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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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saß ihr gegenüber, und Piet beugte sich über ihre Notizen und Fotos. Sie umarmte ihn stürmisch, und er schwang sie lachend, die Arme um ihre Taille gelegt, durch die Luft. Dann beugte er sich plötzlich zu ihr herunter und küsste sie. Zuerst war es nur eine freundliche, sanfte, brüderliche Umarmung, doch nach wenigen Sekunden küsste er sie leidenschaftlich und ließ seine Hände durch ihr Haar und über ihren Nacken gleiten. Sie spürte sein Verlangen und presste ihren Körper an seinen. Ein herrliches Gefühl des Triumphs stieg in ihr empor, als seine Lippen ihre Kehle berührten und seine Zunge ihre Haut streichelte. Noch einmal küsste er sie sanft auf den Mund. Aus weiter Ferne hörte sie das Geräusch eines Lastwagens, der in einen anderen Gang geschalten wurde, als er den Pfad herauffuhr. Dann rief Lars nach ihnen.
    »Wo bist du, Piet? Kipchoge, jambo. Wo ist Bwana Piet?«
    Piet trat einen Schritt zurück, hielt sie aber immer noch in seinen Armen. Er wirkte wie betäubt und sah sie lange an, als würde er sie zum ersten Mal richtig wahrnehmen. Sie versuchte, ihre Fassung wiederzuerlangen, bevor die anderen auftauchten. Camilla würde es ihr sofort ansehen. Sie hatte scharfe Augen, und Sarah war bewusst, dass sie zumindest zerzaust aussah. Ihr Haar war zerrauft, und ihre Wangen brannten, als wären sie dunkelrot angelaufen. Oh, Mist! Mist! Glorreicher, fabelhafter, wunderbarer Mist! Lars durchquerte mit langen Schritten das Foyer und trat auf die Aussichtsplattform. Hannah folgte ihm und äußerte sich begeistert über die Möbel, die Kissen und die Teppiche, die Simon platziert hatte. Camilla wanderte hinter ihr her, strich mit den Fingern über den glatten Stein und das polierte Holz und murmelte Komplimente. Piet fühlte sich offensichtlich unbehaglich, begrüßte alle viel zu herzlich und bat schließlich Simon, die Getränke einzuschenken. Gemeinsam gingen sie alle auf die Plattform und erhoben ihre Gläser. Sarah hielt sich im Hintergrund – sie konnte niemandem in die Augen schauen. Am wenigsten Piet. Camilla hob fragend die Augenbrauen, aber dann besichtigten sie zusammen die Lodge, und alles schien so zu sein, wie es vor ihrem Aufbruch an diesem Morgen gewesen war.
    Für Sarah jedoch hatte sich die Welt in einen neuen Ort der reinen Heiterkeit verwandelt. Wie in Trance blickte sie in den afrikanischen Abend, als hätte sich die Erde, auf der sie stand, aufgetan. Ihr Traum von Liebe und Erfüllung würde nun endlich wahr werden.

Kapitel 12
    Kenia, September 1965
    W as seid ihr nur für verwöhnte Prinzessinnen«, sagte Anthony. »Und dabei dachte ich, ich wäre den Dämchen von der Park Avenue für eine Weile entronnen. Aber ihr seid ja fast noch schlimmer. Falls ihr Durst habt, im Kofferraum sind Getränke. Doch in ein paar Minuten machen wir sowieso Rast. Ich muss noch in Charias duka vorbei, um ein paar letzte Vorräte zu besorgen. Piet sollte uns dort erwarten. Es ist der letzte Boxenstopp, wo ihr noch mal aufs Klo könnt. Später müsst ihr euch hinter den Wagen kauern, was sicher die Löwen freuen wird.«
    Bei ihrem Aufbruch aus Langani am frühen Morgen war der blaue Himmel noch dunstig gewesen. Inzwischen, zwei Stunden später, konnten sie Pullover und Socken ausziehen und sehnten sich nach kalten Getränken. Antony bremste neben einem niedrigen Gebäude mit verrostetem Dach, von dem die Farbe abblätterte. Piets Landrover parkte vor dem Haus. Der Anhänger des Wagens war mit einer blauen, bereits staubbedeckten Plane versehen. Im dämmrigen Inneren des Ladens roch es nach Paraffin und Desinfektionsmittel. Camilla sah, wie Anthony dem afrikanischen Angestellten ein wenig Geld zusteckte.
    »Armer Teufel«, flüsterte er Camilla zu, während Mr. Charia, der Besitzer, die Einkaufsliste las und klappernd seinen Rechenschieber bediente. »Es wundert mich, dass er nach zehn Jahren bei dem alten Sklaventreiber noch aufrecht stehen kann. Keine Ahnung, warum er hier bleibt und Lumpen trägt, anstelle einer shuka [41] und einer Tonne Perlenketten. Obwohl er bestimmt noch keine vierzig ist, geht er schon gebeugt, weil er den ganzen Tag Säcke wuchtet, die so viel wiegen wie er selbst. Trotzdem ist er immer guter Dinge. Wie schafft er das nur?«
    Mitfühlend beobachtete Camilla, wie der Samburu Behälter voller Kerosin, Mehl und Maismehl zu Piets Wagen schleppte. Sarah war vor der Mittagssonne hereingeflüchtet. Sie lehnte an der Theke und trank lauwarme Limonade aus einer Flasche, wobei sie das

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