Hilfe ich bin berühmt
keins kommen lassen?« und dann, als er ärgerlich den Hörer hinknallte, sagte er zu Tessa: »Die sind überhaupt nichts wert. Es war derselbe verrückte Bursche, der hierhergekommen ist und alles durcheinandergebracht hat. Hat keine Ahnung... Das heißt, man muß es nach Houndsville bringen — und das ist ein Zeitverlust.«
Natürlich sagte seine Schwester pflichtbewußt: »Ich werde es morgen zur Post bringen«, bekam aber nur die ärgerliche Antwort: »Das bedeutet noch einmal zwei Tage... Wenn nur jemand fahren würde.«
Umfragen in der Nachbarschaft brachten kein Ergebnis, und plötzlich kam Tessa ein Gedanke. Sie sagte: »Ich werde es morgen nach Houndsville fahren und es abends zurückbringen, wenn sie es reparieren können... Ich fahre früh weg. Sie sollten in einem Tag damit fertig werden, und selbst wenn sie das nicht tun, wird es mir nichts ausmachen zu bleiben und mir einen guten Film anzusehen. Ich fühle mich, als könnte ich etwas Abwechslung gut vertragen.«
Er strömte über vor Dankbarkeit, und Tessa dachte ziemlich schuldbewußt: Ich bin nicht ganz selbstlos. Ich möchte gerne vierundzwanzig Stunden weg sein. Ich brauche Ablenkung, und dann, weil sie immer ehrlich mit sich selbst war, lachte sie, zuckte die Achseln und sagte: »Weil ich Kenneth Munro aus meinem Kopf verbannen und alles hinter mir lassen will.«
13
Für eine entschlossene Pionierin war Tessas Freude auf einen Tag in der Stadt erschreckend. Sie würde früh wegfahren und vor der Rückfahrt nachmittags noch Zeit haben, um sich einen Film anzusehen; das heißt, wenn das Traktorteil in einem Tag repariert werden konnte. Sie hoffte eigentlich eher, daß das nicht möglich war. Pflichtbewußt rief sie ihre Nachbarn an, um herauszufinden, ob irgend jemand mitfahren wollte, hoffte aber insgeheim, daß es nicht der Fall sein würde. Es würde mehr Spaß machen, meinte sie, alleine zu sein. Niemand wollte mitkommen. Dora Butler sagte: »Ich wäre liebend gerne gefahren, Tessa, aber George ist gerade am Ende der — Sie wissen ja, von was.« Das sagte sie in einer geheimnisvollen Stimme, denn sie hatte Angst vor dem Gerede.
»O gut. Hat er nun etwas gefunden?«
»Ja, einen schönen, kleinen Einbruch. Hat das Ganze herrlich abgerundet... So muß ich also bleiben und meinen Teil dazu beitragen. Sie wissen ja was — morgen.«
Thea war natürlich unentbehrlich. »Aber sagen Sie Don, er solle zum Mittagessen hier hereinsehen, wenn er in der Nähe ist, dann brauchen Sie nicht zu kochen, wenn Sie abends nach Hause kommen.«
Das war herrlich. Sie würde sich nicht nur vergnügen, sondern sie tat auch Don und Thea etwas Gutes. Sie gab ihnen eine Gelegenheit, wie sie es nannte. Thea war eine gute Köchin; noch ein paar Mahlzeiten, und Don würde sich ihres Wertes bewußt werden.
Jean Hansard war etwas verzagt. »Meine Liebe, ich würde gerne einen freien Tag mit Ihnen verbringen, aber diese ganze Angelegenheit mit Sara und Cyril, Sie wissen, was das heißt... Ich habe alle Hände voll zu tun. Wirklich, diese jungen Leute...«
»Aber im großen und ganzen freuen Sie sich doch darüber, oder nicht?«
»Na ja, zumindest ist er kein Italiener, wie der junge Mann im letzten Jahr, oder ein Chinese, wie dieser interessante Mensch vor sechs Monaten. Und Cyril kennen wir — ich meine, das Gute und das — nicht so Gute«, und sie lachte. Da Tessa ein mißbilligendes Brummen in der Leitung hörte, das bestimmt nicht von Mrs. Hansard kam, sagte sie eilig, sie würde nächste Woche zu Besuch kommen, um alles zu erfahren, und dann hängte sie ein. Wenn sie auch keine Begleitung hatte, so nahm sie natürlich die übliche Einkaufsliste mit: passende Wolle für Mrs. Hansard kaufen, ein Schergerät für ihren Mann abholen, ein neues Farbband für Dora und ein Stärkungsmittel für ihren alten Hund, ein Strickmuster für Thea (ein Männerpullover — hatte Don nicht erwähnt, daß er einen brauchte?), ein Exemplar von T. S. Elliots Gedichten für Cyril, ein Buch für Alf (aber das war ein Geschenk, kein erbetener Einkauf), ein paar Kopfkissenbezüge für Hana Heaven und eine ganz ansehnliche Liste für sich selbst.
»Ich werde wohl besser um sieben losfahren«, sagte Tessa.
Sie würde wohl keine gute Nacht haben; das war in ihrer Verfassung normal. Aber da sie zu dem Schluß gekommen war, daß es sich nicht lohnte, Kenneth Munro nachzuweinen, wenn er sie einfach verurteilte, ohne sich anzuhören, was sie zu ihrer Verteidigung zu sagen hatte
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