Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himbeersommer (German Edition)

Himbeersommer (German Edition)

Titel: Himbeersommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Saskia Beyer
Vom Netzwerk:
New Yorker Freundin mal gesagt. Jäger und Sammler brauchen den Kick. Aber wenn eine Frau nach dem ersten Kuss gedanklich schon beim Schnitt ihres Hochzeitskleides ist, schrillen die männlichen Alarmglocken laut.
Nur um das richtig zu stellen. Ich habe nicht mit tausenden Männern geschlafen. Ich habe sehr schnell verstanden, dass ich meinen Mr. Right so nicht finde. Und es dann ganz gelassen.
Denn ich habe ein sehr großes Problem. Wenn ich mit einem Mann guten Sex habe, verliebe ich mich in ihn. Egal wie er aussieht, egal was er von sich gibt.
Ich erinnere mich mit Grauen an den etwas klein geratenen, am Rücken komplett behaarten Jens, mit dem ich nach einer feucht-fröhlichen Clubnacht Sex hatte. Ich habe mich in dieses Zotteltier doch tatsächlich verknallt! Dachte ich zumindest. Jacky hat mir damals zum Glück die Augen geöffnet und ich nahm schnell Reißaus und schwor ihr, mich das nächste Mal erst zu verlieben und dann mit einem Mann ins Bett zu gehen.
     
Kein Sex, keine Tränen. Jacky war mir dafür sehr dankbar. Und meine Telefonrechnung auch. Flatrates wurden erst danach so richtig billig und in . Mein Gott, bin ich alt.
     
Entzückende hellbraune Entenbabys tuckern ihrer Mama hinterher.
„Wie niedlich“, ich bin hin und weg und Daniel auch. Von mir.
„Ja. Sie sind wirklich schön. – Ich mag deinen Mund“, sagt er und lächelt mich an.
Wieso sind Frauen nur für jedes abgeschmackte Kompliment derart empfänglich? Ich schmelze dahin, fühle mich wie Angelina Jolie mit ihren sinnlichen Lippen und fahre elegant mit der Hand durchs Wasser.
Dabei fische ich das Blatt einer Seerose heraus, sehe ihn heimlich von der Seite an und stelle mir vor, wie wir da in zehn Jahren graumeliert stehen, entzückt von unserem Nachwuchs. Die Wahrheit ist: Ich graumeliert. Aber natürlich gefärbt mit Pflanzenhaarfarbe von Santé. Er in der Blüte seiner Jugend.
Daniel lächelt mich amüsiert an, ich sehe schnell weg. Das letzte Entenbaby kommt fast nicht hinterher, paddelt wie wahnsinnig und schafft es dann doch noch.
Die Sonne scheint, der Frühling ist da. Fast hätte ich es nicht mitbekommen, vor lauter Kinder- und Hausbaustress.
„Ich muss los.“ Ich beeile mich, die romantische Stimmung zu zerstören. Was nicht sein darf, darf nicht sein.
„Musst du nicht.“ Daniel sieht mich fest an.
„Danke für den schönen Nachmittag.“ Ich verabschiede mich hastig. So hastig, dass der Wangenkuss – durch eine kleine Frechheit von Daniel, der seinen Kopf einfach dreht – zu einem Kuss auf dem Mund verrutscht. Erschrocken sehe ich ihm in die Augen, drehe mich schnell um, eile davon und fühle mich wie Cinderella in Jeans. Hoffentlich hat mich keiner gesehen. Knutsche fremden Jüngling mitten im Park, um an sein Sperma zu kommen. Sind alle Enddreißigerinnen so hormongesteuert?
     

***
     
Starke Männerhände umfassen meine Hüfte.
Es ist Tobias. Ich packe hektisch Kisten aus. Er ist heute früher nach Hause gekommen und extrem gut gelaunt.
„Es ist irgendwie Wahnsinn, aber ich freue mich schon tierisch auf das Baby“, sagt er und lächelt.
Ich lächle zurück, korrigiere „unser Baby“ und bin wieder beruhigt, genau das Richtige zu tun. So hat mich Tobias schon lange nicht mehr angefasst. Seine Augen haben schon lange nicht mehr so vorfreudig gestrahlt. Und offenbar hat er sich mit der Idee bestens angefreundet.
„Hast du schon ein Opfer gefunden?“ will er neugierig wissen. Doch da ich noch nicht dazu gekommen bin, Daniel zu fragen, schüttele ich nachdenklich den Kopf.
„Nein. Aber ich habe ein gutes Gefühl.“
Was für ein Satz. Ich habe ein gutes Gefühl. Hat mein Vater gesagt, als ich ihn als 14-Jährige gefragt hatte, ob er mit meiner Mutter glücklich ist. Kurz danach hat er die Scheidung eingereicht. Ich bin ein verkorkstes Trennungskind und ganz sicher therapiebedürftig. Aber noch sträube ich mich dagegen.
Ich habe Daniel meine Handy-Nummer gegeben. Und ich bin sicher, er ruft bald an. Männer sind so unberechenbar.
     
Ich liege in der Badewanne und starre abwechselnd auf meine Platt-Spreiz-Senk-Füße, meinen vermurksten Nagellack und mein altes Nokia-Handy. Das neuere Smart-Phone-Modell liegt bereits im Regal. Ich bin aber nicht fähig, die Telefonnummern zu bluetoothen, und Tobias hat nach der Arbeit keine Lust mehr auf so etwas. Früher hätte er es für mich gemacht. Früher war alles anders. Da hatte auch noch nicht jeder ein iPhone. Außer mir.
Wieso vergeuden wir eigentlich so viele

Weitere Kostenlose Bücher