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Hilflos in deinen Armen

Hilflos in deinen Armen

Titel: Hilflos in deinen Armen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARGARET MOORE
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vorbereitet, aber das machte es ihr keineswegs leichter, mit dem plötzlichen Sinneswandel ihrer Dienstboten fertig zu werden. Sie hatte Seltha mit Denas Pflege beauftragt, denn sie selber musste ja wieder ihren Pflichten nachkommen. Obwohl sich niemand ihr gegenüber unverhohlen empörte Blicke oder gar Unverschämtheiten erdreistete, entging ihr doch das Getuschel nicht. Etliche der Mägde wichen, wenn sie mit ihnen sprach, ihrem Blick aus; einige feixten gar unverblümt, wenn sie ihnen Aufträge erteilte.
    Auch die Soldaten legten eine Haltung an den Tag, die keineswegs der sonst gezeigten Hochachtung entsprach. Einer oder zwei taten sich sogar schwer, die Herrin einigermaßen respektvoll zu grüßen.
    Ungeachtet dieses brüsken Gebarens ließ sie den Kopf nicht hängen und ging ihrem Tagwerk nach, als sei überhaupt nichts geschehen. Sie tat einfach so, als habe sich nichts geändert, als sei noch alles beim Alten, obwohl sich natürlich etwas Einschneidendes ereignet hatte – sowohl für Gillian als auch für ihre Leute.
    Sie hatte nicht nur eine Nacht voller Seligkeit mit Bayard erlebt, sondern sie fühlte sich auch zutiefst beglückt. Glücklich und zufrieden hatte sie sich zwar bisher auch vor seiner Ankunft gefühlt, doch was sie an diesem Morgen in seinen Armen empfunden hatte, das war tiefer und inniger als alles, was sie bisher erlebt hatte, selbst zu ihren schönsten Zeiten auf Averette.
    Sei’s drum: Es wurde ein langer, schwerer Tag. Getrieben von der Sorge, dass Bayard mit seiner Gruppe auch heil zurückkehrte, wartete sie in der Vorburg auf ihn und seine Männer. Als sie die Patrouille in der hereinbrechenden Abenddämmerung kommen sah, Bayard an der Spitze, da begriff sie zu ihrem wachsenden Entsetzen, dass sie anscheinend wieder mit leeren Händen zurückkehrten. Alle hockten mit hängenden Schultern im Sattel; selbst die Gäule wirkten völlig erschöpft.
    Als Bayard Gillian erblickte, winkte er kurz vor dem Absitzen, übergab Robb die Zügel und ging auf Gillian zu.
    „Ihr bietet einen willkommenen Anblick, Mylady!“, sagte er mit dem Anflug eines Lächelns, indem er den Helm absetzte und unter den Arm klemmte.
    Sie war zu aufgewühlt, um das Lächeln zu erwidern. „Ihr auch“, betonte sie und lief neben ihm her. „Ich habe mir Sorgen gemacht um Euch.“
    „Ich passe schon auf mich auf. Allerdings seid auch Ihr mir ständig im Kopf herumgegangen. Mitunter ist Gerede schlimmer zu überwinden als ein schwer bewaffneter Gegner.“
    Um ihm kein schlechtes Gewissen einzureden, versuchte sie, die Ereignisse des Tages herunterzuspielen. „Es hätte schlimmer kommen können“, wiegelte sie ab, als sie an die Torhalle gelangten, wo Elmer und Alfric auf Posten standen.
    Die zwei nahmen bewusst umständlich Haltung an und fixierten die beiden Ankömmlinge auf eine Weise, die Gillian die Schamesröte ins Gesicht trieb.
    Bayard platzte vor Entrüstung der Kragen. „Was fällt euch ein?“, polterte er los. „Was glaubt ihr, wen ihr vor euch habt, ihr Rotzlöffel?“ Er packte die beiden völlig überraschten Posten und stieß sie in den Burghof. „Nehmt gefälligst die Knochen zusammen, wenn die Burgherrin kommt! Sonst lernt ihr mich kennen, ihr Trampel! Lindall!“
    Im Nu tauchte der Gerufene im Eingang der Burgwehrunterkunft auf und kam im Laufschritt herbeigeeilt. „Mylord?“, ächzte er und blickte von den beiden erschrockenen Posten zu dem fuchsteufelswilden Ritter.
    „Morgen wandern die in den Stock, die unverschämten Flegel!“, blaffte Bayard und zerrte die beiden Übeltäter wieder auf die Beine. „Und zwar den ganzen Tag! Das gilt für jeden Rüpel, der es wagt, Lady Gillian den ihr zukommenden Respekt zu verweigern! Kapiert?“
    „Zu Befehl, Mylord!“, schnarrte Lindall, wie vom Donner gerührt angesichts dieses Wutausbruchs. „In den Stock die zwei, jawoll! Den ganzen Tag!“ Er entfernte sich, während die Wachen wieder ihren Posten einnahmen.
    Bayard wandte sich an Gillian. „Du hättest mir ruhig sagen können, dass es so schlimm steht!“, sagte er leise und wieder im vertraulichen Ton, da die Wache nun außer Hörweite war.
    „Ich wusste, was auf mich zukommt“, bemerkte sie gelassen. Als Vorbild an Tugendhaftigkeit hätte sie ihren fleischlichen Lüsten nicht nachgeben dürfen; nach Ansicht ihrer Leute hatte sie damit jeden Anspruch auf Respekt verwirkt.
    Irgendwann nach Bayards Abschied musste sie sich die Achtung ihrer Untergebenen neu erkämpfen. Im Grunde war sie

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