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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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abnehmen, eine andere Salbe für meine Pickel finden. Ein neues Leben.
    Die Karten waren eine über die andere gepinnt, hingen kreuz und quer an der Korktafel; sie musste sie hochheben und mehrere umstecken, damit sie Namen und Telefonnummern abschreiben konnte. Alexander-Technik, Reflexzonenmassage, Heilen nach Brandon, Akupunktur, Chiropraktik. Sich da durchzufinden dauerte ewig. Schließlich schrieb sie vier Adressen auf – Aromatherapie, Reflexzonenmassage, Akupunktur und Kräuterheilkunde – und, nach kurzem Zögern, noch eine weitere … die Adresse und Telefonnummer von jemandem namens Dava. Sie fühlte sich von der Karte angezogen, ein tiefes, intensives Blau, bestäubt mit winzig kleinen Sternen. DAVA. SPIRITUELLES HEILEN. KRISTALLE. INNERE HARMONIE. LICHT. GANZHEITLICHE THERAPIE.
    Gebannt starrte sie die Karte an, spürte, wie sie in das tiefe Blau hineingezogen wurde. Es machte etwas mit ihr, da gab es keinen Zweifel. Als sie den Bioladen verließ, fühlte sie sich – anders. Besser. Die blaue Karte blieb ihr im Gedächtnis, und von Zeit zu Zeit, wenn sie tagsüber daran dachte, schien etwas davon auf sie überzugehen. Auf jeden Fall zog sich die Schwärze ein wenig zurück, wie ein kauerndes Wesen am Rande ihres Bewusstseins, und blieb dort.

5
    I ch möchte mit einem leitenden Beamten sprechen, bitte. Jemandem von der Kriminalpolizei.«
    Ein Pflegeheim mit fünfzehn älteren Menschen in allen Stadien der Demenz zu führen hatte Carol Ashton gelehrt, geduldig und resolut zu sein, ähnlich wie eine Lehrerin, die kleine Kinder unterrichtet – zwei Aufgaben, dachte sie oft, die viel gemeinsam haben. Sie war auch geschickt darin, selbst die Widerspenstigsten dazu zu bringen, schließlich das zu tun, was sie wollte. All das begriff der Dienst habende Beamte rasch.
    »Sie dürfen nicht denken, dass wir Vermisstenfälle auf die leichte Schulter nehmen.«
    »Sicher nicht. Aber ich weiß auch, dass der Name der vermissten Person zusammen mit einer sehr kurzen Beschreibung in eine Liste aufgenommen und an verschiedene Dienststellen verteilt wird, wonach – außer es handelt sich um ein Kind oder eine aus anderen Gründen besonders schutzlose Person – nicht mehr viel passiert.«
    Sie irrte sich nicht.
    »Das eigentliche Problem ist, Mrs Ashton, dass eine erstaunlich große Anzahl von Personen als vermisst gemeldet wird.«
    »Ich weiß. Und ich weiß ebenfalls, dass sehr viele gesund und munter wieder auftauchen. Auch das Wort ›Ressourcen‹ ist mir mehr als vertraut. Trotzdem möchte ich gerne mit jemandem sprechen, der die Angelegenheit weiter verfolgt. Und wie ich schon sagte, ich will damit nicht die uniformierte Polizei herabsetzen, wenn ich um ein Gespräch mit einem Detective bitte.«
    Sie wandte sich ab und setzte sich auf die Bank an der Wand. Der Bezug war an manchen Stellen aufgeplatzt, aus denen graues Polstermaterial hervorquoll.
    Da sie befürchtet hatte, einige Zeit warten zu müssen, hatte Carol Ashton sich ein Buch mitgebracht, aber sie kam kaum über den ersten Absatz hinaus. Der Dienst habende Beamte hatte in ihr eine Frau erkannt, die er erst loswerden würde, wenn sie bekam, wonach sie verlangte.
    »Mrs Ashton? Ich bin Detective Sergeant Graffham. Würden Sie bitte mit mir kommen?«
    Dämlich, dachte Carol, sich davon überraschen zu lassen, dass es eine Frau war, aber obwohl es viele weibliche Polizisten gab, waren Detectives in ihrer Vorstellung immer Männer. Genau wie Krankenschwestern Frauen waren.
    Der Raum, in den sie geführt wurde, war hingegen keine Überraschung – ein schäbiges kleines Kabuff mit einem Metalltisch und zwei Stühlen, in Beige gehalten. Hier würde man alles gestehen, nur um wieder herauszukommen.
    »Wie ich höre, sind Sie sehr besorgt um eine Ihrer Angestellten, die seit ein paar Tagen nicht zur Arbeit erschienen ist?«
    Ein hübsches Mädchen – kurzes Haar, scharfe Gesichtszüge, große Augen.
    »Angela – Angela Randall. Nur klingt das irgendwie falsch – Angestellte.«
    DS Graffham schaute auf ein Blatt Papier vor sich. »Tut mir Leid, ich habe die Unterlagen gerade erst bekommen …«
    »Ja, schon, sie ist eine Angestellte. Sie arbeitet bei mir. Es klang nur so unpersönlich. Ich habe gute Beziehungen zu all meinen Angestellten.«
    »Ich verstehe – die Amtssprache. Gut, fangen wir von vorne an. Erzählen Sie mir alles über Angela Randall … Aber kann ich Ihnen erst mal etwas Warmes zu trinken anbieten? Leider nur aus diesem

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