Hill, Susan
einem der gegenüberliegenden Gärten stand in voller, wächserner Blüte.
»Ich hab gerade dran gedacht, Sarge – was Sie neulich gesagt haben.«
»Was?«
»Über mich und Em.«
»Ach so.«
»Sie ist nicht da … ist für eine Woche nach Carlisle gefahren, zu ihrer Oma. Ich find’s schrecklich, allein in der Wohnung zu sein. Ich weiß nicht, wie Sie das so ganz allein aushalten.«
»Mir gefällt es. Zumindest im Moment.«
»Sie hat mir schon gefehlt, da war sie noch keine halbe Stunde weg. Ich bin ihr nicht böse, sie liebt ihre Oma, und die alte Dame war in letzter Zeit nicht so gut drauf.«
»Aber Em fehlt Ihnen trotzdem.«
»Ja. Also hab ich nachgedacht. Vielleicht hatten Sie ja doch ’ne gute Idee.«
»Wegen der Heirat?«
»Ja. Ich find’s inzwischen richtig gut, wissen Sie.«
»Dann tun Sie es. Zögern Sie es nicht mehr hinaus.«
»Vielleicht mach ich’s wirklich. Was für eine Art Ring soll ich ihr kaufen, was meinen Sie?«
»Keine ›Art Ring‹. Ich glaube, Sie sollten sie fragen, und wenn sie Ja sagt, gehen Sie mir ihr los, damit sie sich selbst einen aussucht.«
»Ja, genau, weil ich bestimmt den falschen nehme. Glauben Sie, sie weiß, welchen sie will?«
»Sie könnte Sie vermutlich mit verbundenen Augen hinführen. Aber jetzt müssen wir erst mal arbeiten.«
Nathan stöhnte. »Das geht mir im Moment so auf den Wecker. Alles hängt fest. Die Drogensache hat sich festgefahren, nichts Neues über die vermissten Frauen. Kann jeden Moment passieren, dass die mich für Ladendiebstähle einteilen.«
»Ja, ich hab gehört, dass die Streifenpolizei Überwachung für die Spielhalle braucht.«
»Da steht man nur rum und wartet darauf, dass Teenager Zeitschriften von den Regalen klauen. Dann ist mir meine Datenbank doch lieber.«
Freya ging zurück an ihren Schreibtisch. Nathan hatte Recht. Von dem Drogeneinsatz wusste sie nicht viel mehr, als dass alle darauf warteten, mit der Razzia zu beginnen, wenn genug Informationen beisammen waren, aber das Revier war voll mit frustrierten Beamten, die in der Kantine herumhingen und zu viel Tee tranken. Und auch sie war zutiefst frustriert. Die Ermittlungen zu den vermissten Frauen waren seit der Rekonstruktion von Debbie Parkers frühmorgendlichem Spaziergang, die zu kaum einer Reaktion aus der Öffentlichkeit geführt hatte, nicht einen Schritt weitergekommen. Nathan hatte bei seinen Nachforschungen zur Liste des Juweliers, zu Starly und zu dem von Iris Chater besuchten Medium kein Glück gehabt. Mrs Innis hatte ihm nur berichten können, dass Mrs Chater die Séance gegen neun Uhr abends verlassen hatte. Alle anderen waren in Mrs Innis’ Haus geblieben. Mrs Chater war nicht nach Hause gekommen und offenbar seither auch von niemandem gesehen worden. Wie Angela Randall und Debbie Parker hatte sie sich anscheinend in Luft aufgelöst. In Kürze würden die Ermittlungen heruntergestuft werden, das wusste Freya, und sie würde an etwas anderem arbeiten müssen.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sah Nathan von seinem Bildschirm auf. »Die teilen uns für die Haushaltsgerätesache ein, Sarge, garantiert.«
Freya stöhnte. Mittlerweile sah es in diesem Fall nach einer Diebesbande aus, die Tipps von den Lieferwagenfahrern bekam und den Erlös teilte, nachdem die Geräte verkauft worden waren. Bisher hinkte ihnen die Polizei stets einen Schritt hinterher. Es gab bestimmt langweiligere Aufgaben, doch Freya fiel gerade keine ein.
Eine Fliege summte am Fenster hinauf und wieder hinunter, hoch, bzzzzz, und wieder runter, bzzzzz. Freya überlegte, ob sie sich den Drogenfahndern in der Kantine anschließen sollte.
Bzzzzz.
Das Klingeln des Telefons an ihrem Ellbogen ließ sie aufschrecken.
»DS Graffham.«
»Freya? Hallo, und wie nett, gleich zu Ihnen durchgestellt zu werden.« Die etwas weinerliche und gepflegte Stimme identifizierte sich selbst.
»Aidan … Wie geht es Ihnen?«
»Ist das nicht ein wunderbares Wetter? Wird Ihnen da nicht leichter ums Herz?«
»Allerdings. Die gesamte Kriminalpolizei heckt Pläne für einen gewagten Ausbruch aus.«
»Ich kann Ihnen keine Flucht in die Sonne anbieten, fürchte ich, doch ich habe überlegt, ob ich Sie vielleicht für heute Abend auf einen Drink einladen kann? Ich weiß nicht, wie lange Sie arbeiten, aber ich habe noch einen späten Patienten. Bei mir ginge es ab halb sieben.«
Sie zögerte. Das war eine private Einladung, und alle Gründe, die sie hatte, sich mit Aidan Sharpe zu treffen, waren
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