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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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hatte, was ich mir vorstellte und wie es wirken sollte, kamen wir hierher und schlugen für ein paar Tage ein Zelt auf. Wir prüften, woher der Wind kommt, wo die Sonne zu den verschiedenen Tageszeiten auf den kopje scheint, wohin die Schatten fallen und wo es nachmittags am kühlsten ist. Zuerst zeichnete er alles mit einem Stock auf die Erde, steckte die Grenzen mit seiner Schnur ab und begann dann mit dem Bau. Er fertigte Zeichnungen von allen Bereichen an, die um die Felsen und Baumstämme herum gestaltet werden sollten. Wunderschöne Bilder, die für eine Ausstellung gerahmt werden könnten. Sie enthalten keine technischen Angaben, und unser Personal hat sie sofort begriffen. Selbst die Entwürfe für die elektrischen Leitungen und die Verlegung der Rohre waren einfach und leicht zu verstehen. Keine Diagramme, keine Begriffe, die nur von Ingenieuren und Architekten verwendet werden. Die watu lieben ihn. Bei der Arbeit tranken alle diesen schrecklichen pombe [40] miteinander. Und Kästen Bier, die Viktor mit seinem Auto herkarrte. Wahrscheinlich ist deshalb alles ein wenig schief. Aber er hat sie dazu gebracht, unermüdlich zu schuften, jeden Tag, sieben Tage die Woche. Es gibt keine gerade Linie hier. Schau …«
    Sarah zog ihre Kamera aus der Satteltasche und machte auf ihrem Rundgang mit Piet Bilder vom Innenbereich. Das Foyer im Haupthaus war in die Vorderseite des Felsens gebaut. Der Tresen in der Bar war aus einem einzigen Baumstamm gehauen und so auf Hochglanz gebracht worden, dass sich ihr Gesicht darin widerspiegelte. Auf der angrenzenden Aussichtsplattform standen bequeme Sessel, und Simon brachte Kissen in handbedruckten Bezügen mit afrikanischen Mustern. Ein großer Stapel dicker Decken in einem Weidenkorb sollte die Gäste warm halten, wenn sie nachts die Tiere an der Wasserstelle beobachten wollten. Die Schlafzimmer befanden sich in sechs abgeteilten Rondavels, die in der gleichen Bauweise wie das Hauptgebäude gehalten waren und alle einen verschiedenen Ausblick boten. Auf den Terrassen waren große Moskitonetze an den Deckenbalken befestigt, die man herunterlassen konnte, um sich nachts vor Mücken und anderen Insekten sowie vor der Kolonie Klippschliefer zu schützen, die Sarah überall schnattern hörte. Sie ging Piet voran und fotografierte die Außenseiten der Gebäude. Blau gesprenkelte Perlhühner spazierten auf den Felsen unter ihr, und Eidechsen mit leuchtend orangefarbenen Köpfen und türkisen Leibern sonnten sich auf dem heißen Boden. Die Wasserstelle war verlassen. Nur eine Herde Paviane tummelte sich auf der gegenüberliegenden Seite. Nachdem sie Sarah eine Weile angestarrt hatten, widmeten sie sich wieder ihren alltäglichen Beschäftigungen. Plappernd schwangen sie sich von Baum zu Baum, lausten sich gegenseitig und zogen einander am Schwanz. Dann wurde es mit einem Mal ganz ruhig, und einen Augenblick lang glaubte Sarah, in der Stille etwas Unheimliches wahrzunehmen. Schaudernd sah sie sich um. Es war ihr, als würde in dem umliegenden Wald ein bedrohliches Wesen lauern, doch als sie nichts entdecken konnte, zuckte sie die Schultern und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer Kamera zu.
    Piet war begeistert von ihrem Lob für die fantasievolle Architektur. Simon brachte noch mehr Kissen, und Piet ermutigte ihn, einige ihrer Fragen zu beantworten. Kipchoge stand zwischen den Bäumen unterhalb der Aussichtsplattform. Seine dunkle Haut verschmolz mit den Schatten. Schließlich stiegen sie die hölzerne Treppe zum Aussichtsbereich mit der breiten Veranda hinauf und schauten auf die weite Steppe hinaus.
    »Das ist mein Lieblingsplatz.« Piet deutete auf einen Felsen über ihnen, der einen gezackten Grat aufwies. »Heute haben wir keine Zeit, dorthin zu gehen, aber ich werde ihn dir bald zeigen. Diesen Ort suche ich immer dann auf, wenn ich ein Problem lösen muss oder wenn ich mich ganz besonders über etwas freue. Oder wenn ich einfach nur träumen möchte. Mein Wunschbrunnen. Dort fühle ich mich sehr stark mit dem Land verbunden.« Er zuckte die Schultern, als wollte er sich für seinen Gefühlsausbruch entschuldigen. »Auf jeden Fall hat man von dort aus den besten Rundblick über Langani.«
    Sarah betrachtete den Felskamm. Es rührte sie, dass Piet das Geheimnis dieses Ortes mit ihr teilte, und sie war sich seiner Nähe bewusst, als sie sich vorbeugte, um besser in die Richtung sehen zu können, in die er mit seinem Arm deutete. Lächelnd sah er auf sie herab und drehte sich dann

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