Hill, Susan
Kaffee. Aber meistens ging sie auf den Hügel.«
Freyas Herz sank, während sie gleichzeitig Erregung verspürte. Damit waren es drei, drei eindeutige. Der Mountainbiker, Angela Randall und jetzt Debbie Parker. Drei Menschen, die allein auf dem Hügel gefahren, gelaufen oder spazieren gegangen waren. Drei Menschen, die ohne jede Spur verschwunden waren, keine Nachricht hinterlassen hatten, keinen Wink oder Hinweis. Drei Menschen, die, soweit man das beurteilen konnte, keinen Grund gehabt hatten, absichtlich zu verschwinden, und die nirgends wieder aufgetaucht waren.
»Was wird jetzt passieren? Was werden Sie unternehmen? Sie werden doch nach ihr suchen? Die Polizistin, die gestern Nacht bei mir war, schien so abweisend zu sein, und ich glaube wirklich, Sie sollten …«
»Inwiefern abweisend?«
»Sie schien die Sache nicht sehr ernst zu nehmen. Ich hab mich ziemlich aufgeregt, weil sie zu glauben schien, es sei offensichtlich, dass sich Debbie wegen ihrer Depression … dass sie sich, Sie wissen schon …«
»Das ist überhaupt nicht offensichtlich. Ich glaube Ihnen, Sandy. Sie kennen Ihre Freundin und sollten das beurteilen können. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Debbie depressiv genug war, sich Schaden zuzufügen. Aber ich musste Ihnen diese Fragen stellen, das verstehen Sie doch, oder?«
»Ja, und außerdem haben Sie sie anders gestellt.«
»Na gut. Ich glaube, Sie gehen jetzt besser nach Hause, falls Debbie zurückkommt.«
»Ich sollte wohl ihren Vater und ihre Stiefmutter anrufen, nicht wahr?«
»Warten Sie noch ein bisschen damit – vielleicht bis zum Mittag. Wenn sie bis dahin noch nicht aufgetaucht ist, dann ja, aber versuchen Sie, die beiden nicht in Panik zu versetzen. Ich möchte über das Radio eine Suchmeldung nach Debbie rausgeben. Könnten Sie Debbies Sachen durchschauen und herauszufinden versuchen, was sie getragen hat, als sie wegging? Ich komme später zu Ihnen, und wir besprechen, was gesendet werden soll. Hier ist meine Karte mit der Nummer des Reviers und meiner Durchwahl. Wenn ich nicht da bin und Sie eine Nachricht hinterlassen oder auch nur mit jemandem reden wollen, sprechen Sie mit DC Nathan Coates, der mit mir bei dieser Sache zusammenarbeiten wird.«
Sie sah dem Mädchen nach, als es über den Vorhof des Polizeireviers ging, den Kopf gesenkt, schlank, hübsch, verzweifelt vor Sorge. Wozu sie allen Grund hat, dachte Freya, als sie die Treppe zum Büro des Detective Inspector hinaufging.
Er war nicht da. Freya ging zurück ins Kriminaldezernat, wo Nathan geduldig Daten in den Computer eingab. Als er ihren kurzen Bericht über das vermisste Mädchen hörte, hellte sich sein Gesicht auf.
»Wir nehmen uns der Sache an, stimmt’s?«
»Ja, nur ist Cameron nicht in seinem Büro.«
»Cameron ist nicht im Haus«, rief jemand von einem anderen Schreibtisch. »Hat einen Krankenhaustermin.«
Freya wusste, dass der DI seit mehreren Wochen auf einen Termin zur Untersuchung seines »schwachen Magens«, wie er es nannte, gewartet hatte. Ein paar Sekunden lang klopfte sie mit dem Bleistift an ihre Schreibtischkante. Also war er weg, vielleicht den ganzen Tag über, mindestens aber für den Rest des Vormittags, was bedeutete, ihr blieb keine Wahl, nicht wahr? Diese Sache konnte nicht warten.
»Läuft die Drogenrazzia immer noch?«, fragte sie Nathan. Er schüttelte den Kopf. »Sie haben sie gestern erst mal abgeschlossen.«
»Erfolgreich?«
»Ich habe gehört, dass ihnen ein paar kleine Fische ins Netz gegangen sind. Die großen haben rechtzeitig Wind davon bekommen. Also, was machen wir als Nächstes, Sarge?«
»Das«, sagte Freya, bereits auf dem Weg zur Schwingtür, »ist genau das, was ich herausfinden werde.«
Interessanterweise empfand Freya bei dem bloßen Gedanken, Simon Serrailler zu sehen und mit ihm zu sprechen, nicht dieses zittrige Vorgefühl, das sie beim letzten Mal, als sie an seine Tür geklopft hatte, nicht hatte unterdrücken können. Denn diesmal drehte es sich um die Arbeit und sie war angespannt wegen des Falls. Ihr Kopf war angefüllt mit Angela Randall und Debbie Parker, und sie wollte, dass sich die Räder in Bewegung setzten. Sie war froh, dass DI Cameron nicht da war, vor allem, weil sie hoffte, dass es dadurch schneller gehen würde.
»Herein.«
Beim Klang seiner Stimme machte ihr Herz einen Satz.
»Freya … ich hoffe, Sie haben gute Nachrichten. Das könnte ich gebrauchen.«
»Nicht so ganz, Sir.«
Er strich sich das blonde Haar aus
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