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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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beim Gehen eine hübsche Broschüre überreichen würde. »Ich nehme an, das ist mehr was für Frauen als für Männer.«
    »Ach ja?«
    »Ja, all dieses Zeug liegt doch eher Frauen, oder?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Dann kommen auch Männer?«
    »Selbstverständlich.«
    Die Tür öffnete sich, und eine Frau mittleren Alters kam heraus. Das ist sie, dachte Nathan, schickes Kostüm, tadellose Frisur, teure Handtasche und Schuhe, die typische Durchschnittspatientin.
    »Bitte setzten Sie sich, Mrs Savage. Ich stelle Ihnen gleich die Rechnung aus.« Sie sah zu Nathan hinüber. »Ich sage Mr Sharpe Bescheid.« Mit klappernden Absätzen verließ sie das Wartezimmer.
    Nathan grinste die Frau an. »Hat wehgetan, oder?«
    Sie warf ihm einen Blick zu, ohne zu lächeln. »Nein.«
    »Kann’s mir nicht so recht vorstellen. Aber wenn Sie meinen, dass es gut tut …«
    Sie beugte sich vor und griff nach einer schimmernden neuen Ausgabe von Country Life.
    Nathan hätte am liebsten eine dieser Grimasse geschnitten, mit denen er als kleiner Junge Passanten über die Schulhofmauer hinweg erschreckt hatte, aber er begnügte sich damit, eine Augenbraue in Richtung des DC zu heben, der grinste und wegschaute.
    Die Stöckelabsätze kamen zurück. »Mr Sharpe bittet Sie, um halb sechs wiederzukommen, wenn die Sprechstunde beendet ist. Er muss jetzt zwei Anrufe machen und hat dann den nächsten Patienten, aber später wird er Sie gerne empfangen.«

    Als Nathan und DC Hardy wiederkamen, stand die Tür einen Spaltbreit auf, das Wartezimmer war leer, der Computer abgedeckt und die Zeitschriften waren ordentlich aufgestapelt. Nathan wartete. Er konnte keine Klingel finden.
    »DC Coates?«
    Sharpe schien sich geräuschlos zu materialisieren, als sei er aus der Wand hervorgetreten. Die Fliege war rot mit dünnen blauen Streifen.
    »Ich entschuldige mich dafür, Sie gebeten zu haben, später wiederzukommen, aber ich war mitten in der Sprechstunde. Und Sie sind?«
    »DC Hardy.«
    Aidan Sharpe nickte. »Bitte kommen Sie mit.«
    Nathan hatte erwartet, Sharpe im Wartezimmer zu befragen, aber stattdessen wurden sie durch eine Tür mit der Aufschrift Privat geführt und dann einen kurzen Flur entlang in die Wohnung.
    »Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«
    »Nein, danke.«
    »Womit kann ich Ihnen helfen? Es geht wohl um dieses arme Mädchen, Debbie Parker. Haben Sie Neuigkeiten von ihr?«
    »Leider nicht, Sir, aber wir verfolgen einige Hinweise.«
    »Ah ja. Hinweise.«
    Das Zimmer wirkte erdrückend, voll gestellt mit einem riesigen Sideboard, Kommode, Tisch und Bücherschränken in schwerer dunkler Eiche, dazu ein Sofa und Sessel, bezogen mit braunem Leder. Auch der Kamin war dunkel und kunstvoll verziert. An den Wänden hingen Porträts in schweren Goldrahmen, alte Männer mit Perücken, dicke Männer auf Pferden und ausgestopfte Fische in einem Schaukasten.
    Ihnen gegenüber saß Aidan Sharpe reglos im Sessel, die Hände zusammengelegt, Finger an Finger. Seine Augen starrten. Überrasch ihn, beschloss Nathan, kein Vorgeplänkel, kein Charme, direkt hinein.
    »Besitzen Sie eine Armbanduhr mit Mondphasen?«
    Kein Zwinkern. Der Blick löste sich nicht von Nathans Gesicht, die Finger blieben reglos.
    »Ja.«
    »Tragen Sie sie jetzt, Sir?«
    »Ja.«
    »Ich möchte sie bitte sehen.«
    »Darf ich fragen, warum?«
    »Nehmen Sie sie einfach ab, Mr Sharpe.«
    Ein dünnes Lächeln, wie das Vorschnellen einer Eidechsenzunge. Verschwunden.
    »Ich möchte gerne wissen, warum Sie das von mir verlangen.«
    »Woher haben Sie die Uhr?«
    »Wenn Sie damit meinen, wo sie gekauft worden ist, da habe ich keine Ahnung.«
    »Wieso das?«
    »Es war ein Geschenk.«
    »Von wem, Sir?«
    »Das geht Sie nichts an.«
    »Wir untersuchen das Verschwinden von drei Frauen.«
    Sharpe reagierte nicht.
    »Eine davon ist Miss Angela Randall. War sie Patientin bei Ihnen?«
    »Ich habe sehr viele Patienten. Da müsste ich nachschauen.«
    »Sie waren bei uns, um uns mitzuteilen, dass Debbie Parker Ihre Patientin war.«
    Schweigen. Die Augen starrten.
    »Also müssten Sie auch wissen, ob Angela Randall Ihre Patientin war, nicht wahr?«
    »Wie gesagt, da müsste ich nachschauen.«
    »Würden Sie das tun?«
    »Morgen. Ich werde meine Sekretärin darum bitten. Wenn sie herausfindet, dass diese … Miss Randall hier behandelt worden ist, werde ich mich mit Sergeant Graffham in Verbindung setzen.«
    »Hat Miss Randall Ihnen die Uhr geschenkt, Mr Sharpe?«
    Ein Blinzeln. Die Augen

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