartiges durch den Kopf gegangen.“
„Er ist keine Bestie.“
Überrascht drehte sie sich zu ihm. „Woher weißt du das?“
„Wenn man so viele Jahre damit konfrontiert wird, dann sieht man, wie sich der Gesichtsausdruck eines Menschen verändert, wenn er an diese Geschichte denkt. Eine Geschichte, die so oft erzählt worden ist, dass man immer wieder neue Einzelheiten hinzugefügt hat, um sie noch entsetzlicher zu machen, als sie es ursprünglich gewesen ist.“
Dass seine Worte ihre eigene Situation genauso zutreffend beschrieben, schien ihm zunächst nicht aufzufallen. Doch schon einen Moment später verriet seine Miene, dass er es nun ebenfalls bemerkt hatte. Marian versuchte, sich daran zu erinnern, wie sehr man die Geschichten aufgebauscht hatte, die sie selbst betrafen, und war deshalb bemüht, es nicht dem Earl zum Vorwurf zu machen, was über ihn erzählt wurde.
„Wenn du Jocelyn kennenlernst, wirst du ihren Augen ansehen können, dass diese Geschichten nichts weiter sind als nur Gerüchte. Auch wenn sie der Meinung war, ich würde sie bei Connor dem Tod übergeben, wäre sie heute unter keinen Umständen mehr bereit, von seiner Seite zu weichen.“
Marian beobachtete, wie die ersten Eskorten unter dem gewaltigen Fallgitter hindurch auf den großzügig angelegten Burghof von Broch Dubh ritten. Trotz der vorgerückten Stunde und der nächtlichen Dunkelheit warteten viele auf ihre Ankunft. Ciara kletterte auf Marians Schoß, die spürte, wie das Mädchen vor Aufregung zitterte, da es von so vielen Pferden umgeben war und es so viel Neues zu sehen und zu hören gab. Als sie die Stufen erreichten, die hinauf zu den Türen des Bergfrieds führten, half Duncan ihnen vom Wagen und begleitete sie nach oben. Zwei Fackeln sorgten für etwas Helligkeit auf dem Treppenabsatz, aber sie beschienen nicht die Gesichter der zwei Hünen, die dort standen. Die zuckenden Flammen umspielten die Silhouetten ihrer muskulösen Körper, und da sie zum größten Teil in Dunkelheit gehüllt waren, wunderte es Marian nicht, dass sie selbst auch ein wenig schauderte. Duncan nahm ihre Hand und führte Marian zu den beiden Männern.
Der Riese, der ihnen am nächsten stand, war eine volle Handbreit größer als Duncan. Seine verschränkten Arme ließen deutlich die beachtlichen Muskeln eines Kriegers erkennen. Der zweite Mann hatte dunklere Haare und war nur ein wenig größer als Duncan, doch er sah genauso gefährlich aus wie der andere. Wer von ihnen war der Laird? Und wer war dessen Begleiter? Marian bemerkte, dass Ciara sich an sie drückte, was ein sicheres Zeichen für ihre Angst war.
„Na bitte, Connor, jetzt hast du ihnen Angst gemacht“, äußerte sich der Größere und trat vor in den Lichtschein der Fackeln.
Bei seinem Anblick stockte ihr der Atem, war er doch ganz ohne Zweifel der bestaussehende Mann, dem sie je begegnet war. Sein
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