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Hilfe, die Googles kommen!

Hilfe, die Googles kommen!

Titel: Hilfe, die Googles kommen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias Mann
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habe? Was führt jenen Kerl in seinen erlauchten Kreis?« Und so sind durch ein, zwei Klicks selbst bei gestandenen Mittdreißigern die Ängste des sechzehnjährigen Pickelgesichtes wieder da, das nicht zur Geburts­tagsparty des Schulsprechers eingeladen wurde.
    In dieser Hinsicht bringt uns Facebook also wieder ein Stück Jugend zurück, allerdings eines, auf das man gut und gerne verzichten könnte.
    Klick dich, du Sau!
    Aus den vorangegangenen Ausführungen nun allerdings die simple Regel »Je mehr Facebook-Freunde, desto besser« abzuleiten, wäre ein Trugschluss. Es ist im Prinzip genauso wie mit der Anzahl der Sexualpartner: Zu wenige sind ebenso peinlich wie zu viele. Da gilt jemand mit vierstelliger Freundesliste mal ganz schnell als promiskuitive Gesichtsbuchschlampe, die sich aber wirklich von jedem durchklicken lässt. Diejenigen mit ­einer Handvoll Freunde halten sich selbst vielleicht für wählerisch oder elitär, hinter vorgehaltener Hand spricht man über sie jedoch als hoffnungsloses Online-Mauerblümchen, das einfach niemand klicken will.
    Es geht also ums Klicken und Geklicktwerden, und auch hier sieht man wieder, dass soziale Netze im Grunde nichts anderes sind als eine Simulation von Pubertät im Internet. Warum zieht ein solch infantiler Spaß die Menschen in Massen an?
    Die simple Antwort: Es wird einfach und schlicht das typisch menschliche Bedürfnis nach Jugend befriedigt. Hier kann man verhältnismäßig gefahrlos herumalbern und sich noch mal so richtig kindisch aufführen, wenngleich die Medien nicht müde werden, den Teufel an die Facebook-Pinnwand zu malen. Die Gefahren der sozialen Netze werden zumeist hoffnungslos übertrieben. Es ist doch sicherer, sich in der Midlife-Crisis ganz mutig bei Facebook anzumelden, als sich mit einer Ducati tot zufahren oder beim Basejumping vom Kölner Dom in der Ober ­leitung der Bahntrasse hängenzubleiben. 42
    Das sehen offensichtlich viele Menschen genauso, und deswegen ist das soziale Netz mittlerweile nicht mehr nur eine Domäne der Digital Natives, sondern auch der Digital Dummys und PWSNTACAA s. Gerade die von der Web-Branche sogenannten »Silver Surfer«, also die Graurücken unter den Internetgorillas, fallen in Massen über die Freundeslisten her. So kommt es auch in einem ehemals jugendlichen Medium zum Clash der Generationen. Benachrichtigungs-E-Mails von Facebook, in denen steht »Papa und Mama möchten dein Freund werden«, könnten nun aber durchaus zur Abschreckung und letztlich Abwanderung vor allem jüngerer Nutzer führen. Ist die angesagte Discothek tatsächlich noch cool, wenn plötzlich die ­Eltern neben einem auf der Tanzfläche stehen? Manch ein Junger hat sich zwar mittlerweile damit arrangiert, dass Papa ­Videos vom Moonwalk-Tanzen bei der letzten Familienfeier in seine Timeline stellt. Andere verlassen aber fluchtartig die ­Facebook-Discothek und versuchen ihre Unabhängigkeit vom Elternhaus im exklusiveren Twitter-Club wiederzuerlangen. Man kann natürlich auch einfach die Online-Anfrage seiner ­Eltern ablehnen, muss dann aber offline mit der Enterbung rechnen. Wie dem auch sei – ein soziales Netz mit derart vielen Mitgliedern muss auf Dauer eine repräsentative Kopie der realen Bevölkerungsentwicklung werden. Und wie die bei uns in Deutschland aussieht, ist ja gemeinhin bekannt. 43
    Einer der Hauptgründe, warum Facebook die Massen bewegt, ist die schier grenzenlose Verfügbarkeit von Zuneigung in Form der simplen Aussage »Gefällt mir«. Jeder Beitrag, den man auf Facebook mit der Welt teilt, kann von den individuellen Kontakten mit einem Klick auf den »Gefällt mir«-Button gewürdigt werden. Im amerikanischen Original heißt das »I Like!«, was dieser offiziellen Facebook-Währung die Bezeichnung »Likes« verschafft. Das wurde auch im Deutschen so beibehalten, wahrscheinlich weil »Gefälltmirs« einfach scheiße klingt.
    Interessant ist dabei, dass die Macher von Facebook das ­binäre System von Schwarz und Weiß, von Yin und Yang, quasi aufgehoben haben, da es keinen »Gefällt mir nicht«-Button gibt. Das macht die ganze Chose natürlich unglaublich nett und behaglich. Weil Diskussionen auf Facebook eher selten sind – die »Freunde« haben keinen Bock auf kritische Kommentare und damit Stress – ist das Schlimmste, was einem passieren kann, für einen Beitrag keine »Likes« zu bekommen. Und, glauben Sie mir, auch das tut weh. Wenn niemand die eigene Statusmeldung mit »Likes« würdigt, fühlt man

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