Himbeersommer (German Edition)
noch mal in Ruhe überlegen,“ sage ich rasch.
„Da gibt es nichts zu überlegen.“ Stuart sieht uns fest an. Tobias nimmt glücklich meine Hand, wir strahlen uns an.
Doch das Strahlen erstirbt.
„Ich bin ja nicht verrückt“. Stuart schüttelt den Kopf. „Und da werdet ihr auch keinen halbwegs normalen Typen für finden. Die Nummer ist so was von Einlaufgefährdet. Da lebt dann so eine Göre von mir und ich hab ständig das Gefühl, mich kümmern zu müssen. Nee danke.“
„Musst du nicht.“ Ich versuche zu retten, was nicht zu retten ist. „Naja, ab und an mal Babysitten“, Tobias pfeift mich zurück.
„Nein, wirklich. Wenn er nicht will.“ Wir funkeln uns an. Schon gehen die ersten Meinungsverschiedenheiten los.
Stuart steht auf, legt das Besteck hin. „Ich lass euch dann mal allein. Bei euch ist ja eh schon länger der Wurm drin. Wär eh nicht so gut, wenn ihr ein Kind kriegt, solang ihr eure Probleme nicht gelöst habt.“
Das saß. Genau deshalb haben wir doch unsere Probleme, will ich ihm ins Gesicht schleudern, aber ich halte mich zurück. Was genau hat Tobias seinem Kumpel über uns erzählt?
Kein Kind, zumindest bei starkem Kinderwunsch – ist ein echtes Beziehungs-Killerkommando.
Tobias und ich meiden an den nächsten Tagen das Kinderzimmer.
Man sollte sich kein Haus kaufen, bevor die Kinder nicht geboren sind. Es ist ein schlechtes Omen, finde ich.
Und sicherlich auch Brad Pitt. Denn Brad und seine Jennifer hatten damals, als die Ehe noch gut war, „the room“. Ein bereits hübsch eingerichtetes, grün bemaltes Kinderzimmer. Aber kein Kind weit und breit. Irgendwann, als sie kein Grün mehr sehen konnten, haben sie sich getrennt. Es muss ein Albtraum gewesen sein.
Die nächsten Tage reden wir kaum. Tobias arbeitet bis Mitternacht und ich gehe shoppen - ohne Sinn und Verstand. Ein brauner Mohairpulli beruhigt, die beige Handtasche gibt Hoffnung und die blau-türkise Kette, tja, die verbindet. Mich und Tobias. Denn so eine hat er mir in unserem allerersten Urlaub, wir waren in Tunesien, geschenkt. Und die passende Handtasche dazu. Bis dato wusste er nicht, dass ich 35 Handtaschen im Schrank habe.
Und ich bleibe an jedem Schaufenster mit Kindersachen mindestens zehn Minuten stehen, bevor mir klar wird, dass ich nie einen Strampler für mein eigenes Baby kaufen darf.
Ich bin die gereifte Generation Bridget Jones. War vor Tobias verzweifelt auf der Suche nach dem Richtigen. Hatte meinen Rentiermann in ihm gefunden - und den gebe ich nicht mehr her. Weil wir uns so perfekt verstehen, weil ich ein echter Beziehungsmensch bin – und weil ich Respekt vor Tobias habe. Und Respekt vor einem Mann zu haben ist gar nicht so einfach. Frauen, die gerade ihren arbeitslos-frustrierten Hermann aufbauen, wissen, wovon ich spreche.
Ich habe Respekt vor Tobias, und das gelingt mir nicht bei vielen Männern. Tobias ist die perfekte Mischung zwischen Frauenversteher und Macho. Richard Gere kommt dem Ganzen recht nahe. Auch wenn ich Tobias` graue Schläfen betrachte. Ich liebe ihn und ich werde nicht zulassen, dass Richard, ich meine Tobias, und ich uns trennen.
Vermutlich ist es wirklich zu unangenehm, in unserem privaten Bekannten- und Freundeskreis nach einer Spermaprobe zu fragen.
„Haben Sie vielleicht ein Ei für mich“, kam mir bei meinen Nachbarn ja schon immer schwer über die Lippen, wenn ich spontan Pfannkuchen backen wollte.
„Was soll der denn denken?! Dass ich unfähig bin, ordentlich einzukaufen?“, habe ich Tobias gefragt.
Nein, es muss jemand sein, den keiner, den wir kennen, kennt, den wir aber kennen, sonst könnten wir ihn nicht fragen.
Und der aber trotzdem nett, zuverlässig, verantwortungsbewusst, hochintelligent und wunderschön ist. Nein. Er muss nur so verrückt sein, uns diesen „kleinen“ Gefallen zu tun.
Geld. Es geht alles mit Geld. Zum einen steckt unser Geld aber in den italienischen, blauen Fliesen, meinem extragroßen Einbau-Schuhschrank und diversen anderen Sonderwünschen, ohne die mir mein Leben nicht lebenswert vorkam.
Und zum anderen wären wir dann kurz vor der Samenbankvariante. Und die, da gebe ich Magda recht, nicht nur gruselig, sondern indiskutabel ist. Ein Vater meines Kindes, der es nur des Geldes wegen „gezeugt“ hat, geht gar nicht.
Das wäre ein Trauma für das Selbstbewusstsein meines Nachwuchses, und wie lebenseinengend ein mieses Selbstbewusstsein ist, sehe ich an mir.
Meine Mutter hat alles, also wirklich alles versucht, mich zu einem
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