Himmel, hilf!
mit Freuden eigene spenden. Leider läuft das so nicht. Alles hängt von der Übereinstimmung ab, und Ihr genetisches Profil stimmt mit seinem eben überein.”
“Ich wüsste nicht, wie das kommen sollte”, sagte Greg störrisch. Schließlich war er mit dem Jungen nicht verwandt.
“Warum haben Sie die Einwilligung unterschrieben und sich testen lassen, wenn Sie nicht bereit waren, tatsächlich zu spenden?” Edward erhob die Stimme.
Doch Greg wagte es nicht, ihm die Wahrheit zu sagen. Den eigentlichen Grund, weshalb er zum Krankenhaus gekommen war, behielt er lieber für sich.
“Haben Sie Tanner überhaupt gesehen?”, fragte Edward. “Er ist erst zehn, und damit könnte er Ihr Sohn sein – oder meiner. Ohne Ihre Stammzellen hat er nur äußerst geringe Überlebenschancen.”
“Und
mit
meinen Stammzellen?” Greg konnte nicht fassen, dass er diese Frage auch nur stellte.
“
Mit
besteht eine deutlich größere Chance, dass er das nächste Weihnachtsfest noch erlebt.”
Greg sank auf den Stuhl zurück und bedeckte die Augen mit den Handballen. Er wusste nicht, was er tun sollte.
“Wird er es machen?”, rief Mercy aus, die unruhig hinter Edwards Schreibtisch auf und ab lief. “Ich halte diese Unsicherheit einfach nicht aus.”
“Psst! Ich kann nichts hören.” Mit einer Armbewegung gab Goodness der Freundin zu verstehen, dass sie still sein sollte.
“Shirley, weißt du Bescheid?”, fragte Mercy.
Shirley schüttelte nur den Kopf.
“Soll das heißen, dass er ablehnt?” Mercy musste sich plötzlich an das Bücherregal lehnen. “Besitzt dieser Mann denn überhaupt kein Herz?”
“Würdest du bitte dieses Geschrei lassen?”, forderte Goodness sie zum zweiten Mal auf. “Ich kann sonst nichts hören.”
“Sie streiten noch”, bemerkte Shirley. “Und der arme Greg kann nicht wissen …”
“Dass Tanner der Enkel von Matthias ist?”
“Nicht nur das”, sagte Shirley traurig. Die Ironie der ganzen Geschichte ließ deutlich Gottes Handschrift erkennen.
“Sondern?” Goodness drehte sich sichtlich verwirrt zu Shirley um.
“Was Greg nicht weiß”, erklärte Shirley den beiden anderen, “ist, dass der Junge mehr ist als nur Matthias’ Enkelsohn. Er ist Gregs Chance auf Erlösung.”
9. KAPITEL
P hil und Sandy Bennett kamen zur Chorprobe fünf Minuten zu spät. Hastig drängte Phil sich zwischen den anderen Mitgliedern hindurch zu seinem Platz in der hinteren Reihe. Er fühlte sich gereizt und gab seiner Frau die Schuld dafür. Schon möglich, dass sie nicht vorgehabt hatte, ihm Schuldgefühle wegen Greg einzureden – aber genau das hatte sie getan. Na ja, “Schuldgefühle” war vielleicht ein bisschen zu hoch gegriffen. Aber er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut.
Erst nachdem er die Noten aufgeschlagen und die ersten Töne gesungen hatte, hörte er sie: Die blonde Frau im ersten Sopran war wieder da! Allmählich wich die Spannung aus seinen Schultern. Er hatte es doch gewusst. Seine Einbildung hatte ihm die Sängerin nicht nur vorgegaukelt. Sobald die Töne des ersten Stücks verklungen waren, beugte er sich beiläufig vor, um sie anzusprechen.
“Wo waren Sie in den letzten Proben?”, erkundigte er sich. Es fiel ihm schwer, seinen Eifer zu unterdrücken. Bevor sie antworten konnte, stellte er schon die nächste Frage: “Wie heißen Sie eigentlich?” Hätte er Sandy einen Namen nennen können, dann hätte sie ihm sicher Glauben geschenkt. Schließlich kannte sie mehr Chormitglieder als er persönlich.
“Ich hatte viel zu tun”, erklärte ihm die blonde Sängerin.
“Aber Sie sind doch Chormitglied, oder?”
“Ich bin hier.”
Ihr Haar glänzte so hellblond, dass es fast weiß wirkte, und ihre Stimme … Phil war noch nie jemandem begegnet, der so sang wie diese Frau. Ihr Sopran klang klar, rein und beinahe schon überirdisch schön.
“Ich muss Sie unbedingt meiner Frau vorstellen”, sagte er, während sie beide in ihren Noten blätterten, um das nächste Stück herauszusuchen.
“Was ist mit Ihrem Bruder?”, fragte sie. “Würden Sie mich ihm auch vorstellen?”
Bevor Phil sich von diesem Schock erholen konnte, hatte der Chorleiter bereits den Einsatz gegeben. “Sie kennen meinen Bruder?”, erkundigte sich Phil, sobald das Lied zu Ende war.
“Oh ja. Ich weiß eine Menge über Sie beide.”
“Wer sind Sie?” Die Wendung, die das Gespräch genommen hatte, gefiel ihm gar nicht.
“Eine Freundin.”
Das begann Phil allmählich zu bezweifeln.
“Auf
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