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Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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hatte sich tief in den Hals
eingeschnitten, After und Maul waren von Fliegenschwärmen bedeckt.
     
    Das
Urteil im Keller
     
    „Prost, Simon!“ Christian Wolfinger, jagdgrün
gekleidet wie immer, hob sein Schnapsglas. „Das wird deinen Magen beruhigen.
Das Reh hängt am Baum, sagst du? Wie ein Gehenkter am Galgen?“
    Polt, der den Jäger am Abend zu Hause angetroffen
hatte, nickte.
    „Dann ist es geschnellt worden. Das ist alter ein
Wilderer-Ausdruck. Ein junger Baum wird zu Boden gebogen und befestigt. Mit
dem Stamm ist eine Drahtschlinge in Kopfhöhe des Wildes verbunden. Das Reh
verfängt sich, versucht verzweifelt zu entkommen, der Baum schnellt hoch und
das Tier ist sofort tot. Wundert mich, daß jemand solche Umstände macht.“
    „Ging's denn auch anders?“
    „Klar. Die Drahtschlinge allein genügt. Das Reh
stranguliert sich in seiner Panik. Hat für einen Wilddieb auch noch den
Vorteil, daß es im Unterholz liegenbleibt und nicht so rasch entdeckt wird.
Andererseits dauert der Todeskampf viel länger.“
    „Also ein irgendwie humaner Wilderer, in unserem
Fall, nicht wahr?“
    „Ja. Und vermutlich auch noch einer, dem es nicht
auf die Beute ankommt. Sonst hätte er das Reh nicht so lange hängen lassen.“
    Polt trank sein Glas leer. „Was ist denn das für ein
Teufelszeug?“
    „Dirndlschnaps, ganz was Rares. Nur der alte Reisinger
tut sich noch die Arbeit an. Wochenlang ist er im Spätsommer auf dem Grünberg
unterwegs und sammelt die Dirndlfrüchte. Kornelkirschen heißen sie auch noch, glaub
ich. An die 15 Kilo braucht man für nur einen Liter.“
    „Na, vielleicht sollt ich das dem Herrn Hafner erzählen.“
Polt war aufgestanden. „Der mag ja offenbar Hochprozentiges. Ich seh ihn
übrigens heute noch. Kleine Kostrunde im Höllenbauerkeller.“
    Als sich Polt auf den Weg in die Kellergasse machte,
war es dunkel geworden. Die Straße war fast menschenleer, nur vor dem
Kirchenwirt standen ein paar junge Leute und redeten gelangweilt aufeinander
ein. Polt kannte sie alle. Monika Brunngraber, noch keine elf Jahre alt, versteckte
rasch ihre Zigarette, als sie den Gendarmen sah.
    Die Stimmen verklangen, und Polt hörte nur noch das
Summen des altmodischen Dynamos und das leise Ächzen des Fahrradsattels. Er
überquerte den Wiesbach, die Lichter von Burgheim blieben zurück. Dunkelheit umfing
ihn warm und dicht. In einiger Entfernung sah er die Laternen der Kellergasse
als Kette von Lichtern auf dem Hang zur tschechischen Grenze hin. Hunderte von
Preßhäusern standen dort dicht aneinandergereiht, und jedes hatte einen
geräumigen Weinkeller unter sich. Polt freute sich darüber, daß einer dieser
Keller auf ihn wartete, eine heimliche, freundlich erhellte Welt im Bauch der
Erde.
    Als er die Preßhäuser erreicht hatte, stieg Polt vom
Fahrrad und schob es gemächlich bergan. Trotzdem holte er Sepp Räuschl ein.
Dem alten Weinbauern war zwar kein Weg zu weit, aber jeder rasche Schritt zu
viel. Nur einmal in seinem Leben war er gerannt, damals, als im Keller ein
Weinschlauch platzte.
    „Grüß Gott, Herr Räuschl! Auch zum Höllenbauern
unterwegs?“
    Der Wandersmann schaute Polt stumm ins Gesicht,
nickte andeutungsweise, und ging ein paar Schritte neben ihm her. „Rennen Sie
nur voran, Herr Polt“, sagte er dann, „mein Gott, diese jungen Leute, wissen
nicht wohin mit ihrer Kraft. Und wenn's dann einmal darauf ankommt, fehlt's
hinten und vorn.“
    Am Ziel angelangt, sah Polt Ernst Höllenbauer, den
Mesner Firmian Halbwidl und Heinz Hafner, zu dem offensichtlich ein geradezu
provozierend schönes Cabriolet gehörte, beieinander stehen. Ein Mann, der
schwarze Jeans und einen dünnen schwarzen Pullover trug, fotografierte das
Auto. Polt kannte ihn.
    Peter Paratschek war nach seiner Pensionierung von
Wien nach Burgheim gezogen. Der Gendarm wunderte sich, ihn hier zu sehen. Heinz
Hafner hatte seinen erstaunten Blick bemerkt. „Den Peter habe ich mitgebracht.
Ich kenne ihn von früher. Kann allerdings nicht behaupten, daß dieser Umstand
mein Leben entscheidend bereichert.“
    Paratschek lachte. „So ist er, der Heinz! Wer solche
Freunde hat, braucht keine Feinde mehr!“
    Hafner war neben sein Auto getreten. „Was sagen Sie
dazu, Herr Inspektor?“
    „Ich bin sprachlos.“
    „Passiert mir nie. Und das hier ist ein BMW Z8. Romantische
Sinnlichkeit und arrivierter Reichtum, gekonnt eingebettet in seine eigene
Herrlichkeit. Die ideale Ergänzung meiner eindrucksvollen Persönlichkeit. Und
dann

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