Himbeereis mit Aussicht
Bemerkungen machten.
3
„Erzähl, Thea!“, überfiel Rosa ihre Freundin schon bevor sie die Eingangstüre zum Schulgebäude durchschritten hatten.
„Hi! Was soll ich denn erzählen, Rosa? Ich hab dir doch gestern am Telefon schon alles gesagt!“
„Also, Thea, nein, wirklich nicht! Du hast ja nicht einmal die Hälfte von dem erzählt, was ich wissen will“, schränkte Rosa sofort ein. „Wie sehen die Jungs aus, wann kann man sie sich einmal ansehen? Sind sie hübsch, kräftig gebaut, alt, jung? Und überhaupt, wie viele sind es denn? Schließlich braucht man ja eine gewisse Auswahl, um sich richtig entscheiden zu können!“
Rosas Redeschwall überrollte Thea wie eine große Welle. Wie kam ihre Freundin nur auf den Gedanken, dass sie eine dieser Fragen beantworten könnte? Sie hatte ihr doch gestern am Telefon schon deutlich zu verstehen gegeben, dass Jungs in ihrem neuen Job tabu waren!
„Rosa, ich fange in einer Eisdiele zu jobben an, nicht in einer Muckibude!“
Rosa machte eine abwehrende Handbewegung. „Was solls! Du wirst diesen Jungs auf jeden Fall ziemlich nahe kommen, darum muss ich wissen, was einen da erwartet!“
„Gar nichts!“, war Thea überzeugt. „Rosa, ich soll da arbeiten und NICHT nach Jungs gucken!“
„Du vielleicht nicht, aber was ist mit mir? Du kannst mich doch nicht hängen lassen! Wann hat man schon einmal die Gelegenheit, unter gut trainierten Jungs auswählen zu können?“
Thea verdrehte die Augen. Dass Rosa gleich immer so übertreiben musste! Aber zum Glück wusste sie, dass ihre Freundin das nicht wirklich ernst meinte. Sie kannte ihre Defizite ganz genau und wusste, dass gut aussehende, gut gebaute Jungs ihr nicht gerade in Scharen nachliefen. Aber ein bisschen träumen mit Augenzwinkern war ja erlaubt.
Zumindest wenn keiner zuhörte! Aber in der Schule war einem dieses Glück nur selten vergönnt. Es gab immer irgendjemanden, der nichts Besseres zu tun hatte, als sich in Privatgespräche zu mischen.
„Sieh an, unsere beiden Mauerblümchen träumen von Jungs“, spottete eine bekannte Stimme hinter dem Rücken der Freundinnen. „Das wird auch das Einzige bleiben, was ihr in dieser Beziehung tun könnt, träumen! Obwohl ich mir vorstellen kann, dass nicht einmal im Traum ein Junge in eure Nähe kommen will!“
Paula, wer sonst besaß die Frechheit, über andere zu lästern, wenn die direkt neben ihr standen. Leider fehlte ihr aber im Moment das Publikum, das ihren boshaften Worten Beifall zollte. Was Thea und Rosa dazu verleitete, ihr ihre Gemeinheiten mit gleicher Münze heimzuzahlen.
„Neidisch?“, lächelte Thea. „Wir haben wenigstens noch Jungs von denen wir träumen können. Aber für dich ist ja keiner mehr da, den du nicht schon niedergemacht hast.“
Rosa widersprach. „Das stimmt nicht ganz, Thea. Da gibt es immer noch diese Gruppe von übergewichtigen Jungs, die Paula noch nicht überfahren hat, weil sie ihr bisher nicht einmal eine Lästerattacke wert waren. Von denen kann sie noch träumen!“
Die Mädchen wussten, dass sie für diese Retourkutsche würden bezahlen müssen, aber trotzdem konnten sie der Versuchung nicht widerstehen. Allerdings machten sie das nur, weil sie gerade alleine mit ihr waren und weil Paula angefangen hatte. Was nicht hieß, dass sich die Mädchen sonst aus Angst nicht trauten zu widersprechen, wenn Paula mit ihrer Fanclique unterwegs war. Es lag eher daran, dass Paula schneller mit ihren Gemeinheiten aufhörte, wenn sie alleine auftrat. Und dazu kam auch noch ein anderer Aspekt der Geschichte. Thea und Rosa wollten niemanden vor einem anderen bloßstellen, nicht einmal dieses Mädchen, das sie bei jeder Gelegenheit piesackte.
Der kurze Wortwechsel zwischen den drei Mädchen fand schnell ein Ende, da jede in eine andere Richtung musste, um zur ersten Stunde ihrer jeweiligen Leistungskurse zu kommen. Zum Glück blieb es Thea und Rosa an diesem Vormittag erspart, erneut auf Paula zu treffen. Aber auch die Freundinnen fanden keine freie Minute, in der sie sich hätten austauschen können. So machte sich Thea am frühen Nachmittag alleine auf den Heimweg, den sie im Eiscafé unterbrach.
Die Eisdiele hatte längst geöffnet, aber nur wenige Gäste hatten sich mit einem Eisbecher an die Stehtische gestellt.
„Ah, Bella!“, begrüßte sie der Lokalbesitzer, als sie durch die geöffnete Tür kam. „Ich war mir nicht sicher, ob du heute wiederkommen würdest.“
Thea erschrak, hatte sich Bruno ein
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