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Himbeersommer (German Edition)

Himbeersommer (German Edition)

Titel: Himbeersommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Saskia Beyer
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mein, … die von der Baustelle … mit der heißen Schokolade, also in deinem Bistro …. falls du dich irgendwie …“
„Nora. Klar erinnere ich mich. Du schuldest mir noch `ne Zucchini.“ Was hat er nur für eine angenehme Stimme.
„Äh, ja, genau … Was hältst du davon, wenn ich dich mal … zuhause besuche“, sage ich spontan und beiße mir sofort auf die Zunge.
Autsch. Der Mann muss denken, dass ich eine Prostituierte bin!
Dabei will ich doch nur sehen, wie er wohnt, um mir ein Bild von ihm zu machen, dem Erzeuger meines Kindes.
Daniel scheint sich zu amüsieren. Ich höre es förmlich durch den Apparat.
„Schöne Idee. Aber wir treffen uns besser um drei im Volkspark Friedrichshain. An dem See mit den Enten, kennst du sicher, oder? Ich will dir da was zeigen.“
Der Kerl weiß, was er will. Und ich mag klare Ansagen. Denn ich hasse es, mich zu entscheiden.
Dusche, Peeling, Beine rasieren. Obwohl das kein Date ist, sondern ein … ominöses Vorstellungsgespräch.
Ich nehme den dezenten, hellbraun-orange Lippenstift. Der macht meine etwas zu schmal geratene Oberlippe breiter und nicht so blass. Auf Lidschatten verzichte ich ganz. Zu viel Schminke macht alt, und Daniel ist mindestens zehn Jahre jünger als ich. Und wie gnadenlos Tageslicht sein kann, wissen wir Enddreißigerinnen leider sehr gut
Daniel darf auf keinen Fall sehen, dass ich die Freundin seiner Mutter sein könnte. Noch bilde ich mir ein, dass er mich für 25 hält. Oder sagen wir mal Ende 20. Zuviel steht auf dem Spiel.
Ich durchforste eine Umzugskiste nach der anderen. In jeder der 100 Kisten steckt ein Paar Schuhe. Und wie durch ein Wunder entdecke ich ein Dutzend sehr jugendliche Shirts. Wer wirft schon T-Shirts weg, die in 20 Jahren wieder „in“ sein könnten.
„Aber Teenie-Mode ändert sich doch täglich“, warnt mich Jacky am Telefon in eindringlichem Ton. Und Baby Gregor, der auf ihrem Arm ist und mal wieder brüllt, scheint dies zu bestätigen. „Dann sieht er ja sofort, dass du aus dem letzten Jahrhundert kommst“, sagt sie und scheint zu grinsen.
„Vielen Dank. Gehst du mit mir shoppen? Wir haben noch eine Stunde Zeit!“, bitte ich sie, dem Nervenzusammenbruch empfindlich nahe.
Doch Baby Gregor gefällt diese Idee überhaupt nicht. Er gibt alles, und ich freunde mich schnell mit meinem alten T-Shirt aus den 80ies an.
„Ich war seit der Geburt dieses Mistkäfers nicht mehr shoppen“, erinnert mich Jacky traurig.
Fettnapf! Wäre ich nicht so aufgeregt, hätte ich natürlich daran gedacht.
„Internet-Shopping ist eh viel entspannender.“ Ich versuche sie zu trösten. „Keine verzweifelte Toilettensuche, keine überfüllten Kabinen, viel besser für die Frau ab dreißig.“
„Aber keine Flirtmöglichkeit, kein einziger attraktiver Mann. Wehe, du verknallst dich in diesen Daniel! Ich werde eure Trauzeugin, das habe ich Tobias versprochen.“
„Bist du verrückt? Der ist hundert Falten jünger als ich.“
Ich habe während des Telefonats die nächste Umzugskiste geöffnet. Dass ich wirklich so viele Schuhe habe wie Umzugskisten, hat Tobias doch schockiert.
„Meine braunen Stiefel, schwarzes T-Shirt, Jeans, ist das zu konservativ?“
„So läufst du doch immer rum?“, wundert sich Jacky. „Aha. Ich wusste es. Du willst ihm doch gefallen!“
„Will ich nicht!“ Beste Freundinnen können die Pest sein. „Ich muss mich beeilen.“ Ich beende das Telefonat und lege mit fiebriger Stirn auf.
     

***
     
Da stehe ich nun, frierend im Friedrichshainpark und habe mir schnell noch einen Vorwand ausgedacht. Wie immer fällt mir im Nachhinein die beste Ausrede ein.
Wie immer bin ich etwas zu spät, klatschnass im Gesicht, weil mir die Tram vor der Nase davongefahren ist, sehe mich aufgeregt um, doch kein Daniel weit und breit.
Kann der nicht mal fünf Minuten auf mich warten?! Also gut, 20 Minuten. Oder ist er etwa noch unpünktlicher als ich? Was soll das für ein Kind werden? Immer 40 Minuten zu spät in der Schule? Ich sehe schon die blauen Briefe vor mir, wische mir mit meinem Schal den Schweiß aus dem Gesicht, kratze mich an der Nase. Da sehe ich ihn mit seinem süffisanten Grinsen im Gesicht.
„Hast du mich beobachtet?“, fahre ich ihn an.
Er grinst noch mehr. Ich sehe peinlich berührt zur Seite.
„Die Tram hat heute ihren privaten Shuttle-Service eingestellt.“ Ich versuche schnell witzig zu sein, um mich nicht ganz zu verlieren.
Daniel kommt auf mich zu, ganz nah und gibt mir einfach einen Kuss. Auf die Wange,

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