Hill, Susan
morgens das Papier und halte ein Streichholz dran. Sieh zu, wie es verbrennt, und zermahle die Flocken zu Asche. Du verbrennst deine Albträume, damit sie nicht wiederkommen. Altmodischer, aber bewährter Trick.«
Cat band sich den Schal um den Hals und griff nach ihren Autoschlüsseln. »Bis morgen früh.«
Chris war wach, als sie sich wieder ins Bett legte. »Geht es Karin gut?«
»Nein.«
»Was war?«
»Sie hat Angst.«
»Du bist ein gutes Mädchen.«
Cat drückte ihr Gesicht an seinen warmen Rücken. »Sie hatte dieses Aussehen«, sagte sie. Chris grunzte verständnisvoll.
Eine Woche später fuhr sie Karin nach Bevham.
Irgendetwas war seit ihrem Besuch in den frühen Morgenstunden passiert. Karin hatte ihr lebensprühendes und kraftvolles Vertrauen in den von ihr gewählten Weg verloren und Cat zweimal angerufen, einmal, um wegen der Tomographie zu fragen, und noch einmal, um der Blutuntersuchung zuzustimmen, die ihnen mehr über ihren Zustand verraten würde.
»Wenn ich auch nicht verstehe, was jemand aus einem Tropfen Blut herauslesen kann.«
»Das Labor sucht nach Tumormarkern.«
Das Ergebnis war besorgniserregend, und die Blutuntersuchung hatte auch gezeigt, dass Karin anämisch war.
»Daher kommt deine Müdigkeit in letzter Zeit. Dagegen können wir etwas tun.«
Abzuwägen, wie viel man einem Patienten mitteilen sollte und in welcher Ausführlichkeit, war immer schwierig. Am Anfang hatte Karin es vorgezogen, ihrem eigenen Behandlungsplan zu folgen, jeden Tag so zu nehmen, wie er kam, und sich nicht zu sehr mit ihrem körperlichen Zustand auseinander zu setzen. Solange sie sich gut fühlte, ginge es ihr gut, hatte sie immer behauptet.
Jetzt fühlte sie sich nicht mehr gut.
»Ich will Bescheid wissen. Ich will wissen, gegen was ich kämpfe. Man kann keinen Feind bekämpfen, wenn man nicht weiß, wie stark er ist.«
»Gut, ich versuche dir zu helfen, obwohl diese Dinge immer relativ sind, weißt du. Zu sehen, wie eine Blutuntersuchung oder eine Tomographie ausfällt, ist eine Sache, eine Prognose zu stellen aber eine ganz andere.«
Als sie jetzt auf der Umgehungsstraße nach Bevham fuhren, sagte Karin plötzlich: »Glaubst du an Geister?«
Cat lachte. »Nein. Nein, eigentlich nicht.«
»Aber du glaubst …?«
»Wenn du Gott meinst, dann ja. Das muss ich. Ich habe zu viel gesehen, um nicht davon überzeugt zu sein, und ich könnte meine Arbeit nicht tun, wenn ich nicht glauben würde.«
»Aber warum dann nicht an Geister?«
»Bin mir nicht sicher … Wahrscheinlich, weil ich sie für überflüssig halte. Und es gibt so oft rationale Erklärungen für angebliche Geistererscheinungen.«
»Du glaubst also nicht, dass wir zurückkommen?«
»Nicht als Geister im üblichen Sinne. Glaubst du das?«
Karin antwortete nicht, sagte aber nach kurzer Pause: »Was ist mit Orten, die eine schlechte Atmosphäre haben? Im Allgemeinen sagt man, dort spukt es, aber es gibt doch Orte, die definitiv etwas Böses ausstrahlen.«
»Ja«, sagte Cat, »an die glaube ich. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber manchmal ist es tatsächlich so. Wir waren mal in einem Haus in Frankreich im Urlaub, bevor wir die Kinder hatten – ein schönes Haus, richtig bezaubernd, und es war ein lauer Abend. Wir suchten nach einem Zimmer für die Nacht, und jemand hatte uns dorthin geschickt, weil das Hotel voll war. Als wir eintraten, überkam mich eine grauenvolle Angst … irgendetwas Böses war dort, traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Nichts passierte, nichts war zu sehen …, aber ich hätte nicht dort bleiben können. Ich musste das Haus sofort verlassen.«
»Hast du herausgefunden, was da war?«
Cat schüttelte den Kopf.
»Ich hab eine ähnliche Erfahrung mit Menschen gemacht. Ich erinnere mich an eine Kellnerin in einem Restaurant in London … Ein ganz normales kleines Bistro, vor etwa zwanzig Jahren. Als sie unsere Bestellung aufnahm, fing es an und wurde immer schlimmer … Sie war eine Hexe. Ich bin immer noch davon überzeugt, dass an ihr etwas wirklich Böses war … Die Freundin, mit der ich dort war, spürte es auch. Aber was war es tatsächlich? Sie sah nicht ungewöhnlich aus, nur wollte ich sie nicht in meiner Nähe haben.«
»Hast du wieder Albträume gehabt?«
»Ein paar … nicht oft. Dein Kommen neulich hat sie vertrieben.«
»Gut. Aber wenn du welche hast, sprich darüber. Friss es nicht in dich hinein.«
»Ich habe immer noch Angst.«
»Was ist mit deiner Heilerin?«
»Ich habe
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