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Hilfe! Gaby in Gefahr!

Hilfe! Gaby in Gefahr!

Titel: Hilfe! Gaby in Gefahr! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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zum Balkon. Aber dort war nichts mehr. Nur suppendicke
Dunkelheit hinter der Glasfront.
    Das Musikanten-Duo hatte einen
Tusch gespielt.

    Tim verbeugte sich, um kein
Spielverderber zu sein.
    „Bravo!“ rief Minkmann. „Wenn
du mal Zahnschmerzen hast, behandele ich dich umsonst.“
    „Ich hoffe doch nicht, daß Sie
mir einen Zahn ziehen müssen“, lachte Tim.
    Das spielte an auf die
Arbeitsteilung, die bei den Minkmanns bestand. Wie Bärbel Minkmann, die
Zahnärztin, ihm verraten hatte, drückte sie sich tatsächlich vor Extraktionen (Ziehen
eines Zahns), wie es in der Fachsprache heißt, und überließ diesen Kraftakt
ihrem Mann.
    Die Musik pausierte für einen
Moment.
    Stille.
    Denn die meisten hatten das
Glas am Mund.
    Und so konnte Tim hören, wie
drüben in der Nußbaum-Straße ein Wagen abfuhr.
    Tim trat zu dem Architekten.
    „Herr Rübler!“
    „Ja, Tim?“
    „Sicherlich täusche ich mich.
Aber wir sollten mal rübergehen in Ihr Haus.“
    „Weshalb?“
    „Mir war eben, als hätte ich
ein Gesicht hinter der Scheibe gesehen. Oben im Balkonzimmer.“
    „Aber wir sind doch alle hier.“
    „Eben.“
    „Du meinst...“ Er lachte. „Das
müßte aber ein mutiger Einbrecher sein. Wo wir doch so nahe sind.“
    „Die Profis steigen zur offenen
Balkontür ein, während Sie im Parterre vor dem Fernseher sitzen. Gehen wir?“
    „Was ist los? Einbrecher?“
fragte die Dame neben Rübler. Tim hatte vorhin ihren Namen nicht verstanden.
    „Tim hat ein Gespenst gesehen“,
lachte Rübler. Er zog ein Schlüsselbund aus der Hosentasche. „Ich bin zu faul,
nämlich mit Spanferkel angefüllt. Aber dich, Tim, ermächtige ich, nach dem Rechten
zu sehen.“
    „Schlüssel brauche ich nicht.
Die Terrassentür ist offen.“
    Er zog los.
    Karl, der zugehört hatte,
schloß sich ihm an.
    Klößchen vertilgte immer noch
oder schon wieder Rote Grütze.
    Gaby unterhielt sich mit Anna
und Sabine, die beide wirklich nicht übel waren.
    Völlig sorglos, der Rübler,
dachte Tim. Geradezu von sträflichem Leichtsinn. Auch eine Folge des Alkohols.
Der Suff macht nicht nur bescheuert und krank, er öffnet auch dem Verhängnis
Tür und Tor.
    „Hast du wirklich wen gesehen?“
fragte Karl und polierte heftig seine Brille am Pulloverärmel. „Oder willst du
nur mal aufs Klo?“
    Tim lachte. „Dafür könnten auch
die Minkmannschen Ziersträucher herhalten. Nein, beim Handstand sah ich eine
Art Gesicht hinter der Balkonzimmer-Fensterscheibe. Irrtum vorbehalten, klar.
Höchstwahrscheinlich ein Irrtum. Sonst wäre ich sofort losgesprintet.“
    Sie durchquerten den schmalen
Garten und tappten über die ebenso schmale Terrasse.
    Das Gelächter vom Gartenfest
folgte ihnen.
    Jetzt fing auch das Duo wieder
an und spielte ein irisches Volkslied zum Mitsingen. Aber leider konnte keiner
den Text.
    „Wenn ich’s mir richtig
klarmache“, sagte Tim, „fuhr erst ein Wagen ab. Und kurz darauf noch einer.“
    „Du meinst vorn an der Straße?
Ja, mir war auch so.“
    Sie traten ins Haus.
    Tim verharrte, kampfbereit,
spürte aber: Niemand war in dem dunklen Raum.
    Karl machte Licht.
    Auf den ersten Blick hatte sich
nichts verändert.
    Aber der zweite offenbarte:
Dort fehlte ein Gemälde an der Wand, dort ein Wandteppich, dort hatte vorher
eine China-Vase gestanden, dort eine Tischlampe auf balusterförmiger Säule,
dort eine Bronze-Plastik auf Marmorsockel. Undsoweiter, undsoweiter.
    „Schreck laß nach!“ sagte Karl.
„Ein Kunstkenner war hier.“
    Tim rannte nach vorn zur
Haustür. Der Schlüssel steckte innen.
    Er probierte die Klinke. Offen.
    Aber Rübler hatte
abgeschlossen, vorhin, bevor sie alle hinübergingen.
    Die Tür zur Küche, abzweigend
von der Diele, stand offen. Kühle Luft. Tim sah hinein.
    Das straßenseitige Fenster war
weit geöffnet. Neben dem Griff war sauber ein Stück aus der Scheibe
herausgeschnitten.
    O Mann!
    Tim sah vorsichtshalber in alle
Räume, rannte auch hinauf ins Obergeschoß, während Karl hinüberlief und die
festliche Runde aufschreckte.
    Niemand hielt sich auf im
Obergeschoß. Der Einbrecher hatte die Biege gemacht.
    Tim schaltete alle Lampen ein.
Im Balkonzimmer starrte er auf einen leeren Fleck an der Wand.
    Auch das wertvolle Gemälde, der
Manet, war verschwunden.
    Aber den — Moment mal! — hatte
Rübler vielleicht schon vorher verkauft. An den Kunsthändler Meier-Lischowski.
Oder?
    Sie kamen herüber von den
Minkmanns — alle.
    Sie bevölkerten das Parterre —
mit entsetzten Gesichtern und

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