Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
Vom Netzwerk:
Kabinett, trocken. 12
Grad Klosterneuburger Mostwaage.“
    Polt beobachtete Heinz Hafner, wie er Farbe und Klarheit
prüfte, das Glas schwenkte, konzentriert schnupperte, einen guten Schluck nahm
und ihn mit einer kauenden Bewegung im Mund verteilte. Nach einer Weile
schüttete er den Rest Wein im Glas in einen bereitstehenden Krug und schwieg.
    „Ich will ja nichts sagen“, begann Sepp Räuschl.
    „Dann sag auch nichts“, unterbrach ihn der Höllenbauer
und schaute Hafner fragend an, der den Blick lächelnd erwiderte. „Also soll ich
was sagen, nicht wahr? Blasse Farbe, indifferentes Verhältnis von Gerbstoff und
Säure, grasiges Aroma. Als Kuh wäre ich begeistert. Kein Format, alles in
allem, leider. Dopplerware. Ein Wein zum Saufen, nicht zum Trinken. Aber Sie
haben ja noch mehr zu bieten, Herr Höllenbauer, na?“
    Dann war es still im Keller. Still und sehr kalt.
Polt hatte das lähmende Gefühl, bei einer Hinrichtung anwesend sein zu müssen.
Es folgte Schlag auf Schlag.
    „Ein blauer Portugieser, fruchtig, samtig. 13 Grad
Klosterneuburger Mostwaage.“
    „Keine Kraft, mein Lieber, kein Ausdruck. Es sei
denn, man ist wild auf Kaffeesud. Eindimensional, flach, harmlos. Und dann
reißt er auch noch ab.“
    „Ein Cabernet Sauvignon 98. Hohe Reife der Trauben
bei der Ernte. Fängt an, sich zu runden. Der Pfarrer nimmt ihn als Meß wein.“
    „Das grenzt an Gotteslästerung.“
    „Und warum, Herr Hafner?“
    „Dominanter Alkohol. Hier, sehen Sie die Schlieren
am Glas. Und der Geschmack erinnert mich an Brennesseln. Dazu paßt das
kratzige Tannin. Ein kantiger Bursche, der im Hals steckenbleibt. Nein,
danke.“
    „Ein 95er Traminer, würzig. Reife Auslese mit feiner
Restsüße.“
    „Erinnert frappant ab ein einen 96er, mein ich?
Kühle Nordlage, wie ich vermute, und zu lange auf der Maische gestanden. Keine
Säure, dafür um so mehr Alkohol. Prädikat aufdringlich.“
    Heinz Hafner stellte sein Glas hörbar auf den Tisch.
„Nichts für ungut, alle miteinander! Ich habe das dringende Bedürfnis, die
Wirkung dieser edlen Tropfen mit ein paar doppelten Schnäpsen zu vertiefen.
Adieu!“ Polt sah ihn mit Peter Paratschek im Gefolge leichtfüßig die
Kellerstiege hinaufeilen und wandte sich dann den Weinbauern zu, die einander
stumm anstarrten.
    „So ein Depp, so ein angeberischer“, sagte
irgendwann Sepp Räuschl.
    „Keine Ahnung hat er“,
sagte Firmian Halbwidl.
    „Ich weiß nicht...“ Sagte Ernst Höllenbauer und ließ
den Rest Traminer langsam auf den Kellerboden rinnen.
     
    Der
Garten des Herrn
     
    Harald Mank leckte an
seinem Zeigefinger, als Polt das Büro betrat. „Ich habe versucht, einen
Kompromiß zwischen Leberkässemmeln und Gabelbissen zu finden, Simon.“
    „Und?“
    „Schwedenbomben. Willst du
auch eine?“
    „Nein, danke. Der gestrige
Tag verdirbt mir noch immer den Appetit.“
    „Das tote Reh?“
    „Ja, auch. Wenn es einen Zusammenhang mit den anderen
Vorfällen in den letzten Tagen gibt, dann hat sich der Spaß gründlich
aufgehört. Möchte wissen, wo das noch hinführt.“
    Harald Mank holte eine Schwedenbombe aus der
Schreibtischlade und betrachtete sie mit unverhohlener Gier. „So nebenbei läßt
sich die Angelegenheit jedenfalls nicht mehr behandeln. Ich habe schon mit
Chefinspektor Hauswirt vom Kriminaldienst in Breitenfeld geredet. Doch zu den
erfreulichen Dingen: Wie war es denn gestern abend beim Höllenbauern?“
    „Erfreulich, sagst du...“ Polt unterbrach sich,
schaute zur Tür und sah Inspektor Holzer, der breit grinste. „Hoher Besuch für
dich, Simon. Geistlicher Besuch. Geht es womöglich gar ums Aufgebot? Aber ist
es denn so eilig, daß der hochwürdige Herr Pfarrer gleich in die Wachstube
kommt?“
    Polt war aufgestanden. „Keine Ahnung, was der hier
will. Oder doch, ich kann's mir denken.“
    Obwohl Virgil Winter keine Soutane, sondern einen
grauen Anzug trug, wirkte er fremd am Schauplatz irdischer Staatsgewalt. „Grüß
Gott.“ Er wandte sich Harald Mank zu. Ich hätte gerne ein paar Minuten mit dem
Simon Polt geredet, wenn es der dienstliche Alltag zuläßt.“
    „Gern. Ihr könnt mein Büro haben.“ Mank nahm eine
Schwedenbombe als Wegzehrung mit und verließ den Raum.
    Der Pfarrer schaute sich ein wenig unbehaglich um.
„Mein Mesner ist kreuzunglücklich, Simon. Erst spricht er, ohne mich zu fragen,
diese Einladung aus, und dann möchte er sie zurücknehmen.“
    Polt ertappte sich dabei, daß er gedankenverloren im
Notizblock seines

Weitere Kostenlose Bücher