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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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sah Cat nicht an.
    »Kann sein«, sagte sie schließlich. »Ich bin mir nicht sicher. Kann sein.«
    »Wieso sind Sie sich nicht sicher?«
    »Ich weiß es nicht. Mir war komisch. Ich hatte Angst.«
    »Es ist wichtig. Das wissen Sie.«
    »Ja.«
    »Wenn er Sie vergewaltigt hat, kann er verhaftet werden, und selbst das, was Sie mir erzählt haben, stellt eine strafbare Handlung dar, daran gibt es keinen Zweifel. Aber wenn wir beweisen können, dass Sie vergewaltigt wurden, kann er wegen eines viel schwereren Vergehens angeklagt werden. Ihre Aussage kann dazu beitragen, dass er nicht ungeschoren davonkommt.«
    »Was wollen Sie? Ich kann mich nicht erinnern.« Sie begann wieder zu weinen.
    »Ich möchte Sie darum bitten, mit der Polizei zu sprechen, aber da der Verdacht auf Vergewaltigung besteht, müssten Sie mit aufs Revier fahren und sich dort vom Polizeiarzt untersuchen lassen.«
    »Nein.«
    »Marion …«
    »Ich kann nicht. Ich habe mit Ihnen gesprochen. Ich hab gesagt, dass ich sonst niemanden hier haben will.«
    »Sie würden von einer Ärztin untersucht werden, und es ist auch eine Schwester dabei. Ich kann mitkommen, wenn Ihnen das hilft.«
    »Nein.«
    »Würden Sie dann jetzt wenigstens eine Aussage vor der Polizei machen? Den Beamten das erzählen, was Sie mir erzählt haben?«
    »Können Sie das nicht für mich tun?«
    »Leider nicht. Die Polizei braucht Ihre Aussage.«
    »Nein. Ich habe nicht darum gebeten, dass die Polizei kommt, ich wollte nur Sie sehen. Ich habe mit Ihnen gesprochen, habe Ihnen alles erzählt, was er getan hat. Ich könnte das nicht wiederholen.«

    Erst nach zwei war Cat wieder zu Hause. Sie hatte Marion Keith schließlich überzeugen können, ihre Aussage zu machen und mit aufs Revier zu fahren. Sie hatte Blut und Wasser geschwitzt. Cat hatte ein schlechtes Gewissen, eine derart verstörte Frau dazu überredet zu haben, gegen ihr Gefühl zu handeln und über Dinge zu sprechen, die sie als beschämend und intim empfand, in einer unpersönlichen Umgebung mit vollkommen Fremden. Warum sollte Marion Keith das alles erdulden müssen, wo sie bereits durch das, was der Mann ihr angetan hatte, traumatisiert war?
    Chris wachte auf, als sie die Lampe anknipste. Zum Glück hatte es keine weiteren Notarzteinsätze gegeben, sonst hätte er eine Vertretung anrufen müssen. Es schien noch in weiter Ferne zu liegen, bis Hannah und Sam allein gelassen werden konnten.
    »Und?«
    Cat setzte sich auf den Bettrand. Gleich würde die Erschöpfung einsetzen, doch bis dahin hielt sie pures Adrenalin in Gang. Marion Keith tat ihr Leid, doch gleichzeitig war Cat höchst befriedigt.
    »Wir haben ihn«, sagte sie leise. »Damit können wir ihn festnageln. Ich bin gegangen, als die Polizeiärztin kam … Sie muss noch die Untersuchung durchführen. Marion Keith hatte ein entsetzliches Erlebnis, aber es hat auch was Gutes gebracht. Dieser Dr. Groatman alias ein halbes Dutzend anderer Namen ist ein absoluter Widerling.«
    »Marion … Keith … kommt wieder auf den Damm …?« Chris’ Stimme war schläfrig.
    »Marion Keith«, sagte Cat, »ist eine Heldin.«

    Ein paar Stunden später machte sie gerade Sams Turnbeutel und Hannahs Brotzeitdose fertig, als das Telefon klingelte.
    »Cat Deerborn.«
    »Guten Morgen, Dr. Deerborn. Sergeant Winder, Polizeirevier Lafferton.«
    »Morgen, Sergeant. Schwierigkeiten?«
    »Dr. Maskray hat mich gebeten, Sie so früh wie möglich anzurufen.«
    »Ah ja – geht es um die Vergewaltigung von Mrs Keith?«
    »Ja, nur es gab keine.«
    »Wie bitte?«
    »Keine Vergewaltigung. Dr. Maskray fand keinerlei Anhaltspunkte, und Mrs Keith hat ihre Aussage zurückgezogen.«
    »O Gott.«
    »Sie wurde nach Hause gefahren. War ziemlich aufgeregt. Hätte wegen Vergeudung von Polizeiressourcen angezeigt werden können, aber die Ärztin war dagegen.«
    »Na gut, Sergeant, danke, dass Sie mir Bescheid gesagt haben.«
    Sie stand da, einen Bananenjoghurt in der einen Hand, den Telefonhörer in der anderen. Oben brüllte Chris Sam und Hannah zu, mit der Zankerei aufzuhören und sich endlich anzuziehen.
    »Mist«, sagte Cat. »Verdammt und zugenäht.«
    Während sie angestrengt nachdachte, ging sie hinüber zur Kommode und stellte den Joghurtbecher auf die Telefongabel.

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    A ngela Randall. Dämliche Kuh. Hatte von Anfang an Ärger gemacht. Erst diese schwierigen Telefongespräche. Dann Briefe. Karten. Zweimal war sie einfach nachts auf seiner Türschwelle erschienen, ihr Kuhgesicht voll

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