Highschool der Vampire
Meter über dem Erdbo den und wand sich im Griff von vier riesigen bleichen, schwarzhaarigen Kerlen, von denen jeder ihn an einem Arm oder Bein gepackt hatte. Seine Brille war ver schwunden, er war rot im Gesicht und ich nehme an, sie hatten ihm seinen Mantel weggenommen.
Aber was würden sie jetzt mit ihm machen?
Ein Stück hinter dem Schülerklub tröpfelte ein klei ner Bach dahin. Ich meine, ein wirklich kleiner. Ich be zweifle, dass er um diese Zeit des Jahres tiefer als dreißig Zentimeter war. Es sah so aus, als hätten diese Typen das Eis dort zerbrochen, um Justin hineinzuwerfen.
Es sah nicht gefährlich aus - wie auch? Aber Justin brüllte, als hätte er soeben das letzte Rettungsboot der Titanic verpasst.
U n d die Kids um ihn herum schauten einfach nur zu.
Sonst nichts. Sie waren wie eine Mauer. Eine Mauer mit Sonnenbrillen.
Habt ihr je etwas getan, ohne darüber nachzudenken -
ich meine: etwas, was ihr nie zuvor getan habt und viel leicht auch nie wieder tun würdet —, und hat es alles, was danach geschah, verändert?
Genau das tat ich jetzt. O h n e darüber nachzudenken, bückte ich mich, formte rasch einen Schneeball und schleuderte ihn auf den größten der Kerle.
»He!«, sagte ich. »Lasst ihn runter.«
Der große Kerl drehte sich um.
»Wer war das?«, fragte er. Es klang nicht mal wütend.
»Ich werde dir einen kleinen Hinweis geben«, schrie ich und warf ihm den nächsten Schneeball mitten ins Gesicht.
Er ließ Justins Bein los und überließ es seinem Kum pel. Dann kam er zu mir herüber.
»Weißt du, wer ich bin?«, fragte er.
»Ja«, gab ich zur Antwort. »Du bist der Trottel, der Hilfe benötigt, um Justin Warrener zu vermöbeln.«
In der Menge hinter mir war ein leises Lachen zu hö ren. N u r eines.
Der Kerl überragte mich um Längen. Er sah so aus, als würde er nur aus Muskeln bestehen, und hatte bereits einen Bart.
Ich begann nervös zu werden.
»Lasst ihn runter«, sagte der Kerl.
Die anderen drei ließen Justin in den Schnee fallen. Er rappelte sich hoch und huschte davon.
Dann packte mich der große Kerl - der aussah, als würde er darüber nachdenken, ob er mich auffressen sollte oder nicht — mit einer Hand und hob mich hoch.
»Du weißt nicht, wer ich bin, Gadschi«, sagte er. »Und deshalb werde ich vielleicht Gnade vor R e c h t ergehen lassen. Du gestattest? Ich bin Gregor Dimitru.« Er warf seinen Kopf zurück und hielt mich auf Armeslänge von sich entfernt. »Nein, ich werde wohl doch nicht Gnade vor R e c h t ergehen lassen.«
U n d er warf mich — ich meine damit wirklich werfen —
dem nächsten Kerl zu, der mich mit einer Hand fing und mein Gesicht an seins heranzog.
»Vladimir Bratianu«, brüllte er und warf mich dem dritten Typen zu.
»Constantin Trifa«, schrie der und warf mich an den vierten weiter.
»Ilie Nitzu.« Der Kerl grinste und warf mich wieder zu Gregor zurück.
»Und wie heißt du, Gadschi?«, fragte er und hielt mich jetzt über seinen Kopf.
Ich schaffte es, »Lass mich runter« zu sagen.
Das hier war die Hölle und Albträume erwachten zum Leben. Diese Kerle behandelten mich so, als wäre ich nichts. Ich war nichts für sie. Ich spürte es.
»Lassmichrunter?«, sagte Gregor. »Ich glaube, ich habe noch nie jemanden getroffen, der Lassmichrunter hieß.
Woher kommst du, Lassmichrunter?«
»Ich glaube, er meint, du sollst ihn runterlassen«, sagte der eine, der Vladimir hieß.
»Oh. Ja vielleicht, Vladimir«, sagte Gregor, als würde er darüber nachdenken. »Was meinst du, Lassmichrun ter? Hat er Recht?«
Er schüttelte mich.
»Ja«, sagte ich mit klappernden Zähnen.
Im nächsten Moment flog ich durch die Luft. Ich lan dete unsanft auf Ilies Füßen. Er benutzte einen davon, um mich zu treten. Ich hüpfte wie ein Fußball.
Ich konnte nicht glauben, was da ablief. Warum hatte ich bloß jemals diese Schneebälle geschmissen? Warum kam mir niemand zu Hilfe? Wo war dieser verdammte Wolf? Gab es überhaupt noch ein Entkommen?
Ich kam auf die Beine. Jemand stieß mich von hinten und ich taumelte gegen Gregor, der mich erneut hoch hob und mir auf beide Wangen schlug, während ich mich drehte und wand.
Dann traf mein linker Fuß seinen Unterleib und plötz lich wurde er noch bleicher, als er ohnehin schon war.
»Argh«, sagte er und ließ mich fallen.
Ich hatte noch immer Angst, aber ich hatte den Kerl verletzt. Etwas Wildes kam über mich und ich fiel mit al ler Kraft über ihn her.
Das funktionierte etwa eine
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