Hilflos in deinen Armen
ja beliebt; insofern, so redete sie sich zumindest ein, brauchte sie noch nicht alle Hoffnungen fahren zu lassen. „Komm. Du bist gewiss müde und ausgehungert. Ich habe dir einen Imbiss und eine Erfrischung bereiten lassen.“
Sie hatte Angst, er werde ihr Angebot ablehnen, doch das tat er gnädigerweise nicht. Und als sie ihn nicht in den Burgsaal führte, sondern in sein Gemach, da guckte er zwar ein wenig erstaunt, hielt aber den Mund.
„Da sowieso jeder von gestern Nacht weiß“, erklärte sie, „brauchen wir unsere Gefühle nicht mehr zu verstecken.“
„Vermutlich nicht“, räumte er ein. In seinen dunklen Augen glomm so etwas wie Erleichterung auf. Gillian war im Nachhinein froh, dass sie den Imbiss in seine Kammer hatte bringen lassen.
Und außerdem noch etwas.
Bayard machte große Augen, als er den Zuber sah, halb voll mit Wasser, saubere Linnentücher dazu. Gleich daneben stand ein Kohlebecken, das zusätzliches Wasser in drei bronzenen Krügen erhitzte. „Ein Bad?“
„Ich hatte mir gedacht, dass dir nach einem ganzen Tag im Sattel vermutlich sämtliche Knochen wehtun.“
Alle Erschöpfung wich aus seinen Zügen, als fiele ein Mantel von ihm ab. Ein Lächeln zog über sein Gesicht, das Gillian wärmer erschien als das Kohlebecken. „Ich fühle mich schon erheblich entspannter“, bemerkte er mit tiefer, rauer Stimme.
„Freut mich“,erwiderte sie. Sie musste aufpassen, dass ihr Verlangen nicht stärker wurde als ihr Wunsch, es ihm so bequem wie möglich zu machen. „Und jetzt runter mit dem Harnisch, edler Ritter!“
„Mit Vergnügen!“
Sie nahm ihm den Helm ab und stellte ihn auf die Truhe. Als sie sich umdrehte, war sein Lächeln erloschen und einer sorgenvollen Miene gewichen.
„Das ist ja alles gut und schön, Gillian“, sagte er und setzte sich auf die Bettkante, „aber verdammt noch eins, du musst doch heute durch die Hölle gegangen sein! Dass es schwierig würde, wenn die Leute merken, was letzte Nacht war, das hatte ich ja erwartet. Aber als ich eben diese beiden unverschämten Kerle sah …“
Sie unterbrach ihn. „Ich bin kein kleines Mädchen mehr, Bayard“, stellte sie fest. „Als ich zu dir kam, wusste ich, auf was ich mich einließ. Erst recht für den Fall, dass ich blieb.“ Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss. „Lass nur, ich bedaure nichts. Ich würde es jederzeit wieder tun.“
In seinen Augen flammte erneute Erleichterung auf. Begehren auch. „Ehrlich?“
„Mit dem größten Vergnügen“, flüsterte sie.
Als er aufstand und sie in seine Arme nahm, da legte sie den Kopf zurück und schenkte Bayard ein keckes Lächeln. „Meinst du, ich hätte nicht genug Mumm, um mit höhnischen Dienstboten oder unverschämten Soldaten fertig zu werden? Glaubst du, ich laufe weg und verstecke mich? Oder gehe in Sack und Asche und bejammere meine furchtbaren Schandtaten? Obwohl du mich so glücklich machst, wie ich es nie im Leben gewesen bin?“
„Tue ich das?“
„Allerdings!“
„Gilt umgekehrt genauso.“ Er seufzte und schmiegte sie an sich. „Wie sehr ich mir wünsche, wir könnten heiraten und immer beisammen sein!“
„Das wünsche ich mir auch“, unterstrich sie und lachte etwas gezwungen. „Denk nur, was für Kinderchen wir haben würden! Bei unserem Aussehen und unserem Köpfchen!“
Sie nahm die Sache zwar äußerlich mit Humor, merkte aber gleichzeitig, wie überwältigend sie sich danach sehnte, die Mutter seiner Kinder zu werden. Wohlgestalte, fröhliche Söhne mit breiten Schultern und schneller Auffassungsgabe, oder hübsche Töchterchen mit dunkler Lockenmähne und braunen Augen.
„Ich gäbe alles dafür, dein Gemahl und Vater deiner Kinder sein zu dürfen“, raunte er, wobei er sie auf die Wange und auf die Lippen küsste. „Ich liebe dich, Gillian. Ich werde dich immer lieben.“
In seinen Augen sah sie, dass er die Wahrheit sprach, eine Wahrheit, die auch sie tief in ihrem Herzen fühlte. „Und ich dich auch …“
Er küsste sie, und als er seine Lippen gemächlich und herrlich bedächtig über die ihren streifen ließ, da schlug ihr Herz gleich schneller. Sie erinnerte sich an die gemeinsame Nacht, zumal sie spürte, wie sich sein harter männlicher Körper gegen den ihren presste.
Dennoch … „Nimm lieber dein Bad, sonst wird dir das Badewasser noch kalt“, mahnte sie.
In seinen Augen glomm ein vergnügtes Funkeln auf. „Geht’s dir nur um die Wassertemperatur, oder stinke ich?“
„Beides.“
„Jetzt hast du aber
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