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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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geholfen, und ich wollte, dass diese Schmerzen und all das endlich aufhörten. Die haben mir in letzter Zeit das Leben verdorben. Ich fand, ich hätte nichts zu verlieren, und ich hab mir Sorgen gemacht, dass im Krankenhaus vielleicht etwas übersehen worden war. Man hört ja so viel darüber. Eine Freundin von mir hatte Darmkrebs, ich weiß, was das alles bedeuten kann.«
    »Das verstehe ich. Die Leute machen sich Sorgen, dass ihnen etwas Ernsthaftes fehlt, wenn die Symptome sich nicht bessern. Niemand macht Ihnen Vorwürfe, Mrs Keith.«
    Sie habe keine Angst gehabt, sagte sie, denn sie habe wunderbare Dinge über Dr. Groatman gehört, und selbst als sie merkte, dass sie allein mit ihm im Behandlungszimmer war, hatte sie das nicht alarmiert. Die schwebenden Hände über ihrem Körper, das Sondieren und Verdrehen, der scheinbare Schnitt, wonach etwas in einen Eimer unter der Liege fiel. Das sei alles sonderbar gewesen, sagte Marion Keith, aber ihr sei nichts »falsch« vorgekommen. Er schien zu wissen, wovon er sprach … »So überzeugt«, sagte sie. Er hatte ihr gesagt, sie habe »schlechtes Gewebe«, er müsse einen septischen Klumpen entfernen, ihr Magen sei ernsthaft entzündet und ihr Darm sowohl »verdreht« als auch »infiziert«. Er sei in der Lage, alles während einer einzigen Konsultation zu heilen. Sie würde den Raum schmerzfrei verlassen, und die Beschwerden würden ein Ding der Vergangenheit sein.
    Es sei alles sonderbar gewesen, unglaublich … Doch dann habe er eine Art Gebet gesprochen, und sie habe fest an den Geist geglaubt, der durch ihn arbeitete. Dadurch sei für sie alles in Ordnung gewesen.
    Cat schwieg, wunderte sich über die Leichtgläubigkeit ansonsten vorsichtiger und intelligenter Menschen und stellte sich deren Reaktion vor, wenn sie als ausgebildete Ärztin auch nur die Hälfte dessen getan hätte, was sie diesem Mann gestatteten.
    »Dann sagte er, da sei noch etwas. Er sagte, meine Magenprobleme hätten eine tiefere Ursache, als er gedacht habe. Sie säßen in meinen weiblichen Organen, und das sei das eigentliche Problem. Er sagte, er müsse das genauer untersuchen, und wenn ich mich entspannte, könne er mich heilen. Er wisse, wo das Problem liege. Ich habe nicht nachgedacht. Ich habe einfach nicht nachgedacht. Ich hätte es merken müssen.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Er murmelte irgendwas … in einer Art fremden Sprache. Seine Stimme wurde tiefer und heiserer, und dann wurde es ziemlich beängstigend. Seine Augen starrten. Irgendwie starrte er direkt in mich hinein. Seine Augen veränderten sich. Ich kann es nicht erklären. Sie veränderten sich einfach.«
    »Hat er Sie gebeten, sich auszuziehen?«
    »Nur meinen Rock und meine Bluse, und er gab mir einen Kittel, ähnlich wie ein Krankenhauskittel, also hab ich mir keine Gedanken gemacht. Aber jetzt sagte er, ich müsse meine Strumpfhose und die Unterhose ausziehen.«
    »Und das haben Sie getan?«
    »Es klingt dämlich, es klingt, als sei ich ein Schwachkopf, nicht wahr? Aber da war etwas an ihm, an seinen Augen und seiner Stimme. Ich hatte Angst. Seine Augen schienen mich …«
    »Zu hypnotisieren?«
    »Ich hatte sagen wollen, ›zu bannen‹, aber ich nehme an, es war hypnotisieren, was er gemacht hat, ja. Jetzt erkenne ich das. Ich habe getan, was er mir gesagt hat, weil ich Angst davor hatte, es nicht zu tun. Ich hatte das Gefühl, dass er Macht über mich hatte.«
    Sie hatte sich wieder hinlegen müssen, und diesmal hatte sie zuerst ein kaltes Instrument gespürt und dann seine Finger, die in ihre Vagina eindrangen und darin herumstocherten. Dann hatte er sie gebeten, sich umzudrehen, auf ihren Rücken und die Nierengegend gedrückt und ihr schließlich die Finger in den Anus gesteckt. Sie brauchte lange, um Cat alles zu erzählen, und musste immer wieder ermuntert werden weiterzureden. Cat achtete genau darauf, ihr keine Worte in den Mund zu legen. Die Frau war von Scham und Verlegenheit erfüllt, fand es sogar beschämend, einer Ärztin erzählen zu müssen, was ihr angetan worden war.
    »Marion, ich weiß, wie schwierig das für Sie ist, aber Sie verstehen doch, dass ich mir über alles absolut sicher sein muss, ja?«
    »Ich weiß.« Ihre Stimme war kaum mehr ein Flüstern.
    »Hat er Sie vergewaltigt? Hat er Geschlechtsverkehr mit Ihnen gehabt?«
    Eine lange Pause entstand. Cat wartete, hielt immer noch die Hand der Frau. Mrs Keith leckte sich mehrmals die Lippen und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Sie

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