Hilfe! Gaby in Gefahr!
ein
hochgewachsener Mann von 43, mit markanten Zügen. Für die TKKG-Jungs war er der
beste Freund.
Jetzt war er natürlich besorgt,
aber das trat hinter seiner Entschlossenheit zurück.
„Sämtliche Streifenbeamten“,
berichtete er, „sind mit dem Phantombild ausgestattet. Die Fahndung läuft, und
die Kollegen nehmen die Sache sehr ernst. Wir haben überlegt, Tim, ob du die
Phantomzeichnung noch verbessern könntest. Immerhin hast du ihn eingehend
betrachtet.“
„Dann hätte ich mich schon
gerührt, Herr Glockner. Aber ich sehe da keine Möglichkeit. Das Phantombild ist
ungewöhnlich gut getroffen. Noch ähnlicher wäre nur ein Foto.“
„Das beruhigt mich. Gaby sagt,
ihr habt 190 Kopien verteilt.“
„Um nichts unversucht zu
lassen.“
Während sie redeten, hatte Tim
seine Freundin mit Blicken verschlungen.
Gaby trug eine rauchfarbene
Edelstrick-Jacke und gleichfarbene Leggins unterm kurzen Jeans-Rock.
Offensichtlich hatte sie sich die Haare eben erst gewaschen, denn selbst in der
beginnenden Dämmerung schimmerten sie wie Gold.
Sie hatte beide Blumensträuße
mitgebracht, noch verhüllt im Papier. In Gedanken bezeichnete Tim sie als
‚Eintrittskarten’ zum Gartenfest.
„Noch etwas“, sagte Glockner.
„Auf dem Blödmann-Brief sind nur zwei Sorten Fingerabdrücke: deine, Tim, und
sehr kleine, kindliche — vermutlich die von dem Skateboard-Fahrer Jörg. Das
bedeutet: Der Gesuchte hat dafür gesorgt, daß er seine Abdrücke nicht
hinterläßt. Entweder er trug Handschuhe, was ich nicht glaube. Oder er benutzt
den sogenannten Flüssig-Handschuh, was wahrscheinlicher ist. Dabei handelt es
sich um eine chemische Flüssigkeit. Auf die Hände gesprüht, bildet sie eine
haut-dünne, aber strapazierfähige, durchsichtige Schicht. Professionelle
Einbrecher arbeiten damit. Und leider häufig auch mit Erfolg.“
„Einbrechen kann er, der
Triebi“, sagte Tim. „In Branninghausen bei Wehmstedt hat er ‘s getan. Dabei ist
ihm ja auch der Reisepaß von Beukert in die Hände gefallen.“
„Der Mann ist ein gefährlicher
Gegner“, sagte Glockner. „Denkt daran.“
Damit verabschiedete er sich, vorläufig.
Denn zwischen halb elf und elf wollte er Gaby abholen. Nachtdienst im Präsidium
war diesmal nicht angesagt für ihn.
Inzwischen war auch Karl
eingetroffen, per Rad.
Bei den Rüblers herrschte schon
Trubel. Ein Dutzend netter Leute redete miteinander, als hätte man sich seit
Jahren nicht gesehen. Tatsächlich war man erst Samstagnacht beschwingt
auseinander gegangen — beim Pokal-Fest im Golfclub. Drei Paare hatten ihren
Nachwuchs mitgebracht: zwei Mädchen vom Lyzeum, 12 und 13 Jahre alt, sowie einen
Jungen von 15, der eines der städtischen Gymnasien besuchte. Die drei erwiesen
sich als umgänglich und lustig. Daß Detlef — der 15jährige — schon rauchte,
heimlich natürlich, merkte Tim an seinem nikotin-giftigen Atem. Außerdem hatte
Detlef etwas feuchte Hände. Aber beides war seine Sache. Ihm ins Gewissen reden
wollte Tim nicht.
Während die ältere Generation
alkoholischen Drinks zusprach, hielten sich die Kids an Coke und fünf
verschiedene Sorten von Fruchtsäften.
Tim, der sich scharfes
Beobachten zur Aufgabe gemacht hat, stellte fest: Mit Fruchtsäften wären die
Erwachsenen nicht ausgekommen. Fröhlichkeit mit klarem Kopf wurde offenbar
immer mehr zur Unmöglichkeit. Eine traurige Tatsache. Erst Wein, Bier oder
Champagner lockerte die Mienen und schaffte die Bereitschaft, sich dem
Mitmenschen zuzuwenden — wenigstens für die Dauer von Feier oder Fest. Wobei
die Herren erheblich mehr Zündstoff benötigten, aber auch die Damen nippten
recht kräftig.
Bei mir, dachte Tim, wird es
später nicht soweit kommen. Gute Laune ohne Suff! Das sollte wieder trainiert
werden. Aber die meisten machen es sich verdammt leicht. Schwer hat’s dann
hinterher nur die Gesundheit.
Marta erhielt ihren
Blumenstrauß, und sie freute sich sehr. Die TKKG-Bande wurde allen vorgestellt.
Dann verließ die gesamte Meute das Haus durch die Terrassentür, durchquerte den
schmalen, rückwärtigen Garten und begab sich — durch eine Lücke im Zaun — zu
den Minkmanns. Zurück blieb die in Dunkelheit gehüllte Rübler-Villa.
Christian führte sich auf, als
gehörte er zur TKKG-Bande, wollte offensichtlich Eindruck machen auf die beiden
Mädchen und auf Detlef. Bei den Minkmanns — einem Zahnarzt-Ehepaar — zeigte er
seinen Klassenkameraden das Grundstück. Das hatte immerhin einen
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