Hilfe! Gaby in Gefahr!
hysterischem Geschrei, ausgenommen die Kids, die
ja nur Fruchtsaft genossen hatten und sich völlig normal benahmen.
Der Architekt Rübler zitterte
wie eine steifgefrorene Fahne im Wind.
Die Gattin stürzte sich ins
Schlafzimmer und schrie auf.
„Robert, mein Schmuck! Alles
weg! Alles! Den ganzen Schmuck haben sie genommen.“ Sie begann steinerweichend
zu schluchzen. „Das... überlebe ich nicht.“
Rübler schloß seine Frau in die
Arme.
„Martalein! Die Klunkern kann
ich ersetzen. Wir sind doch versichert. Rundum und total. Versichert bei der
Euro-Varia-LKSAB. Der dicke Molnitzka hat mich regelrecht überversichert. Alles
wird ersetzt. Und ich kaufe dir neuen Schmuck.“
„Aber der ideelle Wert, Robert.
Wer ersetzt den? Der wunderbare Familienschmuck. Ich wollte Susanne noch mehr
davon schenken.“
Offenbar meinte sie damit
Christians ältere Schester, die schon über 20 und seit kurzem verheiratet war.
Tim entsann sich, Christian hatte das erzählt.
„Als erstes“, sagte der
TKKG-Häuptling, „sollten wir Kommissar Glockner anrufen. Und zwar gleich. Bei
Gabys Vater liegen die Ermittlungen in den allerbesten Händen.“
15. Der Unhold schlägt zu
Irre! dachte Diel, der Unhold,
der Triebi. Irre, wie das Schicksal so spielt. Vielleicht liegt es daran, daß
Gleiches und Gleiches sich anzieht. Und wie sagt meine Lebensweisheit: Wer
durch den Sumpf geht, kriegt dreckige Füße.
Diel saß in seinem Auto, einem
grauen Kleinwagen, der kaum auffälliger war als eine Fliege auf der Mülltonne.
Der Wagen gehörte ihm, und er paßte zu Diels unauffälligem Lebensstil, der nach
außen hin bescheiden war. Denn offiziell lebte der Triebi vom Arbeitslosengeld
— von der sogenannten Stütze.
Er war gelernter
Blindenhund-Abrichter, hatte diesen Beruf aber bald aufgeben müssen. Wegen
Unverträglichkeit. Er war kein Tierfreund. Er quälte die Hunde, und einige
revanchierten sich mit scharfen Zähnen. Die Narben hatte er jetzt noch an
Beinen und Gesäß.
Ein totaler Mißerfolg also, und
seitdem war er arbeitslos. Und reich geworden — durch Einbruch, Diebstahl und
Erpressung. So sollte es weitergehen — auch mit seinem Haß auf alle Frauen. Nur
wegen des verdammten Phantombilds war nun Vorsicht geboten. Doch er vertraute
auf die Trägheit der Menschen und auf ihr kurzes Gedächtnis.
Letzte Nacht hatte er sehr
schlecht geschlafen.
Er wußte, woran das lag.
Die Wut auf diesen verdammten
Bengel nagte in ihm, nahm ihm die Ruhe und seine sonst gute Laune. Erst wenn er
sich gerächt hatte, würde wieder alles im Lot sein.
Ein Risiko? Ging er damit ein
zusätzliches Risiko ein?
Sicherlich!
Andererseits: Alles an seinem
Leben war gefährlich. Stand er doch immer mit einem Fuß im Knast oder gar — was
zu befürchten war, da alle andern außer ihm total verrückt waren — in einer
sogenannten Heilanstalt, einer ausbruchsicheren natürlich.
Diel beschloß, nicht daran zu
denken, sondern zu tun, was getan werden mußte, also seine Rache zu
befriedigen. Dieses Mädchen, diese Gaby Glockner, in die Finger zu kriegen, war
jetzt sein allererstes Ziel.
Inzwischen hatte er sich schlau
gemacht. Seit Tagesanbruch war er auf Posten, äußerlich verändert durch Perücke
und Schnurrbart. Diel sah jetzt anders aus, war aber immer noch unauffällig.
Und er wußte Bescheid. Er
kannte Gabys Adresse, hatte in aller Frühe Tim beobachtet und dann seine Schau
abgezogen mit Anruf und Blödmann-Brief. O ja, immer einen Schritt war er denen
voraus. Jede Reaktion hatte er einkalkuliert, auch den zweiten Anruf. Angst
sollten sie schwitzen, sollten merken, mit wem sie’s zu tun hatten.
Auch nachmittags war er der
TKKG-Bande gefolgt, ohne daß die Kids das checkten. Als Gaby abends mit ihrem
Vater wegfuhr, ahnte Diel, wohin es ging; und jetzt parkte er am Ende der
Nußbaum-Straße und geriet schier aus dem Häuschen, als er den Einbrecher sah.
Nicht zu fassen! Gaby war auf
dem Gartenfest, und durchs Küchenfenster von Haus Nr. 15 stieg ein Kollege ein.
Diel war nur 300 Meter entfernt
— sein Wagen unbeleuchtet, er selbst tief hinters Lenkrad gerutscht.
Durch sein Nachtglas, mit dem
er auch das Gartenfest beobachtet hatte, sah er sich den unbekannten Kollegen
genauer an.
Ziemlich grobes Gesicht. Ein
gedrungener Kerl. Er verfuhr noch nach der Glasschneider-Methode. Gut so! Das
Fensterbohren war elegant — und ausschließlich seine, Diels, Sache.
Grobgesicht war mit einem Kombi
gekommen, aber rechts ausgestiegen.
Der Wagen
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