Hilfe ich bin berühmt
Weide. Dort sah sie ein Mädchen, dessen Aufzug dem ihren glich. Sie hatte den Südwester tief ins Gesicht gezogen; ein zottiges Pony graste mit schleifenden Zügeln nicht weit entfernt von ihr. Im Augenblick saß das Mädchen in sonderbarer Weise auf dem breiten, festen Rücken eines alten Mutterschafes, und mit ihren langen Beinen trieb sie ihr Opfer unerbittlich den Hügel hinauf. Sie rief Tessa mit einer leichten, klaren Stimme an. »Hallo. Haben Sie Schwierigkeiten? Es ist zu schwer für Sie. Warten Sie ein bißchen, bis ich dieses alte Mädchen wieder in seinem Gehege habe, und dann werde ich Ihnen helfen.«
Es war eine angenehme Stimme und ein angenehmes, freundliches Lächeln. Auch das, was Tessa von dem Gesicht sehen konnte, war attraktiv. Blaue Augen und schwarze Haarsträhnen unter dem Südwester und eine zarte Haut, die jetzt vor heftiger Anstrengung gerötet war. Tessa brüllte zurück: »Vielen Dank. Ich bin in diesem Spiel nicht sehr gut. Wahrscheinlich zu alt. Ich kann das Biest nicht dazu bringen, auf den Beinen zu bleiben.«
In diesem Augenblick schien der Schützling des Mädchens zu neuem Leben zu erwachen, arbeitete sich den Hang hinauf und hatte offensichtlich seine Glieder wieder unter Kontrolle. Das Mädchen rutschte hinunter, beobachtete das Schaf ein paar Minuten, öffnete dann das Ranchgatter, das Don und Hansard neulich zwischen ihren beiden Besitztümern gebaut hatten, und sagte: »Ich glaube, es hat es geschafft. Ich habe es Ewigkeiten bergauf und bergab getrieben. Jetzt werde ich diesen armen Teufel hier hochziehen.«
Sie war groß und sehr schlank, hatte aber überraschende Kräfte. Gemeinsam zogen und schoben sie und brachten jetzt das widerwillige Mutterschaf auf die Füße. Ärgerlich blickte es sich nach seinen Rettern um und wandte sich dann, bevor sie es aufhalten konnten, bedächtig hügelabwärts, torkelte schnell davon und fiel wieder hin. Das Mädchen sagte ohne jegliche Hemmungen: »Verflucht noch mal«, rannte hinterher und zog es wieder herauf.
»Wir müssen es mit dem Gesicht nach oben kehren; sobald sie nach unten starten, stürzen sie schwer. Meine Beine sind länger als Ihre. Ich werde das alberne Vieh reiten«, und mit diesen Worten setzte sie sich rittlings auf das Schaf und lenkte es mit fester Hand hügelaufwärts, während Tessa bewundernd neben den beiden hertrottete.
»Es wird gleich in Ordnung sein«, sagte das Mädchen einen Augenblick zu früh, denn mit der ganzen unliebsamen Launenhaftigkeit der Schafe drehte sich das Mutterschaf um und stürzte sich hügelabwärts. Auch die langen Beine waren keine ausreichende Bremse, das Mutterschaf bekam plötzlich das Übergewicht und warf seine Reiterin noch weiter den Abhang hinunter. Sie stand lachend auf und sagte: »Gottseidank, einem Fußtritt bin ich noch knapp entgangen... Übrigens, ich bin Thea Summers, und Sie sind Miss Nelson. Ich wollte sie schrecklich gerne kennenlernen, aber nicht so.« Und dabei zeigte sie auf das Schaf, das auf dem Bauch lag, mit angeschwollenen Seiten und offensichtlich am Ende seiner Kraft.
»Ja, ich bin Tessa Nelson, und ich habe ebenfalls versucht, Sie kennenzulernen. Ich war zweimal vor Ihrem Haus, aber es war niemand dort.«
»Ja? Das wußte ich nicht. Wir sind ganz selten zu Hause. Es tut mir leid, daß ich Sie verpaßt habe... Jetzt komm schon, du altes Biest«, und noch einmal hoben sie das Mutterschaf hoch und trieben es hügelaufwärts. Diesmal hatten sie mehr Erfolg. Thea lenkte es mit sanfter Gewalt, und Tessa stand daneben, bereit, jede Neigung nach unten zu kontrollieren. Als sie es eine Zeitlang geführt hatten, schien es sich von seiner Schlagseite zu erholen, richtete sich auf, warf Tessa aus seinen glotzenden Augen einen kalten Blick zu und entwand sich seiner Reiterin. Als ob überhaupt nichts geschehen wäre, begann es dann zu grasen und sich dabei stetig aufwärts zu bewegen.
Das Mädchen lachte und setzte sich auf einen Klotz. »Wir wollen es ein paar Minuten lang beobachten. Jetzt sollte es gutgehen, aber man weiß nie. Das sind so schrecklich widerspenstige Tiere.«
»Machen Sie das oft?«
»O ja. Mr. Hansard zahlt mir den Lohn eines Schafhirten, wenn die Kühe keine Milch mehr geben. Er ist sehr großzügig, und mir gefällt es — obwohl man sich fragen könnte, warum es mir an einem solchen Tag Spaß macht.«
Sie hockten Seite an Seite auf dem Klotz in Wind und strömendem Regen und plauderten vergnügt, wobei sie ihre Patientin mit kritischer
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