Himbeereis mit Aussicht
bei der Arbeit hilft, nicht jemanden, der an der Scheibe klebt und nach drüben starrt. Deshalb werde ich mein Glück mit dir versuchen, Bella!“
2
Das Telefon klingelte, kaum dass Thea die Wohnungstüre hinter sich geschlossen hatte. Anstatt einer Begrüßung tönte ihr gleich eine Frage entgegen.
„Warst du dort? Hast du dich beworben?“
Nur Rosa konnte, ohne ein Hallo, sofort mit der Tür ins Haus fallen. Und da es eben erst halb fünf Uhr war, konnte sie auch erst seit einer Minute zu Hause sein.
„Ja, ich war dort und ja, ich habe mich um die Stelle beworben“, beantwortete Thea die Fragen ihrer Freundin. Dabei klemmte sie sich den Telefonhörer ans Ohr, wand sich aus ihrer Jacke und streifte die Straßenschuhe von den Füßen.
„Und, wie lief es? Du hast dich doch hoffentlich klar ausgedrückt! Du hast doch nicht gestottert? Oder doch? Nein! So dumm hast du dich nicht angestellt! Und es lief doch sicher gut? Natürlich lief es gut, du bist ja ein kluges Mädchen! Also, nun sag schon, hast du den Job?“
Rosas Redeschwall war kaum zu stoppen, was es erheblich erschwerte, ihr eine Antwort zu geben. Vor allem, da sie die Angewohnheit hatte, sich ihre Fragen selbst zu beantworten. Aber jetzt hielt sie kurz den Mund, bis sie eine positive Nachricht von Thea erhielt.
„Ja, ich kann dort anfangen!“
„Ich wusste es! Das ist genau das Richtige für dich. Du kommst mit vielen verschiedenen Leuten zusammen und lernst dich zu behaupten. Nicht so wie im letzten Jahr, mit dieser Prospektverteilerei, wo du ganz für dich alleine warst.“
Rosas Worte wurden undeutlicher und Thea war klar, dass sich ihre Freundin außer zu telefonieren, auch noch mit essen beschäftigte. Das war die Gelegenheit auch ein paar Worte zur Unterhaltung beizutragen.
„Morgen, am Nachmittag muss ich noch einmal hin, um mit Bruno meine Arbeitszeiten abzusprechen!“
Rosa nahm das mit einem Grunzen zur Kenntnis. „Aber nicht, dass er es sich bis morgen wieder anders überlegt, wenn eine Sexbombe auftaucht und den Job haben will!“, stellte sich das Mädchen ein schreckliches Szenario vor.
Thea lachte. „Und was sollte ich in einem solchen Fall tun?“
„Dir ein knappes Top anziehen und mit dem Hintern wackeln“, schlug Rosa vor. „Oder aus welchem Grund hättest du sonst den Job bekommen?“
„Das wirst du mir jetzt nicht glauben, aber das lag ganz alleine an den Jungs vom Kampfsportstudio!“
„Ich wusste es!“, begeisterte sich Rosa. „Ich wusste, dass du im Herzen ein männermordender Vamp bist! Wie hast du es gemacht? Eine Horde Muskelmänner bestochen, dass sie dir in die Eisdiele folgen?“
Thea ließ sich in ihrem Zimmer mit dem Telefon auf das Bett fallen und starrte versonnen zur Decke, wo sie ein buntes Tuch an die Wand gepinnt hatte.
„Nicht ganz, hätte ich mir auch gar nicht leisten können“, musste sie zugeben. „Außerdem hätte das nichts gebracht, obwohl ich es vielleicht hätte versuchen sollen“, flunkerte sie.
„Bisher dachte ich eigentlich immer, du bist ein anständiges Mädchen, aber wenn du jetzt mit muskelbepackten Kampfsportlern rumhängst…“, hier machte Rosa eine bedeutsame Pause, „…stellst du mir dann vielleicht auch einen vor?“
Thea lachte laut auf und Rosa stimmte am anderen Ende der Leitung mit ein.
„Was soll es denn für einer sein? Blond, braun, schwarz oder irgendeinen anderen Wunsch?“
„Völlig egal, Hauptsache Muskeln!“
Thea lacht erneut. „Das tut mir jetzt echt leid, aber ich habe den Job bekommen, weil ich nichts mit Muskelmännern zu tun habe.“
„Oh, verdammt!“, seufzte Rosa gespielt betroffen. „Kannst du mit deinem Boss über diese Sache nicht noch einmal verhandeln?“
„Sorry, aber wenn ich den Jungs vom Sportstudio nachhechle, habe ich keinen Job mehr!“, erklärte Thea nun genauer wie sie zu ihrer Zusage gekommen war.
„Wusstest du, dass gegenüber dem Eiscafé ein Sportstudio ist?“
„Hör ich zum ersten Mal“, gab Rosa zu.
„Ging mir genauso“, schloss sich Thea an. „Aber anscheinend ist die Eisdiele deswegen so beliebt, weil man vom oberen Stock aus direkt in den Übungsraum dieses Studios sieht. Und Bruno stellt nur jemanden ein, der nicht ständig an der Scheibe klebt, um die Männer beim Training anzugaffen!“, erklärte Thea die Situation, die zu ihrer Einstellung geführt hatte.
„Dann ist es ja gut, dass ich mich nicht dort beworben habe. So bleibt mir wenigstens die Zeit, die Aussicht in deiner
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