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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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gesehen?«
    »Dass ich dich in einem Rennen zu diesem kopje dort drüben schlagen werde, Piet van der Beer.«
    Sie trieb ihr Pferd zu einem wilden Galopp an und preschte davon. Er rief ihr irgendetwas hinterher, aber ihr Gesicht glühte immer noch von seiner Berührung, und sie hörte nur das Sausen des Winds und das heftige Pochen ihres Herzens. An dem kopje warteten sie, bis Kipchoge und Simon sie eingeholt hatten. Währenddessen zog Sarah eine Wasserflasche aus ihrer Satteltasche.
    »Bitte sehr.« Lächelnd reichte sie Piet die Flasche. Er sollte zuerst trinken. Dann wollte sie ihre Lippen auf die Stelle legen, von der er getrunken hatte, und ihn in dem Wasser schmecken. Sie beobachtete, wie er einige große Schlucke trank und sich dann den Mund mit seinem Handrücken abwischte. Als er ihr die Flasche zurückgab, berührte sie flüchtig seine Hand, aber er beugte sich herab, um seine Steigbügel zurechtzuziehen, und schien es gar nicht bemerkt zu haben.
    » Memsahib Sarah sitzt sehr gut auf dem Pferd.« Simon hatte sie mit Kipchoge endlich eingeholt.
    » Memsahib Sarah gehört zu einem Stamm, der sich Iren nennt, Simon. Diese Leute sind recht stürmisch, wenn sie auf einem Pferd sitzen«, erwiderte Piet und grinste Sarah an. »Simon hat erst mit dem Reiten begonnen, seit er bei uns arbeitet. Kipchoge bringt es ihm bei. Er macht sich schon recht gut, findest du nicht?«
    »Ich bemühe mich sehr, reiten zu lernen.« Das Gesicht des jungen Kikuyu leuchtete bei Piets Kompliment auf. »Aber noch kann ich es nicht so gut wie Sie. Wenn ein Löwe hinter mir her wäre, würde es mir vielleicht nichts ausmachen, schneller zu reiten.«
    »Du hast das schon sehr gut gemacht«, meinte Sarah. Hinter gab Kipchoge einen Laut von sich, der sich keinesfalls schmeichelhaft anhörte. Als sie sich im Sattel umdrehte, sah sie, wie er auf die Erde spuckte und sich abwandte. »Vielleicht kann ich dir zeigen, wie du bequemer auf dem Pferd sitzen kannst. Dann kannst du es besser kontrollieren«, sagte sie zu Simon.
    »Simon hat viel zu tun«, warf Piet scharf ein, und der junge Mann ließ sich sofort zurückfallen, bis er sich wieder auf gleicher Höhe mit Kipchoge befand.
    »Bin ich schon wieder ins Fettnäpfchen getreten?«, fragte Sarah.
    »Nein, aber du weißt doch, wie Kipchoge ist. Wir kennen uns schon seit unserer Kindheit. Er begreift nicht, warum ich diesen Jungen von der Mission eingestellt habe, und ist eifersüchtig. Simon muss sich bewähren, und ich möchte nicht, dass man ihn bevorzugt behandelt. Dann würde es noch länger dauern, bis er hier akzeptiert wird.«
    »Und wie fühlt er sich dabei?«, wollte Sarah wissen.
    Piet zuckte die Schultern. »Das weiß ich nicht. Wahrscheinlich wie jeder, der eine neue Stellung in einem Betrieb antritt, wo sich alle anderen schon lange kennen. Damit muss er eine gewisse Zeit klarkommen, das ist alles.«
    Eine Stunde später erblickten sie gewaltige Felsen, die von dem mit Dorngestrüpp überwucherten Boden aufragten. Dahinter schlängelte sich ein Fluss an der Waldgrenze entlang. Als sie näher kamen, entdeckte Sarah einige Gebäude, die sich an den Hang schmiegten. Sie waren so geschickt angeordnet, dass sie sich harmonisch in ihre Umgebung einfügten. An den offenen Vorderseiten sah sie breite Terrassen, und die überhängenden Dächer waren mit Stroh gedeckt. Vor dem Hauptgebäude befand sich eine Aussichtsplattform mit Blick auf eine Wasserstelle. Der schlammige Boden war kreuz und quer mit Tierspuren und ausgestreutem Salz bedeckt, das sich weiß gegen die rote Erde abhob. Die Zimmerwände waren aus Schlamm errichtet, Tür- und Fensterrahmen schmückten geschlungene erdfarbene Bänder. An einigen Stellen bildeten Felsen die Wände der Räume. Der ganze Gebäudekomplex verschmolz mit der Landschaft, sodass man aus der Ferne die einzelnen Häuschen kaum bemerkte. Sarah sah sich fasziniert um.
    »Piet! Das Konzept ist brillant! Ganz anders als alle herkömmlichen Touristenunterkünfte. Wer hat das entworfen?«
    »Es war meine Idee. Ich wollte, dass es ganz natürlich wirkt. Aber ein verrückter polnischer Architekt namens Viktor Szustak hat mir dabei geholfen. Er hält sich für einen Dichter, trinkt literweise alle verfügbaren alkoholischen Getränke und entpuppt sich als Genie, wenn man ihm einen Bleistift, ein paar Blätter Papier und ein Knäuel Bindfaden in die Hand gibt. So hat er dies alles ausgemessen. Ich habe ihn niemals mit einem Maßband gesehen. Nachdem ich ihm gesagt

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