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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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bei ihr zu Hause und, soweit ich weiß, auch keine ihrer Kolleginnen. Und – na ja, ich würde sie nicht einfach besuchen. Anrufen ja, aber mehr nicht. Das klingt lächerlich.«
    »Eigentlich nicht. Es gibt solche Menschen. Meiner Erfahrung nach führen sie ein sehr einsames Leben. Sie machen oft den Eindruck, als hätten sie etwas zu verbergen, vielleicht irgendein dunkles Geheimnis, aber das trifft nur in den seltensten Fällen zu, es ist meist nur ein Schutzmechanismus. Wissen Sie, ob sie irgendwelche Angehörigen hat?«
    »Nein. Sie hat nie jemanden erwähnt.«
    »Gab es Krankheiten … Depression?«
    »Nein. Sie war nie krank. Vielleicht mal eine starke Erkältung. In solchen Fällen fordere ich die Angestellten auf, zu Hause zu bleiben. Unsere Patienten sind sehr anfällig.«
    »Nichts, was ihren Zustand plötzlich verschlimmern könnte, wie Diabetes oder eine Herzkrankheit?«
    »Nein. Das weiß ich sicher, wegen ihrer Arbeit. Es gibt nichts.«
    »Wie alt ist sie?«
    »Dreiundfünfzig.«
    »Sie haben darüber bestimmt schon nachgedacht, ist Ihnen irgendwas aufgefallen, was an Miss Randall in den letzten paar Wochen … letzten paar Monaten anders war?«
    Carol zögerte. Da gab es etwas. Oder nicht? Etwas und nichts. Im Raum war es sehr still. DS Graffham rutschte nicht herum oder machte Notizen, sie saß nur da, ihren irritierend eindringlichen Blick auf Carol gerichtet.
    »Es ist wirklich schwer zu beschreiben …«
    »Fahren Sie fort.«
    »Nichts wurde je ausgesprochen … das muss ich betonen … Es ist nur … nur so ein Gefühl. Nur so ein Eindruck, den ich bekam.«
    »Gerade das ist oft sehr wichtig.«
    »Ich will es nicht aufbauschen … es ist alles so vage. Aber ein- oder zweimal dachte ich, sie wirkt ein bisschen … distanziert? Abgelenkt? Ich weiß nicht … als sei sie meilenweit fort. Das hatte ich früher nie an ihr bemerkt. Sie war immer ganz da. Hören Sie, machen Sie bitte nicht zu viel daraus … es passierte nur ein- oder zweimal, ich will damit nicht andeuten, dass sie sich seltsam benahm, natürlich nicht.«
    »Glauben Sie, dass sie sich wegen irgendwas Sorgen machte?«
    »Nein. Das war es nicht, oder ich glaube es zumindest nicht … Ach, ich weiß nicht. Vergessen Sie es. Es ergibt keinen Sinn.«
    »Ich glaube doch.«
    »Ich hätte sie zu Hause aufsuchen sollen, nicht wahr? Und wenn sie nun krank geworden ist?«
    »Vermutlich wird sie Nachbarn haben. Sie trifft keine Schuld.«
    »Was passiert jetzt?«
    »Wir schicken jemanden hin, um nachzusehen.« DS Graffham stand auf. »Aber machen Sie sich keine Sorgen … Vermisste sind für gewöhnlich aus freien Stücken und allen möglichen persönlichen Gründen verschwunden. Entweder tauchen sie wieder auf, als sei nichts passiert, oder sie melden sich. Es gibt nur sehr, sehr wenige, die auf irgendeine Weise zu Schaden gekommen sind. Vor allem keine vernünftigen Frauen mittleren Alters.«
    »Vielen Dank, dass Sie das sagen.«
    »Es entspricht der Wahrheit.« Die junge Frau berührte Carols Arm. »Und …«, sie lächelte plötzlich, wobei Carol Ashton erkannte, dass die Polizistin nicht bloß hübsch war, sondern auffallend schön. »Sie sind zu uns gekommen. Damit haben Sie genau das Richtige getan.«

    »Sie haben sechzig Sekunden, um mir zu erklären, warum wir in diesem Fall über die Routine hinausgehen sollten, Freya.«
    Detective Inspector Billy Cameron lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, ließ den Stuhl kreisen und kreisen, ein haariger, übergewichtiger, schwitzender Bär von einem Mann. Beeindrucke mich, drückte seine Haltung aus, überzeuge mich.
    Freya Graffham ließ sich nicht einschüchtern. Sie war erst seit einigen Wochen bei der Kripo von Lafferton, erkannte aber in dem DI die Art von Beamten, die es bei der Londoner Metropolitan Police, kurz Met genannt, in Freyas Anfangszeit im Überfluss gegeben hatte – groß und raubeinig, aber mit weichem Kern. Als sie die Met verließ, waren die meisten bereits in Pension und durch eine andere Sorte Polizisten ersetzt worden. Die neuen waren von völlig anderer Art. Freya wusste, dass es nicht leicht sein würde, DI Cameron um den Finger zu wickeln, aber es gab immer Möglichkeiten, ihn zu umgehen.
    Cameron wiederum sah eine junge Frau vor sich, die zäher war, als sie aussah. Aber Freya Graffham hatte die Met nach zwölf Jahren freiwillig verlassen, um in eine Kathedralenstadt zu ziehen, und er fragte sich, warum sie die

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