Himbeersommer (German Edition)
Glück habe ich mit der Ente nur Smalltalk geredet. Soviel wie: „Das süße Kleine da hinten sieht ganz schön mager aus“, oder: „Wo ist eigentlich dein Mann? Musst du das mit den Kleinen ganz alleine machen?“
Daniel küsst mich und ich schaffe es gerade noch, den Kopf zu drehen. Diesmal wird es ein Wangenkuss. Wir lächeln uns an. Die Entenmama schwimmt in den Wasserlinsen davon, die Kleinen kommen kaum hinterher.
„Wo warst du so lange?“, will Daniel wissen, während er mich ansieht wie einen blauen Himmel, an dem keine Wolke vorbeizieht.
„Ich habe einen Catering-Auftrag für dich.“ Ich versuche die knisternde Stimmung in eine unerotische zu switchen.
Doch ein Straßenmusikant hat sich im Park aufgestellt und singt aus Leibeskräften „You are the one“.
Der Himmel über uns ist tiefblau. Und dieses Blau wird von keiner einzigen Wolke getrübt.
Ich fauche Daniel an. „Kannst du nun kochen oder nicht?“
Er sieht mich nur an, grinst, kramt in seiner abgewetzten Umhängetasche herum, zieht eine Pappschachtel heraus, öffnet sie und lässt mich in eine köstliche Himbeertarte beißen.
„Finde es heraus.“
Und ich, die ich schon mit zehn Jahren als Schlüsselkind alleine eingefrorene Tiefkühl-Frühlingsrollen aufbacken musste, schmelze dahin. Jeder Widerstand ist zwecklos.
„Die habe ich für dich gebacken.“ Er sieht mir ernst in die Augen. „Wenn du sie nicht magst, drehe ich mich um und bin weg. Für immer.“
Diese Tarte ist mehr als eine Tarte. Sie ist die Erfahrung, für einen Menschen sehr, sehr wichtig zu sein.
„Du kennst mich doch gar nicht.“ Ich versuche es erneut. Das zu verhindern, was nicht passieren darf.
Gewisse Männer sind wie Himbeer-Eis. Man kann darauf verzichten, aber die Versuchung, und die Gefahr zu schmelzen, ist sehr, sehr groß.
Zum Glück bin ich eine starke Frau und überlege fieberhaft, wie ich endlich zum Punkt kommen soll. Mein Eisprung müsste ungefähr übermorgen sein. Wenn wir nicht wieder vier Wochen warten wollen, dann ist es höchste Zeit.
Wir schlendern einen kleinen Weg entlang, vorbei an einer Mutter mit Kinderwagen.
„Sag mal, du weißt ja, dass ich mit Tobias … zusammen bin,“ fange ich vorsichtig an.
Daniel nickt lächelnd „Ja. Aber ich habe auch gesehen, dass du mit ihm nicht richtig glücklich bist.“
Wie bitte?! Da weiß er eindeutig mehr als ich!?
Ich verdränge bekanntlich schnell und klammere mich an seinen Aufhänger.
„Eigentlich haben wir eine richtig gute Beziehung.“
Daniel nickt „Und deshalb triffst du dich auch mit mir.“
Wieso müssen Männer immer so logisch sein? Klar, dass sie uns in Mathe immer voraus sind.
„Ja. Genau so ist es. Ich treffe mich mit dir, weil ich dich … brauche.“ Ich nehme allen Mut zusammen und stottere los.
„Tobias und ich, also …“
Wir kommen gerade an einem großen Spielplatz vorbei, und meine Mission wird von einem dreijährigen Trotzkopf übertönt.
Der Kleine schreit „neeeiiin“ und bockt wie ein junger Stier. Die Mutter will ihn zum Nach-Hause-gehen bewegen, hat aber keine Chance.
Daniels Aufmerksamkeit ist sofort bei dem Kind, und ich beschließe, das Thema zu verschieben.
Der Mutter steht der Schweiß auf der Stirn. Sie bemüht sich, nach außen ruhig zu wirken, lächelt uns kurz an, um ihren Kleinen dann einfach unter den Arm zu klemmen und in den Kinderwagen zu setzen. Doch von wegen. Der Kleine wehrt sich mit Händen und Füßen, macht sich steif und strampelt so wild, dass sein Buggy umkippt und er rücklings in den Sand fällt.
Daniel jumpt über eine Wippe, eilt zu der Mutter, hilft ihr, den Kleinen wieder aufzurichten und redet auf den Jungen ein. Von einer Sekunde auf die andere ist der ruhig, lächelt Daniel an, als wäre er das liebste Kind auf der ganzen Welt.
Die Mutter, ich schätze sie auf Ende 20, sieht Daniel mit glutroten Wangen an. Ich weiß, dass sie denkt, sie habe als Mutter versagt. Genau das Gleiche denkt Jacky auch immer.
„Danke. Bei mir hätte er die nächste Stunde Rabatz gemacht.“ Sie lächelt ihn zaghaft an. „Er ist in der Trotzphase.“
Daniel antwortet etwas, was ich nicht verstehe. Und abgesehen davon, verspüre ich plötzlich ein Gefühl, das ich schon lange nicht mehr spüren musste. EIFERSUCHT! Nackte, blanke Eifersucht!
Nora, bist du nun völlig verrückt? Du willst mit Tobias ein Kind!
Zum Glück klingelt genau in dem Moment mein Handy.
Es ist Jacky, die immer einen Riecher für brenzlige Situationen hat.
„Ich sitze seit einer
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